Nostalgieverliebt und musikbegeistert: Der Braunschweiger Radiosender Brunswiek FM zelebriert das alternative Nachtleben der 80er, 90er und 00er.
Musik spricht eine Sprache, die wir alle verstehen; die Tausende auf großen Festivals vereint; die einen zum Tanzen oder auch zum Weinen bringen kann. Nicht ohne Grund feiern wir noch heute die Hymnen großer Rocklegenden, kennen die unsterblichen Namen der Bands, die Musikgeschichte geschrieben haben und tragen die Shirts längst von uns gegangener Helden. Handgemachte Rockmusik ist zeitlos und findet immer wieder seinen Weg vom Ohr ins Herz.
Der Braunschweiger Radiosender Brunswiek FM huldigt den Genres der elektrischen Gitarre von Metal bis Punk auf besonders aufrichtige Art und Weise: Seit Mai 2021 ist der Sender online auf dem Portal laut.fm zu hören und wird seitdem mit viel Herzblut und Musikleidenschaft von Michael Kurze geführt. Aufgrund der anhaltenden Konzert- und Partyflaute hat der 45-jährige Hobby-DJ kurzerhand einen eigenen Radiochannel gegründet, um seine All-Time-Favourites endlich mal wieder spielen zu können. Aus einem gigantischen Soundpool gekaufter Songs inklusive GEMA-Gebühren für die Musiker:innen stellt Micha stetig wechselnde Playlists zusammen, die einen buchstäblich rund um die Uhr mit Musik versorgen, denn Moderationen und Lückenfüller-Gerede gibt es auf Brunswiek FM nicht. „Die Tracks variieren immer, damit sich alles nicht wie bei normalen Radiosendern ständig wiederholt“, erklärt der Brunswiek-FM-Gründer Micha im SUBWAY-Interview bei einem Radler in der Feierabendsonne. Gemütlich tauschen wir uns über die hiesige Musikszene, den Wert von Radio und unsere liebsten Halloween-Songs aus.
Für einen lockeren Start in den Tag leitet Brunswiek FM morgens mit einer abwechslungsreichen „Rotation“-Sendung ein, in der zwischen Mötley Crüe und Slipknot auch mal „Overload“ von den Sugababes oder „That’s Not My Name“ von The Ting Tings läuft. „Ich finde, es gibt in jeder Musikrichtung eine tolle Band und die versuche ich da auch hin und wieder mit reinzuschmuggeln“, bestätigt der Musikkenner und -liebhaber. Darüber hinaus legt er auch großen Wert auf Female-Fronted-Bands, um dem herrschenden Ungleichgewicht in der Szene entgegenzuwirken.
Vormittags nimmt Micha auf Brunswiek FM seine Hörer:innen gerne mal musikalisch durch die Geschichte des Punks, gegen Feierabend startet dann seine persönliche Lieblingssendung: Mit Doom und Death Metal wird es ab 18 Uhr mal für ein paar Stunden düster auf dem handgemachten Spartensender. Stilecht wird es im frisch angebrochenen Oktober selbstredend auch ein musikalisches Halloween-Special geben – schließlich passt zum Festtag des Grusels kein Genre besser als jenes, welches sich ohnehin gerne mit Totenköpfen und der Farbe schwarz schmückt.
An den Wochenenden geht’s auf Brunswiek FM abermals richtig rund, wenn Micha in den Abendstunden seine liebsten Partyhits rausholt: „Natürlich wollte ich auch gerne, dass der Sender Braunschweig-Bezug hat; dass dort Songs zu hören sind, die damals auch im Merz, im Wintergarten oder der Haifischbar liefen“, erklärt Micha, der unter anderem auch Teil des nostalgieverliebten BS Oldschool e. V. ist. Über die Banger, die dann und wann auf Brunswiek FM laufen, lässt Micha gerne auf dem gleichnamigen Instagram-Kanal abstimmen. „Da sind viele Musikverrückte wie ich“, lacht der Selfmade-Radiomacher, „wir tauschen uns da richtig viel aus – quasi wie in einem Musikforum. Ich glaube, das hat vielen Fans gefehlt!“
Neben den großen Sternchen am Rockstarhimmel wie Metallica, Black Sabbath oder Motörhead setzt der Brunswiek FM-Host auch regionale Bands wie Such a Surge, Oomph oder Terry Hoax auf sein Programm. Aber wie steht es um die kleineren Gruppen der hiesigen Szene? „Ich habe eine Zeit lang auch Nachwuchsbands aus Braunschweig und Umgebung gespielt, aber während des Lockdowns kam leider wenig Musik bei mir an …“, bedauert Micha. Liebe Szene, schickt euren Stuff an @brunswiekfm, damit es demnächst eine Nachwuchssendung mit euren Songs geben kann!
So schön bunt und liebevoll das Programm bei Brunswiek FM auch ist – warum sollte man eigentlich auf Online-Radio zurückgreifen, statt sich eine Playlist auf Spotify und Co. auf die Ohren zu legen? „Vielleicht als so einer Art Anti-Bewegung gegenüber großen Streamingdiensten, über die die Künstler nur ein paar Cent verdienen“, grübelt Micha. Ist es darüber hinaus nicht auch einfach viel schöner, eine mit Hingabe eines Musikfans zusammengestellte Tracklist zu hören, statt sich immer wieder im Strudel seines eigenen Algorithmus zu verlieren? Nachdem wir uns ein paar Stunden Brunswiek FM reingezogen haben, können wir sagen: Definitiv!
Foto Louisa Ferch