Keimzeit bespielen mit dem Rückenwind ihrer über 40-jährigen Bandgeschichte am 26. April die Live-Bühne des Braunschweiger Westand.
40 Jahre Bandgeschichte sind kein Pappenstiel, so viel ist sicher. Und in unserer Zeit, in der die Rückbesinnung aufs NDW-Soundgewand omnipräsent durch Charts und Konzertlocations klingt, da zünden die Pioniere von einst eben auch noch mal durch. Keimzeit finden sich etwa mit ihrem genreprägenden Hit „Kling Klang“ in vielen Retro-Playlists des deutschen Pop wieder und sind eine jener umtriebigen Vertreter, die deutsche Texte nachhaltig abseits des Schlagers etablierten. Die Brandenburger Band hat Turbulenzen der deutschen Geschichte hautnah begleitet, gründete sich 1980 noch unter anderem Namen, 1982 dann als Keimzeit in der DDR und wirkte hier als Sprachrohr einer Jugendbewegung, die von der damaligen Obrigkeit nicht ohne Skepsis gesehen wurde.
Immer wieder viel zu sagen.
Im wiedervereinigten Deutschland schwang sich die Gruppe dann zu einem kommerziell erfolgreichen Thema auf: „Bunte Scherben“, das 1993 erschienene dritte Album, auf dem auch „Kling Klang“ zu hören ist, verkaufte sich über 100.000 Mal. Trotz einiger über die Jahrzehnte vollzogenen personellen Neuaufstellungen der Combo stehen die Gründungsmitglieder Norbert Leisegang als Sänger, sowie dessen Bruder Hartmut Leisegang am Bass unverändert auf den Bühnen der Nation. Ebenso der seit den 90er Jahren für die Band aktive Keyboarder des Sextetts Andreas Sperling, der das letzte Studioalbum von 2022 „Kein Fiasko“ in Eigenregie produzierte. Die Band ruht sich also keineswegs aus, wie man sieht, scharf blieben die in Text und Musik verhandelten Bausteine der Alltäglichkeiten. Keimzeit sehen die Welt mit den Augen des demütig Staunenden und holen ihre Zuschauerschaft mit ins Boot. Das macht sie aus.
Bock auf live!
Die Lust am Live-Geschäft ist offensichtlich groß geblieben: Über 80 Konzerte stehen für Keimzeit seit Anfang 2023 im Tourplan und 2024 macht der Zug auch Halt im Braunschweiger Westand: Am 26. April steigt hier die Show, bei der über 40 Jahre Band- und letztlich auch Zeitgeschichte in eine Setlist gedampft und abgefeuert werden. 13 Studioalben, zwei Live-Compilations und das 2022 erschienene Best-Of-Doppelalbum „Von Singapur nach Feuerland“ lassen zumindest mal erahnen: An Material mangelt es nicht.
Foto Bernd Brundert