Plattenladen trifft Gastronomie: Das Café Riptide im Magniviertel lockt mit veganen Leckereien und feinsten Vinylplatten.
Eigentlich könnte man das Café Riptide locker in hippen Städten wie Berlin, Dresden, Leipzig oder Hamburg verorten, doch glücklicherweise haben Chris Rank und André Giesler ihre Vision von einer Gastronomie mit Plattenladen in Braunschweig verwirklicht. Als erstes veganes Café in der Löwenstadt bediente das Riptide bei seiner Eröffnung vor rund 14 Jahren noch eine Nische, doch es mauserte sich schnell zur Kult-Institution. Ihre Anfänge hatte die Gastronomie im lauschigen Handelsweg – der ältesten Passage Braunschweigs, wo auf etwa 70 Metern die abwechslungsreichsten Geschäfte aufeinandertreffen.
Seit vergangenem Jahr befindet sich das Musikliebhaber:innen-Café in einer neuen, sehr charmanten Nachbarschaft, denn inmitten des Magniviertels hat der Plattenladen ein neues Zuhause in schickem Fachwerkgewand gefunden. Und mit dem Umzug folgte auch ein ausgereiftes Gastronomiekonzept mit täglich wechselndem Mittagsmenü im Café Riptide, das ich an einem eisigen Novembertag ausprobierte.
Veganes Szene-Café
„There is a crack in everything, that’s how the light gets in“ steht am Eingangsbereich des Café Riptide. Es ist ein Zitat des legendären kanadischen Singer-Songwriters Leonard Cohen und bereitet mich auf die flammende Musikleidenschaft vor, die durch das Café wabert. Schließlich ist Riptide-Inhaber Chris Rank nicht nur Plattendealer des Vertrauens, sondern auch ein waschechter Musikenthusiast, der unter anderem als DJ Butch Cassidy an den Turntables steht und die Musikfilm-Eventreihe „Sound on Screen“ ausrichtet.
Und tatsächlich versprüht der neue Standort noch genau den unverwechselbaren, typischen Riptide-Charme – ein cooles Vintage-Flair, das durch das Fachwerk besonders gut zur Geltung kommt. Auf zwei Etagen bietet die neue Location im Magniviertel viel Platz für Gäste oder Stammtische, die dort gut und gerne mal abgehalten werden. Tatsächlich erkenne ich auch einige Möbelstücke aus dem Handelsweg wieder – etwa die Lampen, die ein Berliner Künstler einst für das Riptide bemalte, oder auch das lauschige Retro-Sofa im ersten Stock, auf dem ich schon einige Male mit Freund:innen saß.
Natürlich sind auch die Platten mit umgezogen, die regelmäßig Vinyl-Liebhaber:innen anlocken. Doch die meisten Gäste kämen zur kulinarischen Verköstigung ins Riptide, verrät Chefkoch Nico. Mit dem Umzug ins Magniviertel bekam die Riptide-Küche nämlich ein Upgrade: Statt weiter kleine Gerichte in der Teeküche zubereiten zu müssen, kocht Nico nun neben der Standard-Karte von Dienstag bis Freitag einen frischen, veganen Mittagstisch. Heute steht ein deftiger Erbseneintopf mit veganer Wurst auf dem Plan, den ich mir prompt bestelle.
An der großen Fensterfront des Cafés mache ich es mir mit meiner Bestellung gemütlich. Und während ich genüsslich meinen Eintopf schnabuliere, beobachte ich das Treiben auf den mit Kopfstein gepflasterten Straßen des malerischen Viertels.
Zeitgleich erklingt im Hintergrund ein musikalisches Potpourri von The Beatles über Alt-J bis Wanda – straight outta Chris’ hauseigener Riptide-Playlist. Aber nicht nur die Musik schmeckt mir, auch das fein komponierte Essen entzückt mich. Das Zusammenspiel aus Erbsen, Kartoffeln, Stauden- und Knollensellerie, Karotten und Süßkartoffeln, alles garniert mit frischer Petersilie, schmeckt raffiniert und die leicht pikante vegane Wurst bringt eine subtile Schärfe hinein.
Bei der wöchentlichen Planung des Mittagstisches legt Chefkoch Nico viel Wert auf Nachhaltigkeit. „Ich achte darauf, dass ich alle Zutaten irgendwie wiederverwenden kann und wirklich nichts weggeschmissen wird. Deshalb sind die Speisen auch an die jeweilige Saison angepasst“, erklärt Nico.
Das Café Riptide ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Durch den Standort im Magniviertel lockt die einmalige Gastronomie neben Stammgästen erfreulicherweise auch mehr Laufkundschaft an – besonders an sonnigen Tagen, denn der Außenbereich des Cafés direkt an der gotischen Hallenkirche St. Magni lädt zur entspannten Kaffee-Pause ein. Trotzdem bleibt es für immer ein hippes, liebevolles Indie-Café mit Plattenladen, das zum Glück nie nach Berlin wollte.
Fotos Denise Rosenthal