Regionale Independentliteratur

Der Braunschweiger Verlag Andreas Reiffer feiert sein 20-jähriges Bestehen.

Als Independent-Verlag neben den großen Buchbranchen-Haien zu bestehen, mag zwar herausfordernd sein, aber nicht unmöglich. Während sich Springer, Kiepenheuer & Witsch, Hanser und Co mit bekannten Namen der Literaturszene wie Fitzek, Stuckrad-Barre und T. C. Boyle schmücken, tummeln sich in den kleinen Genre-Nischen unabhängige Verlage, die den Buchmarkt durch ihr liebevolles, spezialisiertes Repertoire bereichern. Genau dort befindet sich auch der Verlag Andreas Reiffer, der im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feierte.

 

In Meine ist der sympathische Kleinverlag beheimatet und hat bis heute rund 120 Buchprojekte begleitet. Bereits 1994 werkelte der Namensgeber und Gründer mit seinem Kumpel Axel Klingenberg an der Literaturzeitschrift SUBH. „Die Verlagsgründung diente zunächst nur dazu, diesem Projekt eine offizielle Adresse zu geben“, erinnert sich Reiffer, „erst drei Jahre später habe ich angefangen, die ersten Bücher zu produzieren.“ Inzwischen beherbergt und betreut der Verlag rund 90 vielfältige und stadtbekannte Autoren wie Till Burgwächter, Hardy Crueger, Beatrix Flatt, Martina Bartling, Marcel Pollex, Frank Schäfer und viele mehr. Spezialisiert hat sich der Ein- Mann-Verlag vermehrt auf ungewöhnliche Regionalliteratur und Bücher über Rockmusik und Eishockey.

Nicht im Mainstream stattzufinden, bringt einige Vorteile mit sich, weiß der Literaturliebhaber: „Independent-Verlage werden ja oft für ihre Vorreiterrolle für neue Trends und mutige Veröffentlichungen gelobt. Wenn ich auf mein Programm blicke, könnte das durchaus stimmen. Letztendlich ist es aber so, dass ich die Bücher verlege, die mir auch wirklich Spaß machen; mit Themen, die mich berühren.“
Besonders 2020 schlugen einige Autorenwerke aus dem Hause Andreas Reiffer mediale Wellen über die Region hinaus. „Die Veröffentlichungen von Carl Weissner und Wolfgang Welt haben für einigen Wirbel gesorgt. Über Weissners ‚Aufzeichnungen über Außenseiter‘ berichtete sogar die FAZ mit einer 2/3-Seite“, freut sich der sympathische Verlagsgründer, „ich bin zusammen mit den beiden Herausgebern der Bücher sehr glücklich, diesen beiden Autoren posthum mehr Aufmerksamkeit verschafft zu haben.“

Obwohl Wissenschaftler und Medien immer wieder das Buchsterben prophezeien, glaubt Andreas weiterhin an die Kraft der Literatur: „Das Buch ist das Medium, mit dem wir uns ohne Ablenkung eine sehr lange Zeit beschäftigen können und es regt zwangsläufig unsere Fantasie an. Ich bezeichne dies durchaus als Grundbedürfnis. Es ist ein wichtiger Beitrag zur vielerwähnten Entschleunigung. Kein anderes Medium kann so etwas meiner Meinung nach leisten.“
Trotz seiner inzwischen 20 Jahre im Verlagswesen klingen die Herausforderungen für den emsigen Autodidakt nicht ab. Schließlich sollen die Bücher immer besser und die Themen vielseitiger werden. Obwohl der gebürtige Berliner den Verlagsberuf nie erlernt hat, ist sein Ein-Mann-Betrieb inzwischen zur nahbaren regionalen Literatur-Institution geworden.

„Ich persönlich habe extrem viel gelernt, hauptsächlich aus Fehlern“, gesteht der Publizist, „heute bin ich routinierter – bei der Projektplanung mit den AutorInnen, bei der Auswahl der Druckerei und des Lektorats, und bei der Buchgestaltung. Aber ich bin immer noch sehr aufgeregt, wenn der Lkw mit einer Palette neuer Bücher vor der Tür steht!“
Pandemiebedingt fiel die Jubiläumssause des Verlags im vergangenen Jahr leider aus. Mittlerweile ist die Party für Andreas aber auch eher zweitrangig geworden: „Es wäre einfach schön, viele Menschen mal wiederzusehen und mit ihnen zu feiern. Und ich hoffe, dass wir damit nicht bis zum 25. Verlagsjubiläum warten müssen.“

SUBWAY freut sich auf die nächsten 20 Jahre voller wundervoller Bücher über Rock’n’Roll, Popkultur und die Region aus dem Verlag Andreas Reiffer.

Fotos Alina Veersmann

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Denise Rosenthal

Geschrieben von Denise Rosenthal

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