Warum die abgesagtesten Festivals des
Jahres auch ein Grund zur Freude sind
Es war ein weiterer empfindlicher Rückschlag für das pandemiegeplagte Partyvolk im nicht versiegenden Strom schlechter Neuigkeiten, als die Nachrichtenportale im März den erneuten Ausfall des Festival-Sommers vermeldeten. Das unübersichtliche Infektionsgeschehen und die daraus resultierende fehlende Planungssicherheit machen eine Austragung der großen Open-Airs in den Sommermonaten unmöglich. Konzertliebhaber und Camping-Jünger müssen sich nun erneut in Geduld üben und hoffen, dass mit dem Impfsaft im Arm 2022 der ekstatische Engtanz unterm Sternenhimmel endlich wieder möglich sein wird.
Dennoch sollte bei aller Enttäuschung über das diesjährige Aus der Musik-Events nicht vergessen werden, dass der festivalfreie Sommer auch einen positiven Aspekt mit sich bringt – diesen vier Festival-Typen werdet ihr 2021 glücklicherweise nicht begegnen müssen:
Der Arsch mit der Tröte
Stark alkoholisiert und beseelt vom letzten Act des Tages versammelt sich die Reisegruppe bei Lagerfeuer und Wurstkonserve vor Monis Wurfzelt. Doch statt sich wie jeder vernünftige Mensch im Mondschein mit Dosenbier zu betäuben, erdreistet sich dieser Longboard-Daniel tatsächlich, seine hölzerne Panflöte auszupacken, um den wehrlosen Zuhörern einen ausgelutschten Chartbanger nach dem nächsten um die Ohren zu speicheln. Eine zermürbende Angelegenheit.
Der Handystrolch
Sonnenuntergang. 20 Grad im Schatten. AnnenMayKantereit performen auf der Mainstage eine emotionale Hymne über das Ableben eines Zuchtbullen und der rücksichtslose Knilch in der Vorderreihe hat nichts Besseres zu tun, als dir mit seinem Mobil-Telefon die Sicht auf deine Idole zu verperren. Stories, Selfies, SMS … es wird gefaxt bis der Hobel glüht. Dass seine Arme unter der Dauerbelastung nicht ermüden, ist erstaunlich.
Der Springbreaker
Bei diesem Exemplar handelt es sich um einen sogenannten „chilligen Dude“ (zu Deutsch: entspannter Zeitgenosse). Seine Kernkompetenzen sind unangemessenes Verhalten und Grenz-
überschreitungen im Schutze der Dunkelheit. Doch auch tagsüber ist äußerste Vorsicht das Gebot. Im Falle einer Begegnung sollte der Augenkontakt unbedingt vermieden werden, die überbordende Kühlnis des Springbreakers könnte sich sonst in einem spontanen Freestyle-Rap entladen.
Der Abräumer
Auch dieser Kandidat besitzt das Potenzial dein Konzertvergnügen eklatant zu beschädigen. Er verliert erst sich selbst im Rausch und dann die Kontrolle über seine Extremitäten. Wie ein überladener Sattelschlepper schwenkt der wankende Riese bei gitarrenlastiger Tanzmusik in der Menge aus und zertrümmert dabei Nasen und Jochbeine, ohne jedoch selbst Notiz davon zu nehmen. Auch sein unermüdlicher Einsatz an der Zapfanlage ist bemerkenswert.
Grafik Sven Gebauer