Louisa Ferch
Unsere Filmhighlights im November 2022
Amsterdam
Ein einäugiger Arzt, ein Schwarzer Anwalt und eine liebevolle Krankenschwester – so skurril die Figuren und so überspitzt die Handlungen auch wirken mögen, so hat sich in den USA einiges der hier erzählten Story tatsächlich ereignet. Mit „Amsterdam“ liest Erfolgsregisseur David O. Russell („Silver Linings“, „American Hustle“) aus einem dunklen Kapitel der amerikanischen Geschichte vor und zeigt dabei unaufdringlich Parallelen zur dortigen aktuellen politischen Situation. Neben der gelungenen Retro-Optik ist es außerdem der unfassbare Cast, der diesen satirischen Historienfilm einfach nur großartig macht.
Regie David O. Russell
Darsteller Christian Bale, Margot Robbie, Anya Taylor-Joy, Chris Rock u. a.
Pro
– wir können uns gar nicht entscheiden, wer hier am meisten abliefert – Christian Bale, Margot Robbie oder doch John David Washington?
– starkes Anti-Establishment-Statement
Con
– Spagat zwischen Fiktion und tatsächlicher Historie gelingt an mancher Stelle nicht ideal
Start 3. November
WatchFactor 91%
The Menu
Alles beginnt ganz ruhig und harmlos: Ein Paar – sehr schön anzusehen mit Nicholas Hoult und Anya Taylor-Joy – gönnt sich ein richtig luxuriöses Haute Cuisine Dinner. Mit jedem Gang wird die Stimmung jedoch merkwürdiger, bis schlussendlich alles aus dem Ruder läuft. „The Menu“ lässt die Anspannung so fein ansteigen, dass man fast platzt, bis es endlich richtig eskaliert. Die zugrunde liegende Satire des Ganzen verleiht dem Thriller „Get Out“-anmutende Vibes; dazu kommt ein großartiger Cast. Oscarverdächtig!
Regie Mark Mylod
Darsteller Ralph Fiennes, Anya Taylor-Joy u. a.
Pro
– Ralph Fiennes spielt mal wieder großartig
– Adam McKay („Don’t Look Up) war hier als Produzent mit am Werk
Con
– lässt einen hungrig aber appetitlos zurück
Start 17. November
WatchFactor 92%
Crimes of the Future
Triggerwarnung, dieser Film könnte verstörend wirken, denn Regie-Legende David Cronenberg („eXistenZ“) kehrt hier zu seinem Handwerk zurück – dem Body Horror. Aufgrund des „beschleunigten Evolutionssyndroms“ erleidet die Menschheit kaum noch Schmerz, stattdessen entwickeln sich neue Organe. Was für die einen eine Chance ist, entwickelt sich für andere zur Höllenqual. Zwischen Science-Fiction und Horror liefert Cronenberg hier wieder ziemlich ab – wenn auch auf die übliche beängstigende und perverse Art und Weise.
Regie David Cronenberg
Darsteller Viggo Mortensen, Kristen Stewart u. a.
Pro
– wenn Science Fiction gar nicht mehr so weit weg wirkt …
– einzigartige Filmidee mit erstklassigen Schauspieler:innen umgesetzt
Con
– nichts für schwache Mägen und Nerven
Start 10. November
WatchFactor 82%
Bones and All
Es ist diese romantische, retroangehauchte Wärme, die uns Regisseur Luca Guadagnino schon mit „Call Me By Your Name“ geschenkt hat, die einen auch in seinem neuesten Werk empfängt. Sogar Timothée Chalamet ist wieder mit dabei und wieder liebt und leidet er auf die schönst mögliche Art. Allerdings kommt „Bones and All“ wesentlich düsterer daher, denn unsere Protagonist:innen sind Kannibalen. Irgendwie weird, gruselig und eklig, gleichzeitig aber auch wahnsinnig romantisch und sinnlich. Ein einzigartiges Crossover-Kunstwerk.
Regie Luca Guadagnino
Darsteller Timothée Chalamet, Taylor Russell u. a.
Pro
– Coming-of-Age-Movie der Extraklasse
– Guadagninos Händchen für Emotionen ist einfach ganz großes Kino
Con
– Kannibalismus ist immer ein eher unappetitliches Thema
– was Armie Hammer wohl davon hält ..?
Start 24. November
WatchFactor 92%
Exklusiver Kinotipp vom Universum Filmtheater
Zeiten des Umbruchs
New York, 1980: Paul ist das jüngste Mitglied einer gut situierten jüdischen Familie. Als er sich zu Beginn des neuen Schuljahres mit dem Schwarzen Jonathan anfreundet, wird ihm langsam bewusst, dass nicht jede:r in dieser Welt die gleichen Chancen hat. Ein zutiefst persönliches Coming-of-Age-Drama über das Aufwachsen in einem Amerika, das geprägt ist von allgegenwärtigem Rassismus, elitären Machtgefügen und tiefgreifenden Vorurteilen. Dabei zeigt der Film ein ungleiches System auf, in dem nicht alle Menschen gleichberechtigt behandelt werden.
Regie James Gray
Darsteller Anne Hathaway, Anthony Hopkins u. a.
Pro
– ein wie immer begnadet guter Anthony Hopkins (als Pauls Großvater)
– fesselnde Abrechnung mit dem „Amerikanischen Traum“
Schon gewusst?
– erhielt Standing Ovations bei seiner Weltpremiere in Cannes 2022.
– autobiografisches, authentisches Werk von Regisseur James Gray („Ad Astra“).
Start 24. November
WatchFactor 94%
Text Louisa Ferch, Michael Werner
Fotos NikosNikolopoulos, Walt Disney, Warner Bros. GmbH
