Oase des technischen Fortschritts: ­SUBWAY-Redakteurin Edith Bietendüfel hat
das Spieleparadies Schlomsen besucht.
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Vor wenigen Jahren noch als Science-Fiction und Hirngespinst einiger Platinen-Frickler aus dem Silicon Valley verschrien, hat sich die Virtual-Reality-Technologie heute zum Trendmedium der Generation Y entwickelt. Der Boom beschert inzwischen auch Spielhallenbetreibern volle Kassen und überlaufene Säle. Unbeeindruckt von dieser Entwicklung ist man im Braunschweiger Spieleparadies Schlomsen. Hier setzt man auf ein entschleunigtes Gamingerlebnis fernab virtueller Welten.
Telespiel – der nächste große Hype?
„Virtual Reality?“, schaut mich Doris Schlomsen entgeistert an. „Ist das ein Song von Bananarama?“ Mit ihrem Mann Bernd betreibt Frau Schlomsen seit 41 Jahren das beliebte Daddel-Eldorado an der Dorstädter Straße. Hier wird sich modernen Technologien nicht verwehrt, man ist sich deren Existenz schlichtweg nicht bewusst. „Flipper, Darts, sogar Telespiel – wir haben alles da!“, klärt sie mich bei der Begehung auf. Dass man sich technischen Neuerungen verweigern würde, bestreitet sie vehement: „Erst letzte Woche haben wir die gesamte Innenraumbeleuchtung durch energiesparende Kompaktleuchtstofflampen ausgetauscht!“
Bernd Schlomsen geleitet mich weiter durch die angenehm würzig nach kaltem Rauch und Mettwurststullen riechenden Räumlichkeiten der Spielhalle. Als wir am Ende des Saals ein feuerrotes Blechungetüm mit der Aufschrift „Fury Fire Farter“ passieren, bleibt Schlomsen stehen und hält inne. „An diesem Automaten knackte Ortwin Paschulke in einem 37-stündigen Flippermarathon als erster Mensch überhaupt die 50 000 Punkte Marke des Fury Farters. Fünf Wochen lang konnte er danach seine Daumen nicht spüren, dafür erhielt er ein Preisgeld in Höhe von 25 Mark und einen Verzehrgutschein für den Snackautomaten im Obergeschoss.“ Nicht die einzige Sternstunde der Flippergeschichte, die sich in der Spielhalle der Schlomsens zugetragen hat: Seit 25 Jahren werden hier die alljährlichen deutschen Galaxy-Pingpong-Meisterschaften ausgetragen. Unvergessen der aufsehenerregende Triumph des 17-jährigen Austauschschülers Clancy McFeatherham aus Pittsburgh im Finalspiel gegen Lokalmatador und Titelverteidiger Olaf Stummelsuhr. Schlomsen gerät in Wallung, als er von dem Herzschlagfinale berichtet: „Das vierte Drittel ist fast um, es steht 46:46. McFeatherham versucht es mit einem krummen Knick über links außen. Er holt aus und drückt ab! Stummelsuhr, völlig überrascht vom Geistesblitz seines Gegenspielers, pariert im Affekt regelwidrig mit dem Nasenbein. Referee Volker Bimsen zückt die Pfeife und entscheidet folgerichtig auf Penalty, den McFeatherham unter dem Jubel der drei anwesenden Zuschauer verwandelt!“ Anschließend präsentiert mir Betreiber Schlomsen eine angestaubte Messingtafel mit dem Konterfei McFeatherhams, die als Erinnerung gut sichtbar über dem Eingang zum WC hängt. Ein weiteres Relikt dieser Zeit und fester Bestandteil des Inventars ist seit Gründung der Halle Stammgast und Pinball-Pionier Ralf Krawollke, den ich im hinteren Abteil hinter einer Reihe Glücksspielautomaten entdecke. In Kennerkreisen trägt Krawollke, der 1988 das Titelblatt der Arcade-Fachzeitschrift „Joystick“ zierte, den Namen „Oktopus“, denn einem ebensolchen gleicht er, wenn er wie ein achtarmiger Kraken mehrere Münzschieber gleichzeitig bedient, um seine Gewinne zu maximieren.
Das Spieleparadies Schlomsen ist die perfekte Anlaufstelle für junge Daddel-Enthusiasten und Technikbegeisterte. Ein geschichtsträchtiger Ort, der Fortschritt erlebbar macht und neue Trends zielsicher zu setzen vermag.
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Text Edith Bietendüfel
Fotos Sven Gebauer

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