Die neue Ausstellung der New Yorker Künstlerin Firelei Báez ab Juli im Kunstmuseum Wolfsburg
Trust Memory Over History – unter diesem Ausstellungstitel setzt die dominikanisch-amerikanische Künstlerin Firelei Báez klare malerische Statements gegen Unterdrückung und Diskriminierung, die damals wie heute keinen Platz auf der Welt haben. Sie erinnert an die Stimmen diskriminierter Menschen, die in vielen historischen verschriftlichten Dokumenten nicht vorkommen und spiegelt die Diskrepanz freier mündlicher Überlieferung und konstruierten Narrativen wider, die von Machtdemonstration zeugen. Ihre dynamischen Kompositionen sind einerseits als korrigierende Retrospektive und andererseits als Wegweiser für alternative, globale und zukunftsweisende Denkansätze zu verstehen. Vom 6. Juli bis zum 13. Oktober kann die Ausstellung der international erfolgreichen Künstlerin in Wolfsburg besucht werden.
Visionen auf Vergangenheit
Die 1981 geborene und in New York lebende Künstlerin beschäftigt sich damit, wie Kultur und Identität durch die Historie und ihre überlieferten Geschichten geprägt werden. In ihren Werken macht sie auf Lücken und Ungerechtigkeiten aufmerksam und konstruiert gleichzeitig alternative, gerechtere Utopien. Firelei Báez beschäftigt sich mit einem breiten Themenspektrum von dominikanischer und karibischer Kultur über Science-Fiction, Kunst- und Naturgeschichte bis zur Kolonialzeit, Migration, dem Leben in der Diaspora, Rassismus und Genderfragen.
Die Inspiration für ihre Gemälde entspringt alten Landkarten, Konstruktionsplänen und Diagrammen, die sie zur Veranschaulichung von beispielsweise Staatsgrenzen und Machtverhältnissen nutzt. Auf dieser Oberfläche der transportierten Vergangenheit entstehen dynamische Bewertungen der Ge-genwart und starke Visionen der Zukunft. Aus alten Buchseiten schafft die Visionärin moderne Papierinstallationen, die das Gedeihen von futuristischen Konzepten auf geschichtsträchtigem Untergrund abermals veranschaulichen. Ebenso wie Individuen, die in keine Schublade zu stecken sind, entziehen sich auch ihre originellen Figuren jeglicher Einordnung und gesellschaftlichen Struktur. Die fabelhaften Wesen setzen starren Strukturen und Schwarz-Weiß-Denken eigenwillig Formen und kräftige Farben im Widerstand gegen Kontrolle und das luftabschnürende Korsett einer einheitlichen, angepassten Gesellschaft entgegen.
Die individuelle Sicht bestimmt die Grenzen
Báez selbst beschreibt viele ihrer Werke als auf die menschlichen Sinne ausgerichtet und weit über die Grenzen der Wahrnehmung mit dem bloßen Auge hinausgehend. Lebendige Farben und Texturen können nicht nur wahrgenommen, sondern auch physisch spürbar werden: „It’s strange because a lot of my work is built for human senses. So, that means that it’ll evoke certain smells, certain textures, certain things that are very dependent on the limits of human sight. There will be vibrant colours – or very visceral colours – that make you feel bodily.“
Die Werke von Báez wurden bereits im Nationalmuseum in Wales, im Institute of Contemporary Art in Boston, im Witte de With Contemporary Art in Rotterdam sowie unter anderem in New York und Miami ausgestellt.
Nach dem Erwerb einer Installation der Künstlerin im Jahr 2018 präsentiert das Kunstmuseum in Kooperation mit dem Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk, Dänemark nun ihre erste museale Einzelausstellung in Deutschland. Diese umfasst hauptsächlich Gemälde und Papierinstallationen, die in den letzten Jahren entstanden sind, einschließlich einer eigens für die Ausstellung in Wolfsburg geschaffenen Arbeit.
Das Kunstmuseum lädt die Besuchenden dazu ein, sich mit allen Sinnen von den abstrakten und figürlichen Werken und der außergewöhnlichen Kombination von Geschichte, Gegenwart und Zukunft inspirieren zu lassen.
Zur Künstlerin
Firelei Báez wuchs in der Dominikanischen Republik und den USA auf, lebt derzeit in New York und ist für ihre aufwändigen Arbeiten auf Papier und Leinwand sowie Skulpturen bekannt. Im Herbst 2015 zog sie mit Ausstellungen in Utah und Miami Aufmerksamkeit auf sich, in denen sie provokativ den Widerstand der unterdrückten People of Color in den Vereinigten Staa-ten und der Karibik darstellte.
„Meine Arbeiten schaffen alternative Vergangenheiten und potenzielle Zukünfte, indem sie Geschichte und Kultur infrage stellen, um einen Raum für eine Neubewertung der Gegenwart zu schaffen.“
Fotos Firelei Báez, Courtesy die Künstlerin und Hauser & Wirth,
Mats Nordmann, Phoebe d‘Heurle, Jackie Furtado