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Zehn ecken Stadtgeschichte

Der kleine Pavillon am Kalenwall mag für Passanten unscheinbar wirken.
Wieviel Familien- und Stadtgeschichte in der Silberquelle steckt, hat Claudia Gorille, Tochter des Gründerehepaars, nun in einem prächtigen Buch zusammengetragen.

Gertrud und Joachim Gorille fliehen kurz nach Kriegsende im Mai 1945 aus Berlin. Zu Fuß und mit Bollerwagen wollen sie eigentlich Hamburg erreichen. Als sie Wochen später völlig erschöpft in Braunschweig ankommen, entscheiden sie: „Hier bleiben wir – erst einmal.“

Die beiden arbeiten zunächst als Bedienungen im Kaffee Korso am Damm, bevor ihre eigene Geschäftsidee immer genauere Formen annimmt und sie am 1. November 1945 endlich ihren eigenen Verkaufsstand gegenüber des damaligen Bahnhofs, neben dem Luftschutzbunker am Kalenwall eröffnen können. Dort bringen sie von nun an Kaffee, belegte Brote und Bockwurst unter die Leute. Stets adrett in weißem Kittel oder Schürze zaubert das geschäftstüchtige Paar in seinem hellen, freundlichen Imbiss das Gefühl einer besseren Zukunft zwischen die grauen Trümmer der Stadt. Der Ursprung der Silberquelle.

Kiosk, Kneipe, Kiezkultur
Das Familienunternehmen floriert, der Standort zwischen Bahnhof, Innenstadt und Busbahnhof entpuppt sich als ideal, und so wird im Jahr 1949 der bekannte zehneckige Pavillon gebaut. Als Marketingcoup wird in der Zeitung ein Preisausschreiben zur Namensfindung veranstaltet. Aus den beiden Favoriten „Im Silberstreifen“ und „Zur Quelle“ wird kurzerhand „Silberquelle“ und schon ist der kleine Pavillon medienwirksam in aller Munde.
33 aluminiumverkleidete Quadratmeter Braunschweig, die nur der Anfang einer langen Geschichte waren.
Claudia Gorilles Buch steckt derart voll mit liebevollen Erinnerungen und spannenden Fotos, dass jeder nur halbwegs geschichts-
interessierte Braunschweiger es gelesen haben sollte. Vor allem solche, die erst jetzt erfahren haben, dass das heutige Lindbergh/
Fieber/Flamingo-Gebäude früher mal ein Bunker und die gegenüberliegende Sparkasse der Hauptbahnhof war. Die Namen der umgebenden Clubs im Kultviertel haben zwischenzeitlich öfter gewechselt. Aber die Silberquelle besteht seit nunmehr 75 Jahren.
Unseren herzlichsten Glückwunsch!

Fotos Claudia Taylor, Verlag Andreas Reiffer

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Lars Wilhelm

Geschrieben von Lars Wilhelm

Aktienhandel im Neo-Broker

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