auch in Braunschweig. Club- und Kneipenbetreiber stehen vor einer nie dagewesenen Existenzkrise. Wie soll es weitergehen?
Die Situation vieler Bar- und Clubbetreiber ist seit Monaten extrem angespannt, Hilfen und Statements von Bund und Politik gab es für diesen Wirtschaftszweig bisher kaum. Müde vom Pläne-Verwerfen und Termine-Verschieben und atemlos vom Hilfeschreien vergehen die Nächte. Die lauen Sommerabende sind vorbei, düstere Monate mit verschlossenen Toren stehen bevor und bislang ist kein Ende der Einschränkungen in Sicht. Um ein massives Club- und Kultursterben zu verhindern, muss die Aufmerksamkeit wieder und wieder auf die Situation gerichtet und den Betroffenen eine Stimme gegeben werden. Sind Clubs, Bars und das Nachtleben etwa so verzichtbar? Wir haben ein offenes Ohr für Braunschweigs Discotheken- und Barbetreiber.
Ihr habt das Wort!
seit über 20 Jahren Geschäftsführer Strauss & Lemke GmbH (42° Fieber, Lindbergh Palace, Stereowerk, Eulenglück, Gewandhaus, ...)
Tim, was sind bei euch aktuell die größten Probleme aufgrund der Corona-Einschränkungen?
Wir haben mehr oder weniger ein Berufsverbot. Wir dürfen zwar aufmachen, aber es darf niemand tanzen. Das ist, als ob man den Leuten erzählt: Ihr dürft ins Freibad, aber bitte geht nicht ins Wasser. Dazu kommt der immense finanzielle Druck, der auf uns lastet, da wir Mieten, Verträge, Leasings, Löhne für rund 50 Festangestellte und vieles mehr ja weiter durchbezahlen müssen. Wir konnten natürlich auch nicht alle Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, denn auch der Stillstand muss ja organisiert werden.
Wie fühlt ihr euch damit gerade?
Alle privaten und betrieblichen Rücklagen sind mittlerweile im Geschäft und wir haben jetzt seit März kein Geld verdient. Man selbst kommt langsam auch an seine persönlichen Grenzen. Und es ist leider kein Ende in Sicht. Das ist einfach bitter, da man ja trotzdem viel arbeitet, um das Geschäft irgendwie zu retten. Es wird einfach immer hoffnungsloser. Am Anfang dachte man noch, das ist die schönste Zeit des Lebens, endlich Ruhe, Zeit zum Aufräumen, Buchhaltung, Urlaub, man verpasst nichts. Dann Schockstarre und dann die Einsicht:
Okay, das wird alles nicht mehr wie früher. Was machst du jetzt? Das Unternehmen war im Januar noch über zweieinhalb Millionen wert, heute sind da eine halbe Millionen Euro Schulden. Wie soll man da ruhig schlafen und wie lange soll man das durchhalten?
Erstmal waren wir damit beschäftigt, das ganze Unternehmen mit allen Clubs soweit es geht runterzufahren. Dieses Riesenschiff ins Trockendock zu bringen, ist etwas anderes als nur einen Club und teils auch gar nicht gelungen, da ja zum Beispiel unser Büro weiterlaufen muss, das aber gerade eigentlich finanziell nicht getragen wird. Nachdem wir dann einsehen mussten, dass das, was wir seit zwanzig, dreißig Jahren machen – nämlich Läden, wo getanzt und gefeiert wird, bis der Schweiß von der Decke tropft – aktuell überhaupt nicht möglich ist, haben wir zumindest das Konzept Beats & Burger im Eulenglück entwickelt und sind froh, dass wir mit Undercover, der Volksbank und Wolters den Kulturgarten machen konnten. Das läuft auch ganz gut und mit wirksamen Hygienekonzepten, ist aber natürlich auch allerhöchstens ein Tropfen auf den heißen Stein. Wo früher in der Eule an einem guten Abend 800 Leute durchgeschläust wurden, sind es heute 100. Das ist ein Riesenunterschied. Hinzu kommen aber Kosten für zusätzliches Personal, Desinfektionsmittel, Masken und so weiter. Zudem funktioniert das alles auch nur bei gutem Wetter. Ab dem Moment, wo sich langsam alles nach innen verlagert, wo es deutlich weniger Plätze gibt, wird’s lustig. Und der Sommer ist vorbei.
Was wir brauchen, sind Möglichkeiten, vielleicht auch außergewöhnliche und ungewöhnliche Möglichkeiten mit einfachen Genehmigungsverfahren, um Geld zu verdienen. Wenigstens, um unsere Betriebskosten decken zu können. Wenn uns verboten wird, vernünftig zu öffnen, dann wollen wir doch bitte Alternativen. In Frankfurt hat die Stadt den Clubs und Veranstaltern Frei-
flächen angeboten, auf denen sie wirtschaften können. Wir haben daraufhin beim Braunschweiger Kulturdezernat um Hilfe gebeten, Vorschläge gemacht, wie wir Geld verdienen könnten, ohne die Gesundheit der Menschen zu gefährden und auch um die Subkultur der Clubs zu erhalten, zum Beispiel im Sommer am Heidbergsee oder im Prinzenpark. Alles ohne Erfolg. Es bleibt einfach alles gnadenlos eingeschränkt, nach dem Motto: Die kommen schon irgendwie zurecht. Da stellt man sich die Frage, wie groß das Interesse der Stadt wohl sein mag, eine Kultur und Subkultur für junge Menschen und rund 30 000 Studenten in der Region am Leben zu erhalten. Ohne Hilfe von der Stadt ist alles, was wir machen, eigentlich Verzweiflung. Wir wollen ja gar kein Geld, sondern nur vernünftig arbeiten können.

Die von Altmaier zugesagten Hilfen würden ohnehin nicht reichen. Bis heute ist übrigens noch kein Pfennig davon gekommen. Alle Vorschläge, die kommen, sind in meinen Augen Blödsinn. Man fragt sich tatsächlich auch, inwieweit es gerechtfertigt ist, uns so drastisch einzuschränken, wenn ich sehe, was woanders möglich ist: Supermärkte, Flugzeuge, Stadien ... Gerade das Tanzverbot in Niedersachsen hat einfach einen Beigeschmack, wenn in anderen Bundesländern getanzt werden darf. Wenn es in einer Münchener Disko einen Coronafall gibt, muss ich doch in Braunschweig nicht zumachen, finde ich. Nach dem Tönnies-Skandal wurden auch nicht bundesweit alle Fleischereien zugemacht.
Was meinst du, warum es bisher so wenig Unterstützung und Interesse für die Clubkultur gab?
Zum Überleben müssen wir nicht auf ein Konzert, in die Kneipe oder in die Disco gehen. Es stirbt niemand daran, dass es mal drei Jahre lang keine Diskotheken und Konzerte mehr gibt. Supermärkte sind wichtiger. Wir sind halt scheißegal, entbehrlich, nicht relevant. Es gibt etwa 2 000 Clubs in Deutschland, da gehen vielleicht tausend Unternehmer krachen. Na und? Wir paar Clubbetreiber haben ja auch keine Lobby. Und wenn dann alles wieder erlaubt ist, dann wird schon irgendjemand anders kommen und neue Clubs eröffnen und Konzerte veranstalten ... Alle, die jetzt Unternehmer sind, die seit Jahrzehnten Steuern zahlen, Arbeitsplätze erhalten, ein Netzwerk aufgebaut haben, sitzen dann mit einer Depression in einer Einzimmerwohnung am Stadtrand und die neue Generation rückt nach, schuldenfrei, startklar, fit im Kopf. Auf geht’s, scheiß auf die Verlierertrottel von 2020!
Warum sind Clubs, Bars und das Nachtleben so wichtig für die Gesellschaft?
Das Nachtleben ist für eine Menge Leute in gewissen Lebensabschnitten – und zwar nicht nur junge Leute – Kommunikation, sozialer Kontakt, Ausgleich zum Alltag und vieles mehr. Ein fundamental wichtiger Teil der freien Kultur. Du gehst in einen Club und kommst erfüllt wieder raus, mit Ideen und Einflüssen, neuen Freunden, Begegnungen, hast Musik und Mode kennengelernt und, und, und. Auch im digitalen Zeitalter, wo alle durch die Gegend tindern, trifft man sich im Club. Seit die Eule wieder auf hat, bekomme ich super viel Feedback, wie extrem dankbar die Gäste das Konzept annehmen und sich freuen, bei uns wieder eine gute Zeit haben zu können.
seit 2012 Geschäftsführer des Jolly Time
Abdullah, was sind bei euch die größten Probleme aufgrund der Einschränkungen?
Unser größtes Problem ist die Ungewissheit, wann überhaupt wieder eröffnet werden darf. Es gibt keinen groben Zeitraum, auf den man sich einstellen, Veranstaltungen im Voraus planen beziehungsweise Künstler buchen kann. Da ist keinerlei Perspektive.
Wie fühlt ihr euch gerade?
Wir machen alle gerade eine herausfordernde Zeit durch, weil die Kosten weiterlaufen, aber die Einnahmen stillstehen. Trotzdem haben wir vollstes Verständnis dafür, dass die Gesundheit aller im Vordergrund stehen muss. Demnach bleiben wir hoffnungsvoll und zuversichtlich.
Habt ihr versucht, die Zeit für alternative Projekte zu nutzen?
Das Eröffnen unter Einhaltung von unzähligen Auflagen, unter anderem dem Tanzverbot, ist weder praxisnah, noch entspricht es unseren Vorstellungen vom ausgelassenen Feiern. Deswegen kam für uns trotz unserer großen Fläche und Möglichkeiten bisher noch nichts in Frage.
Was fordert ihr von der Politik?
Die Clubs wurden im Dienst der Gesellschaft geschlossen. Wir fordern angemessene Hilfsfonds und Förderung sowie eine praxisnahe und verlässliche Perspektive für die Kneipen- und Clubszene.

Wie erklärt ihr es euch, dass bisher so wenig Unterstützung kam?
Viele Betriebe mussten zur Eindämmung der Virusausbreitung eingestellt werden. Gerade Clubbesitzer leiden unter enormen finanziellen Einbußen. Die mangelnde Unterstützung erklären wir uns mit der teils unüberschaubaren Gesamtsituation und der daraus resultierenden Überforderung der Politik.
Warum ist das Nachtleben so wichtig für Braunschweig und die Gesellschaft?
Die Clubkultur spielt eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft – das hat der Corona-Lockdown nochmal verdeutlicht: Wir wollen uns sozialisieren, ausgehen, uns der Musik hingeben, tanzen und uns fernab des Alltagsstresses vergnügen. Jeder für sich, aber alle gemeinsam.
Was wollt ihr noch loswerden?
Wir müssen das kulturelle Leben sichtbar machen und dafür kämpfen, dass es nicht nachhaltig geschädigt wird. Das Thema um die Zukunft der Veranstaltungsbranche darf nicht ignoriert werden. Auf diesem Wege vielen Dank an unsere lieben Gäste, von denen wir so viel Zuspruch bekommen. Wir freuen uns darauf, wieder mit euch im Schein der Discokugel anzustoßen. Früher oder später!

seit vier Jahren Betreiber der Klaue Bar
Mathis, was ist aktuell euer größtes Problem durch die Einschränkungen?
Wir haben seit März geschlossen! Das schmerzt, aber wir haben Verständnis dafür. Die kuschelige Größe der Klaue macht es mit den aktuellen Abstandsregeln einfach unmöglich, zu öffnen. Das wäre auch ziemlich verantwortungslos. Während andere Gastronomen das Glück hatten, ihre Außenbereiche den Sommer über zu nutzen, ist auch diese Möglichkeit bei uns nicht gegeben. Aber es bringt auch nichts, jetzt hinzuschmeißen. Vor allem, weil wir wissen, welch starken Rückhalt wir von Gästen, Freunden und der (über-)regionalen Subkultur erhalten. Dieser massive Support lässt uns immer wieder sprachlos dastehen und daran glauben, dass wir diese verrückte Zeit irgendwie überstehen werden.
Wie habt ihr in den letzten schweren Monaten versucht, euch zu helfen?
Um einen Teil der Umsatzeinbußen abzufangen, haben wir zu Beginn Verzehrgutscheine angeboten. Nachdem relativ schnell klar wurde, dass die Situation sich so bald nicht bessern wird, haben wir vier Lagerverkäufe organisiert. Wir konnten unsere Klaue-Quiznight einmal ins Spunk auslagern und sind auch sonst immer dabei, uns sinnvoll durchführbare Aktionen wie zum Beispiel Konzert-Streams zu überlegen. Natürlich wurden auch Anträge für Hilfen gestellt, doch leider erhalten wir erst jetzt allmählich ein paar Rückmeldungen. Aber darüber wollen wir nicht groß klagen, denn mit Meckern kommt man nicht voran – gemeinsam zu überlegen, wie wir das hinkriegen, finden wir richtiger.
Ich denke, auf das Wundermittel Impfstoff zu warten, kann nicht die Lösung sein. Ein großes Problem für Gastronomen ist wegen der starken Aerosolkonzentration ja die Lüftung – da braucht man gute Anlagen mit besonders wirksamen Filtern. Wir Gastronomen und die DEHOGA sollten da zusammen Druck auf die Politik ausüben, damit Firmen, die solche Filteranlagen entwickeln, gefördert werden.
Wie erklärst du dir die mangelnde Unterstützung?
Der breiten Öffentlichkeit ist wohl nicht bewusst, dass in der Kultur hunderte Menschen im Hintergrund arbeiten, die gerade ohne Einkünfte dastehen. Es gibt viele kleine Bands, Künstler, Location-Betreiber und Techniker, die dort normalerweise arbeiten. Die stehen leider ganz am Ende derer, die Hilfen erhalten. Wahrscheinlich hilft es nur, das Thema immer wieder medienwirksam zu platzieren. Denn geht die Kultur- und Veranstaltungsszene baden, fehlt ein riesiger Teil unseres alltäglichen Lebens!
Warum ist das Nachtleben so wichtig für uns?
Allein schon aus wirtschaftlichen Faktoren und wegen der vielen Arbeitsplätze ... Aber um es aus unserer Sicht zu sagen: Die Bar ist für viele unserer Gäste ein sehr wichtiger sozialer Ort – wegen der Musik, der Getränke, der Atmosphäre oder weil all ihre Freunde hier anzutreffen sind. Weil wir für eine bunte, offene Gesellschaft stehen, weil wir jeden willkommen heißen oder weil sie sich einfach safe bei uns fühlen. Und genau dieser Ort, dieses „zweite Wohnzimmer“, fehlt vielen nun.

seit 14 Jahren Inhaber des Privileg Club
Gennadi, welche Probleme sind durch die Corona-Maßnahmen bei euch entstanden?
Das größte Problem ist die Stundung aller Kosten. Gerade verlangt noch keiner Geld von uns, aber sobald wir aufmachen, werden wir eine riesige Summe abstottern müssen.
Konntet ihr die Zeit alternativ nutzen?
Am Anfang haben wir kleine Renovierungsarbeiten durchgeführt. Für große Veränderungen fehlt aber schlichtweg das Kapital.

Die Erstattung aller Betriebskosten für den Zeitraum, in dem wir nicht aufmachen dürfen, sonst bricht uns die Stundung das Genick und dann sind Soforthilfen, die wir bis jetzt erhalten haben, einfach rausgeschmissenes Geld gewesen.
Wie erklärt ihr es euch, dass für die Veranstaltungs-, Kultur-, und Clubszene bisher so wenig Unterstützung kam?
Weil hinter uns keine große Lobby steht. Es stellt sich heraus, dass alle Beiträge, die wir jahrelang an DAHOGA und GEMA und sonstige Vereine gezahlt haben, scheinbar nichts wert sind. Jetzt, wo es hart auf hart kommt, verstecken sich alle.
Warum ist die Clubkultur so wichtig für Braunschweig und die Region?
Clubs und Bars gehören in einer florierenden Stadt wie Braunschweig genauso dazu wie Kino und Theater. Junge Menschen entfliehen ihrem Schul- und Uni-Stress, ältere dem Arbeitsstress. Man lernt Leute kennen, hat Spaß. Etwa ein Viertel der Menschen gehen regemäßig in Discos oder Clubs. Das ist eine Zahl, die man nicht vernachlässigen sollte.

Leitung der Kunst- und Kultursparte des KuK BS e. V. (Laut Klub)
Michi, was gibt es bei euch im Verein aktuell für Probleme durch die Einschränkungen?
Als Versammlungsstätte haben wir eine Unterlassung bekommen, die alles extrem schwer macht. Ohne den Clubbetrieb, mit dem wir uns als gemeinnütziger Kunst- und Kulturverein finanzieren, sind wir ohne Einnahmen. Das größte Problem für uns ist gerade tatsächlich das Tanzverbot.
Wie fühlt ihr euch gerade?
Wir sind eine große Gruppe von etwa 35 Mitgliedern und jeder geht anders mit der Situation um. Die einen sind verhalten, ängstlich und zögerlich; die anderen nehmen sich der Herausforderung an und machen und tun. Es ist extrem kräftezehrend und aufreibend. Alles ist aufwendiger zu organisieren und letztendlich auch nicht rentabel.
Was dominiert: Wut, Verzweiflung oder Angst?
Tatsächlich ist es Müdigkeit. Ich bin das Thema Corona langsam leid; die ganzen Auflagen, Hygienekonzepte, Politiker, die sagen, man soll zu Hause mit seiner Frau tanzen ... Da fragt man sich, ob diese Menschen überhaupt verstehen, was gerade an Kultur kaputt geht. Da ist kein Verständnis. Man bräuchte eine Perspektive, aber die fehlt total. Es ist kein Morgen in Sicht.
Konntet ihr die Zeit für andere Projekte nutzen?
Schon vor Corona haben wir alternative Projekte konzipiert, zum Beispiel Ausstellungen im Laut und unsere Beteiligung am Lichtparcours bei der „Bar du Bois“. Das alles ist durch Corona sehr erschwert worden. Der Barbetrieb im Garten der Musikschule ist lange nicht das, was im Januar abgesprochen wurde.

Normalerweise hätten wir auch noch die ganze Festivalsaison mitgenommen, aber die ist ja weggebrochen. Das ist deprimierend. Eigentlich wollten wir auch ein eigenes kleines Festival machen, aber mit den ganzen Auflagen wäre das so gar nicht zu bewältigen.
Zum einen ist die Unterstützung nicht da, die da sein sollte. Als gemeinnütziger Kunst- und Kulturverein gehören wir eben nicht zu den Wirtschaftsbetrieben, die große Soforthilfen bekommen. Das heißt, wir sind eigentlich auf uns allein gestellt. Da muss von Seiten des Bundes oder der Stadt dringend was passieren. Die müssen erkennen, dass Orte wie der Laut Klub erhalten werden müssen, weil hier einfach jahrelang ehrenamtliche Arbeit reingesteckt wurde und wir an unsere finanziellen Grenzen kommen. Momentan zehren wir davon, dass wir eine Start-Next-Kampagne hatten, die knapp 25 000 Euro zum Erhalt des Klubs gebracht hat. Also im Prinzip ist es so, dass unsere Unterstützer uns damit gerade über Wasser halten. Das muss man sich mal vor Augen halten, dass das aus Eigeninitiative hervorging und niemand aus der Politik mal reagiert oder uns im Blick hat. Viel länger als vielleicht noch bis Jahresende können wir so nicht weitermachen.
Wie erklärt ihr es euch, dass bisher so wenig Unterstützung und Verständnis kam?
Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht erklären. Ich denke, dass in der Politik vielleicht viele Leute sitzen, die von der Entwicklung der Clubkultur, gar nichts mitbekommen. Söder hat gesagt, man könne ja zu Hause mit seiner Partnerin tanzen – das geht gendermäßig schon mal total nach hinten los und es gibt ja auch Menschen, die einfach alleine sind. Theoretisch können Menschen auch zu Hause essen, aber trotzdem ist die Gastronomie geöffnet. Es fehlt wohl der Blick dafür, dass auch Feiern und Tanzen systemrelevant sind. Menschen brauchen nach einer langen, harten Arbeitswoche vielleicht auch mal einen Tag, an dem sie loslassen können. Im Club verlässt man für einen Moment den Alltag, lernt Neues kennen und kann ein anderes Selbstbild entwickeln.
Was willst du noch loswerden?
Ìch möchte auf jeden Fall allen danken, die bei der Start-Next-Kampagne für uns gespendet haben. Das war wichtig, denn ohne diese Unterstützung würde es den Laut Klub schon jetzt nicht mehr geben. Ohne den Rückhalt von unserer Community könnten wir keine Miete mehr zahlen.

*Alle Interviews wurden vor dem 18. September geführt.
Interview Louisa Ferch, Benyamin Bahri
Fotos Christoph Matthies, Nizar Fahem, SUBWAY Archiv, Jolly Time, Klaue Bar,
Privileg Club, privat, lassedesignen-stock.adobe.com, KuK BS e. V.