1.6k ANSICHTEN von Simon Henke 26. Januar 2022, 09:54 inKlangfarben

Modus Mainy

Die Wolfsburgerin Mainy verzaubert die Trap-Rap-Welt mit 90’s-Flair und freshen Musikvideos.

Das neue Jahr ist noch nicht alt, doch langsam aber sicher steppen die Buffallos in Richtung Frühling und der Drip fittet zu den good Vibes von Mainy aus Wolfsburg. Mainys verträumt melodiösen Trap-Hooks verlocken zu weit aufgerissenen Dachfenstern und irgendwie auch zum Dirty-Sprite trinken. Nach zwei Singles aus 2019 avancierte das personifizierte Powerpuffgirl 2021 zum absoluten Aktivposten und veröffentlichte über das Jahr hinweg sechs Singles, fünf davon mit zeitgemäß aufwendigem Musikvideo. Und so wie 2021 endete, soll es fürs neue Jahr doch bitte weitergehen: „Im letzten Sommer fiel der Startschuss. 2021 lief das alles so auf 80 Prozent, dieses Jahr sollen es dann bitte 150 Prozent werden! Mein Produzent und ich sind schon sehr fleißig dabei, neues Zeug zu produzieren und alles durchzuplanen, soweit also der Vorsatz, da konsequent dranzubleiben“, so die 27-Jährige.

Der bisherige Erfolg kann sich durchaus sehen lassen: Die Ode an die Sneakermode „Buffalos“ erreichte innerhalb des halben Jahres schon über 100 000 Spotify-Streams. Doch auch solche Lorbeeren laden im schnelllebigen On-Demand-Business nicht zum Ausruhen ein, wie die italienischstämmige Wolfsburgerin verrät: „Natürlich freue ich mich darüber, für mich ist diese Zahl unfassbar. Um einmal von der Musik wirklich leben zu können, ist es aber noch ein langer Weg.“

Musikalische Juliensblog-Erziehung
Meine Eltern haben mich im Kindergarten schon in die musikalische Früherziehungsgruppe gesteckt, weil sie gemerkt haben, dass ich ein Faible dafür habe. Noch bevor ich reden konnte, habe ich schon Disney-Lieder nachgesummt“, so Mainy, die dann im Alter von zehn Jahren das Klavierspielen begann. Erste Online-Erfolge brachten ihr schließlich bald Liveauftritte in der Region ein. Die richtige Initialzündung erfolgte dann 2014 über einen Internetwettbewerb des einst erfolgreichen deutschen Youtube-Kanals Juliensblog. Der Vlogger Julien Sewering wurde damals berühmt-berüchtigt für seine Meinungsblogs zu hitzigen Themen und für das JuliensBlogBattle, welches klassischen Battlerappern die Bühne gab, gegeneinander in Videoeinreichungen anzutreten. „Klar, das war damals eine Plattform, wo sich viele Leute hervorgetan haben. Ich fand die Battles halt cool, aber war ja gar nicht unbedingt Rapperin im klassischen Sinne, sondern habe immer mehr gesungen“, erklärt uns Mainy, „doch dann gab es irgendwann den Startschuss zum JuliensBlogContest, bei dem sich alle unabhängig von der Musikrichtung bewerben konnten. Und ich saß dann mit meinem Produzenten zusammen und wir haben uns gesagt: Lass uns da mitmachen, was haben wir zu verlieren?“ Die Teilnahme von Mainy, die damals noch unter dem Namen MainyAiuto verkehrte, schlug Wellen. Das Stück mit dem Titel „Zeit“ erreichte reges Interesse und hat bis heute über 10 000 Likes und 100 000 Views eingefahren. „Primär habe ich da mitgemacht, um überhaupt mal Feedback von Leuten zu kriegen, die mich nicht persönlich kennen. Auf einmal rief mich irgendwann JuliensBlog an und lud mein Video hoch. Damit kam dann auch die Bestätigung: Das ist vielleicht echt gar nicht so schlecht, was wir hier machen, vielleicht sollten wir da einfach mal dranbleiben.“ Mainy blieb am Ball, verkaufte ihre erste EP noch DIY als gepresste CD auf hiesigen Konzerten. Dann folgte der Relaunch als Mainy. Nun soll bei Gelegenheit dann auch wieder live abgerissen werden, wie sie anmerkt: „Natürlich freu ich mich schon mega aufs Livespielen. Das halbe Jahr, in dem ich nun so richtig aktiv am Releasen war, habe ich ja nicht einen Gig gehabt. Das hätte ich mir natürlich gewünscht, auch um ein bisschen mehr in der Übung zu bleiben. Allmählich verliert man so Corona-bedingt diese Face-to-Face-Interaktionen.“

Schmiede des guten Geschmacks
Schon seit sie zwölf Jahre alt sind, hängen Mainy und ihr Produzent Fay Guevara aufeinander und machen Musik. Nach wie vor treffen sich die beiden zwei bis drei Mal die Woche und arbeiten gemeinsam daran, aus der Musik ein stabiles Standbein zu machen. Der neueste Streich aus der gemeinsamen Kooperation trägt den Titel „Nachtaktiv“. „Hier hatte ich als Erstes die Hook, die mir spontan bei der Kosmetik eingefallen ist“, lacht Mainy. „Ich lag da mit meiner kompletten Maske und habe die Wimpern gemacht bekommen, warte auf meine Kosmetikerin, da kam mir diese Line ‚Baby komm, komm wir gehen, vielleicht bleibts ein Versehen’. Ich hab die Skizze dann mit einem Auge in mein Handy getippt, zu Hause mit dem Klavier begleitet und dann meinem Produzenten vorgelegt. Die Produktion hat so drei Monate und damit ziemlich lange gedauert“, führt Mainy aus, „letztlich haben wir uns über 2021 aber so aufgestellt, dass wir echt jeden Monat einen guten Song rausbringen können.“ Unterstützung findet sie in ihrer Crew. Als Teil des Modelabels Kafa Leş Femmes spannt sie ihre Girlgang-Friends in Musikvideos mit ein, welche sie vom Videografen Bianco Nero shooten lässt, der nicht nur visuell eine Stütze ist, wie Mainy verrät: „Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen. Er ist mein Fels in der Brandung, wofür er ja eigentlich gar nicht zuständig ist. Wenn es irgendein Problem gibt, ist er oft der Erste, den ich anrufe.“