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Volksmusik als Einstiegsdroge

YouTube-Star Marti Fischer im SUBWAY-Interview.

Egal, ob Stimmen imitieren, Synchronsprechen, den Normalsterblichen zeigen, wie eigentlich genau Musik funktioniert oder einen globalen Social Media Trend lostreten, Marti Fischer hat es alles schon gemacht – und das auch noch wirklich gut!
Wir sprachen mit dem vierunddreißigjährigen Wahlberliner über seine Salzgitteraner Vergangenheit, seine Karriere und natürlich über seine Liebe zur Musik.

Du kommst ja ursprünglich aus Salzgitter. Wie lange hast du denn da gewohnt?
So sieht es aus. Ich bin in Salzgitter geboren worden, genauer gesagt in Salzgitter-Bad. Dann haben wir eine Zeit lang in Lebenstedt gewohnt und 1998 sind wir nach Bad Homburg gezogen. Danach dann nach Bremen und 2006 wieder zurück nach Salzgitter. 2014 bin ich nach Berlin abgehauen.

Wie kam es dazu, dass du nach Berlin gegangen bist?
Mit YouTube konnte ich in Salzgitter nicht ganz so viel anfangen. Da habe ich kaum Leute gehabt, die mir diesen metaphorischen Ping-Pong-Ball zurückspielen konnten. Ich kannte ja auch schon einige YouTuber, die beispielsweise in Köln oder Berlin wohnten und dann musste ich mich eigentlich nur noch für eine Stadt entscheiden. Und in Berlin habe ich mich einfach direkt verschossen, als ich das erste Mal da war und die Leute besucht habe, die ich auch schon kannte.
Also die Space Frogs beispielsweise. Und mit Rick bin ich dann tatsächlich auch zusammengezogen.

Jetzt hast du ja aber nicht erst in Berlin angefangen, Musik zu machen. Wann genau ging das bei dir los?
Also meine Mutter oder meine Großeltern, die kamen da drauf, dass der Junge wohl irgendwie musikalisch zu sein scheint. Und dann dachten sie sich: Schenken wir dem doch mal ein Keyboard. Und das hat alles ins Rollen gebracht.
Wobei ich davor auch mit meinen Großeltern immer viel gesungen habe, wenn wir zusammen wandern waren. Die haben oft Volks- und Wanderlieder mit mir und meinem Bruder gesungen. Das war praktisch die Einstiegsdroge.

Solange irgendwo Musik rauskommt und das nicht gerade Handy-Lautsprecher sind, dann finde ich es toll, dass da Musik ist.

Wie kamst du zur Musikproduktion?
Das war kurz, nachdem ich angefangen habe, Keyboard- beziehungsweise kurz darauf dann auch richtigen Klavierunterricht zu nehmen. Da hab ich mir von meinem Konfirmationsgeld 2004 einen Aldi-Laptop gekauft. Und dann habe ich mit dem aus einer Sample Library meine eigenen Arrangements aus Loops zusammengeschustert. Das war der Magix Music Maker. Und zur selben Zeit begann meine Band-Karriere. Da gab es einen Saxophonisten, der an meiner Schule eine Jazzband angeboten und Musiktheorie unterrichtet hat. Ich habe beides gemacht und fand das wahnsinnig spannend.

Hast du dann auch Musik studiert?
Wollte ich! Deswegen bin ich beim ersten Versuch sogar durchs Abi gerasselt, weil ich mich nur aufs Musiklernen konzentriert habe. Eigentlich wollte ich Musiklehrer werden. Dann machte aber im Jahr 2010 YouTube die Blutgrätsche durch die Lehramtspläne. Da habe ich dann den Secret Talents Award gewonnen. Mit Stimmenimitationen.

Wie ging es mit YouTube dann weiter, als du diesen Preis gewonnen hattest?
Mit dem Gewinn dieses Preises hatte ich direkt auch einen Partner-Channel gewonnen. Das heißt, meine Videos wurden, sofern sie genug Views hatten, am Umsatz beteiligt, den YouTube mit Werbe-Einspielern macht.
Das war die Zeit, in der ich dann wieder nach Salzgitter zurückgezogen war und da erstmal geguckt habe: Was wollen die Leute überhaupt von mir haben? Womit bespaß ich die jetzt? Und am Anfang waren das eben die Stimmen.
Dann kamen aber auch schon richtig geile bezahlte Jobs. Da kamen die Leute von einem Mobilfunkanbieter und denen sollte ich verschiedene Sprachaufnahmen machen. Das war in einem Studio in Düsseldorf. Da hatten wir immer eine ganze Menge Spaß.

Du hast schon mehrfach mit Cory Wong, den man unter anderem von Vulfpeck kennt, zusammengearbeitet. Wie kam das zustande?
Er hatte so eine Art Kickstarter-Kampagne, womit er sein Album Cory Wong and the Greenscreen Band nochmal refinanzieren wollte. Er hat dann unter Anderem angeboten, man könnte für dreihundert Dollar eine sogenannte Remote Tracking Session buchen. Das heißt, man schickt ihm einen Song, er spielt irgendwas ein, was ihm dazu einfällt und dann gibt es die Einzelspuren wieder zurück. Und das habe ich gemacht. Dann hat er natürlich, weil ich das gebucht habe, mit mir Kontakt aufgenommen. Aber ich hätte nie gedacht, dass daraus eine Freundschaft entsteht – das war Ende 2017 – die bis heute anhält.

man muss sich von dem Perfektionismus verabschieden…

In deinen Videos steckt offensichtlich immer sehr viel Arbeit und Herzblut. Ist es dann nicht unglaublich schwer, irgendwann zu sagen: „So, und jetzt ist es fertig und perfekt.“?
Um es mit den Worten des Hulk zu sagen: Das ist mein Geheimnis, Captain. Ich bin nie zufrieden.
Aber man muss sich von dem Perfektionismus verabschieden, weil der einen nur aufhält.
Da finde ich es wesentlich geiler, wenn ich das Gefühl habe, ich habe jetzt gerade die Energie und das Feeling in der Gesangsaufnahme schon so gehört und gespürt, wie ich es haben will. Dann reicht mir das. In dem Moment ist auch der Spirit noch ganz, ganz frisch. Also glauben Sie es mir einfach mal, meine Herren, man hört das.

Wie hörst du am liebsten Musik?
Das wird jetzt wahrscheinlich ein paar Leute schocken, aber… Das ist mir egal. Solange Musik irgendwo rauskommt und das nicht gerade Handy-Lautsprecher sind, dann finde ich es toll, dass da Musik ist. Wenn es auch noch Musik ist, die ich mag, umso besser.
Ich mag es aber auch, wenn die Musik irgendwann mal die Schnauze hält und ich für mich sein kann. Ansonsten liebe ich meine Speaker hier im Studio. Man mag es vielleicht nicht glauben, aber zu Hause habe ich gerade gar keine Stereo-Anlage. Da höre ich über eine Bluetooth-Box. Und ansonsten unterwegs, im Zug oder wenn ich so draußen unterwegs bin, habe ich immer meine AirPods drin.

Vielen Dank!
Gleichmäßig danke schön.

Fotos Marti Fischer

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Simon Henke

Geschrieben von Simon Henke

Tour-Nomadin

„Die Größe dieser Shows war Surreal“