Sondaschule
Gute Zeiten Tour
4. März | Faust (H)
sondaschule.de
Die Ruhrpotter Ska-Punker Sondaschule beginnen 2022 auf der Überholspur:
Nach ihrem Film „Unbesiegbar“ kommt am 11. Februar das gleichnamige Album.
Ein Mittelfinger an diese beschissene Zeit – auch für die Ruhrpotter Sondaschüler waren die vergangenen zwei Jahre eine echte Belastungsprobe. 2020 konnten sie gerade mal zwei Konzerte spielen – und zwar vor Autos statt einem pogenden und schwitzenden Publikum. Hinzu kam der plötzliche Tod ihres Gitarristen Daniel Junker im Sommer ’21 – ein harter Schlag für die sonst so optimistische Truppe, die zu dem Zeitpunkt drauf und dran war, die Pandemie-Zwangspause richtig gut zu nutzen. Ein neues Album stand in den Startlöchern und gleichzeitig wurde dazu eine in Eigenregie produzierte Mini-Serie mit Ralf Richter, Slavko Popadic und Marlene Tanczik in den Hauptrollen gedreht. All das aufgeben? Keine Option. Das gigantische Feedback auf die Ruhrpott-Romanze „Unbesiegbar“ zum gleichnamigen Album hat dem Quintett nach diesem Schicksalsschlag wieder Kraft gegeben, weiterzumachen und Vollgas zu geben. Peu à peu wurden über Monate hinweg 13 Mini-Episoden inklusive Musikvideos zu neuen Songs gedroppt und der Heißhunger auf die neue Platte angeregt. Und jetzt steht es in den Startlöchern: Am 11. Februar kommt mit „Unbesiegbar“ nicht nur Album Nummer acht an den Start, sondern damit auch das beste Sondaschule-Album aller Zeiten. Das haben wir uns zum Anlass genommen, um mit Bandleader und Sänger Costa Cannabis über Siege und Niederlagen, Liebe und Freundschaft zu plauschen.
Costa, euer neues Album „Unbesiegbar“ steht in den Startlöchern. Wie geht’s euch damit gerade?
Ich bin ganz aufgeregt, dass es endlich soweit ist und wir die ganze Arbeit der vergangenen eineinhalb Jahre jetzt mit allen teilen können. Dass jeder das Album haben und durchhören kann und dass wir uns auf einen mehr als positiven und ausgiebigen Sommer freuen können. Das ist gerade mein Grundgefühl – sehr viel positive Energie.
Ihr habt parallel zum Album noch eine Mini-Serie gedreht, die mega cool geworden ist und bestimmt eine Menge Spaß gemacht hat… Wie verlief das so?
Es ging anfangs gar nicht um eine Mini-Serie. Im Grunde gabs die Idee, einen Film zu drehen. Wir haben dann nur gemerkt: Shit, wenn wir den einmal zeigen, dann wars das ja! Also haben wir es zu einer Mini-Serie gemacht, um es ein bisschen zu strecken um die Vorfreude auf das Album immer mehr zu steigern. Mit dem letzten Teil der Serie gibt es dann quasi alles in einem Stück als Film. Wir haben dann einen gemeinsamen Online Kinoabend veranstaltet – so, wie es eigentlich gedacht war. Ich denke, das richtige Gefühl kommt auch erst auf, wenn man alles in einem Stück schaut: Die Handlung, die in Musikvideos übergeht und so weiter – ein bisschen wie bei ABBA! (lacht) Es hat uns viel Spaß gemacht in einer Zeit, als es überhaupt nicht möglich war, Konzerte zu spielen. Wir haben 2020 nur zwei Konzerte gespielt – und die jeweils in einem Autokino. Deshalb ist die Idee entstanden, die Zeit anders zu nutzen und mit der Film-Idee haben wir direkt groß gedacht.
Wie habt ihr euch als Filmdarsteller gefühlt?
Wir haben ja schon oft Musikvideos gedreht. Von daher wussten wir, dass wir keine guten Schauspieler sind. (lacht) Gerade ich bin lieber hinter als vor der Kamera. Deswegen dachten wir uns: Musik machen können wir, also schlüpfen wir in die Rolle der Band. Über eine Freundin aus Mülheim, die Schauspielerin ist, haben wir Connections zu einigen talentierten Leuten aufgebaut und haben so auch Profi-Schauspieler überzeugen können, das Ganze mit uns durchzuziehen. Die hatten auch einen riesigen Spaß, weil sie zu der Zeit auch sonst wenig drehen konnten. Ich habe dann ein Drehbuch geschrieben und bin mit einem Freund die Dialoge durchgegangen; wir haben das alles zu Hause durchgespielt und daraus ist dann der Film entstanden. Im Endeffekt war es learning by doing – wir haben vorher nicht gewusst, wie so etwas funktioniert, aber sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und schauen uns das selbst auch immer wieder gerne an.
Was war euer schönster Drehmoment?
Das war auf jeden Fall, als alles im Kasten war – echt ein „Wow“-Moment. Wir haben alle Schauspielszenen am Stück an nur vier Tagen gedreht – teilweise ging das bis nachts um vier und am nächsten Morgen um 8 Uhr weiter. Das war eine sehr intensive Zeit. Währenddessen war so viel los, dass man gar nicht den Blick dafür hatte, ob das jetzt Spaß macht und ob das cool ist – dafür ist man viel zu sehr in diesem intensiven Moment. Das kam dann erst, als alles im Kasten war: Wow, was wir hier in so kurzer Zeit gemeinsam geschafft haben! Auch ein sehr schöner Moment war, als ich gesehen habe, wie Ralf Richter den Quatsch, den ich mir ausgedacht habe, wirklich Wort für Wort aufsagt. Und Slavko Popadic, der für mich momentan einer der besten Jungschauspieler überhaupt ist, hat die Rolle so geil gespielt – so gut habe ich es mir nicht mal im Traum vorgestellt. Zu sehen, wie die spielen, was ich aufgeschrieben habe, war wirklich toll und etwas ganz Neues für mich.
Kann man „Unbesiegbar“ eigentlich als Konzeptalbum bezeichnen? Hattet ihr die Story von Anfang an vor Augen oder habt ihr sie euch für die Mini-Serie erst so nach und nach zusammengebastelt?
Es hat sich wirklich erst im Nachhinein ergeben. Das Konzept „Unbesiegbar“ war für mich zwar schon klar, weil ich unbedingt ein positives Album schreiben wollte. So war es im Nachgang zwar keine ganz leichte Sache, aber irgendwie naheliegend, diese Songs zu nehmen und in eine Geschichte zu gießen. Um ehrlich zu sein: Zu dem Zeitpunkt hatten wir auch nur die sechs Songs, die im Film sind. Ich habe die dann in eine Reihenfolge gebracht und die Geschichte drumherum geschrieben. Alles besitzt ja ungefähr dasselbe Überthema. Den Rest habe ich sozusagen dazu erfunden, aber das hat ja scheinbar ganz gut funktioniert.
Das Thema „Liebe“ steht im Mittelpunkt des Albums. Ist Liebe die stärkste Waffe, die wir haben?
Absolut. Ich glaube, das einzige auf der Welt, das unbesiegbar ist, ist die Liebe. Und da geht es auch nicht nur um die Liebe zu einer bestimmten Person – es wird geheiratet, es wird sich geschieden, es passieren alltägliche Dinge, wo Beziehungen auch enden – aber die Liebe zum Leben, Neues und Positives zu erleben, sind eigentlich der einzige Antrieb, den der Mensch hat. Wenn das weg ist weg ist, wird es kalt und traurig im Leben. In dem Film wird zwar eine Liebesbeziehung dargestellt, aber mir geht es da hauptsächlich um Freundschaft. Lieb, wen du willst! Und wenn du dich nur selbst liebst. Ist zwar aus meiner Sicht ein bisschen traurig, aber ich glaube, Selbstliebe gibt auch vielen Menschen Kraft, ganz viele Dinge in ihrem Leben zu schaffen. Wichtig ist, dass überhaupt irgendwie Liebe dabei ist und dass man Hingabe und Energie in Dinge steckt, von denen man denkt, dass sie sich lohnen. Ich denke, das ist der Hauptantrieb, warum sich die Welt überhaupt noch dreht.
„Das einzige auf der welt, das unbesiegbar ist, ist die liebe“
Gegenfrage zu eurem Albumtitel: Wie geht ihr eigentlich mit Niederlagen um?
Aus Niederlagen lernt man und gewinnt im Endeffekt etwas dazu. Wir haben nie verlernt, das Positive in Dingen zu sehen und Niederlagen gehören einfach dazu. Die sind auch wichtig, weil man sich sonst nicht weiterentwickelt. Ein passendes Bild ist da vielleicht auch das Yin und Yang: Ohne Niederlagen keine Siege und ohne Siege keine Niederlagen. Das eine kann ohne das andere nicht existieren. Deswegen ist es ganz wichtig, die Waage zu halten. Ich glaube, viele sagen jetzt auch so etwas wie: „Unbesiegbar ist niemand! Was bildet ihr euch ein?“ – aber die nehmen diesen Titel einfach zu wortwörtlich. Wir sind natürlich keine blinden Vollidioten, die einfach nur noch das Positive sehen und den Rest wegsaufen. Dennoch ist „Unbesiegbar“ für dieses Projekt der perfekte Titel.
In der Pressemitteilung heißt es, „Unbesiegbar“ sei das beste Sondaschule-Album aller Zeiten…
Bis jetzt! (lacht)
Was habt ihr diesmal anders gemacht?
Die meisten Künstler sagen ja immer, ihr neuestes Album sei das Beste, das sie jemals gemacht haben. Wir haben das bisher noch nie getan, aber diesmal sagen wir es aus voller Überzeugung. Die ganze Entstehung des Albums, alles was in der Zwischenzeit passiert ist und wie wir als Band zusammengewachsen sind, sind wichtige Punkte und sehr große Schritte gewesen. Wir sind sehr glücklich und happy damit. Man hört die Band wieder sehr doll raus, so wie es früher einmal war. Wir sind musikalisch einen großen Schritt zurückgegangen und haben uns trotzdem gleichzeitig weiterentwickelt. Deswegen sind wir fest der Meinung, dass dies das beste Sondaschule-Album aller Zeiten ist – musikalisch und textlich, auch wenn es natürlich immer eine Geschmacksfrage ist, ob man lieber Texte über Liebe hört oder doch eher Party- und Sauf-Geschichten, die wir früher gerne propagiert haben. Das ist jedem selbst überlassen. Wir fühlen uns in unserer Haut gerade absolut wohl und freuen uns schon sehr darauf, die neuen Songs live zu spielen, um dann alle davon zu überzeugen. Es wird Tränen und Pogo geben. Dieses Album hat einfach alles, um einen sehr, sehr guten Live-Abend zu haben. Und da sind wir sehr stolz drauf.
Wie bleibt man sich über so eine lange Zeit hinweg musikalisch immer treu?
Ich glaube, wir haben die Phase der Experimentierfreudigkeit schon lange hinter uns. In der Vergangenheit haben wir unseren Fans auch teilweise einiges zugemutet! (lacht) Aber auch bewusst, weil wir uns nie einsperren lassen wollten. Mittlerweile besinnen wir uns einfach auf das, was wir am liebsten machen und warum es diese Band gibt. Wenn ich heute Lieder schreibe, dann mache ich das einfach aus dem Bauch heraus, ohne vorher groß zu überlegen, was ich da eigentlich tue. Das kommt einfach. Und alles, was einfach so rauskommt, ist ja eigentlich genau die Quelle von dem, was man wirklich machen möchte. Da das bei uns eigentlich grundsätzlich immer so war und nur zwischendurch mal etwas experimentiert und im Studio herumgepuzzelt wurde, ist es uns sehr leicht gefallen. Wir müssen uns nicht verstellen, um Sondaschule zu sein. Wir müssten uns eher anstrengen und verstellen, wenn wir versuchen würden, in eine andere Richtung zu gehen. Das haben wir mal gemacht und ich glaube, dieser Weg ist auch wichtig für eine Band, um sich selbst zu finden. Nun sind wir gefühlt angekommen und zufrieden.
Euer Rezept für gute Laune und positive Energie trotz Schicksalsschlägen?
Ein Rezept gibt es dafür nicht. Ich glaube, das ist eher eine Lebenseinstellung. Klar gibt es auch mal Zeiten, wo das nicht so ist. Dann entstehen Songs wie „Ich verspreche mir selbst“. Ich lasse mich in diese Gefühle dann voll reinfallen und nehme im Nachhinein einen Song mit, der mir hilft. Auch andere Musik, die ich gerne höre, gibt mir sehr viel Energie zurück und hilft mir, mit schweren Situationen umzugehen. Ich glaube, Musik ist oft der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben – das möchte ich gar nicht auf uns beziehen, sondern allgemein sagen. Mir hilft Musik wirklich sehr durch kritische Lebensphasen. Zudem bin ich einfach ein positiver Mensch – auch schon immer gewesen. Toi toi toi, dass das so bleibt! In schlimmen Momenten hilft das, um wieder auf die Beine zu kommen.
Fotos Flo Ehlich
1. Februar 2022