Das Künstler-Kollektiv KitschKrieg vereint auf seinem
langersehnten self-titled Debüt-Album Musikwelten.
langersehnten self-titled Debüt-Album Musikwelten.
Splash! Schwarzweiß. Minimalismus ist ihr Markenzeichen, einfach „Standard“: KitschKrieg zeichnen sich aus durch UK-geprägte Soundsystem-Klänge sowie Dancehall und Dubstep. Jamaikanische Reggae-Einflüsse, glasklare Beats, Ravesynthies und jede Menge Autotune: Unverkennbare KitschKrieg-Mukke. Das Produzenten-Trio aus Berlin ist kaum mehr fortzudenken aus Musik-Deutschland. Statt der immer gleichen grauen Grütze auf dem Spotify-Release-Radar bringen KK Ernsthaftigkeit in die Szene.
Auf ihrem nun erschienenen Debüt-Album holen sie gleich zum Donnerschlag aus und beweisen Gespür für überraschende Artist-Kombinationen, an die so keiner denken würde – von Gzuz bis hin zu Nena. KitschKrieg möchten Genres abbilden, die ihnen gefallen, auch wenn sie damit anecken. Melancholische Melodien gehen Hand in Hand mit treibendem Upbeat. Das ganze Album schreit: Lasst uns Welten vereinen!
KK-Roots in Braunschweig
Die Dreier-Kombo besteht aus den Produzenten Fizzle und Fiji Kris sowie der Fotografin Awhodat, die sich als Creative Director um alles Visuelle kümmert. Dass einer der drei kreativen Köpfe aus Braunschweig stammt, wissen wahrscheinlich die wenigsten. Fiji Kris, bürgerlicher Name Christian Yun-Song Meyerholz, ist dem einen oder anderen Braunschweiger sicher auch bekannt als Graffiti-Artist Mogi oder als DJ Chris Imbiss. Chris ist hier aufgewachsen und als Künstler geprägt worden. Als Mogi hat er zusammen mit den größten Graffiti-Legenden ganz Europa verschönert und noch heute schmücken Auftragsarbeiten von ihm das Stadtbild, etwa am Sportbad Heidberg. Schon seit seiner Jugend ist er als DJ und Produzent dem Hip-Hop verfallen, hat mit etlichen regionalen Bands und Künstlern zusammengearbeitet und war unter anderem Resident-DJ im Brain Klub. Ein hochtalentierter Künstler, der nicht zuletzt auch an der HBK graduiert und doziert hat.
Als er 2012 nach Berlin ging, um mit seinem Bruder Buddy und dem Vokalisten MC Zhi als Symbiz Sound die Welt zu erobern, ging es steil bergauf. Nach Symbiz-Konzerten in nahezu allen Teilen der Welt, darunter Palästina, Venezuela, Indien und Zimbabwe, wurde schließlich Beginner-Rapper Denyo auf den einzigartigen, treibenden und sehr modernen Bassmusic-Sound der Brüder aufmerksam. So kam es, dass Chris 2015 Denyos Soloalbum „Derbe“ produzieren durfte. Ein Jahr später der ganze große Wurf: Mit Mitte 30 sitzt er im Studio seinen Jugend-Idolen gegenüber und bastelt als Co-Produzent mit am Beginner-Comeback-Album „Advanced Chemistry“, das auf Platz eins geht und sogar Platin holt. Etliche Symbiz-Shows und Producer-Kolabos später entwickelte sich dann der Wunsch, etwas ganz Eigenes, Neues und Freies zu machen. Mit seinem langjährigen Mitbewohner Fizzle, der durch sein Soundsystem-Projekt Soulforce als DJ selbst schon große Erfolge gefeiert hat, wurde schließlich KitschKrieg geboren.
Die Dreier-Kombo besteht aus den Produzenten Fizzle und Fiji Kris sowie der Fotografin Awhodat, die sich als Creative Director um alles Visuelle kümmert. Dass einer der drei kreativen Köpfe aus Braunschweig stammt, wissen wahrscheinlich die wenigsten. Fiji Kris, bürgerlicher Name Christian Yun-Song Meyerholz, ist dem einen oder anderen Braunschweiger sicher auch bekannt als Graffiti-Artist Mogi oder als DJ Chris Imbiss. Chris ist hier aufgewachsen und als Künstler geprägt worden. Als Mogi hat er zusammen mit den größten Graffiti-Legenden ganz Europa verschönert und noch heute schmücken Auftragsarbeiten von ihm das Stadtbild, etwa am Sportbad Heidberg. Schon seit seiner Jugend ist er als DJ und Produzent dem Hip-Hop verfallen, hat mit etlichen regionalen Bands und Künstlern zusammengearbeitet und war unter anderem Resident-DJ im Brain Klub. Ein hochtalentierter Künstler, der nicht zuletzt auch an der HBK graduiert und doziert hat.
Als er 2012 nach Berlin ging, um mit seinem Bruder Buddy und dem Vokalisten MC Zhi als Symbiz Sound die Welt zu erobern, ging es steil bergauf. Nach Symbiz-Konzerten in nahezu allen Teilen der Welt, darunter Palästina, Venezuela, Indien und Zimbabwe, wurde schließlich Beginner-Rapper Denyo auf den einzigartigen, treibenden und sehr modernen Bassmusic-Sound der Brüder aufmerksam. So kam es, dass Chris 2015 Denyos Soloalbum „Derbe“ produzieren durfte. Ein Jahr später der ganze große Wurf: Mit Mitte 30 sitzt er im Studio seinen Jugend-Idolen gegenüber und bastelt als Co-Produzent mit am Beginner-Comeback-Album „Advanced Chemistry“, das auf Platz eins geht und sogar Platin holt. Etliche Symbiz-Shows und Producer-Kolabos später entwickelte sich dann der Wunsch, etwas ganz Eigenes, Neues und Freies zu machen. Mit seinem langjährigen Mitbewohner Fizzle, der durch sein Soundsystem-Projekt Soulforce als DJ selbst schon große Erfolge gefeiert hat, wurde schließlich KitschKrieg geboren.
„Fizzle und ich kannten uns schon lange aus der Reggae-Dancehall-Szene“, erzählt Chris im SUBWAY-Interview. „Er hatte uns damals schon zu sich nach Krefeld gebucht und als Soulforce im Brain in Braunschweig zusammen mit Montagen aufgelegt. Als wir dann alle in Berlin in einer gemeinsamen WG gestrandet sind, haben wir beschlossen, gemeinsame Sache zu machen.“ Leise und ohne Vorwarnung erschienen KitschKrieg schließlich nach und nach einfach auf der Bildfläche – immer mit dabei Rapper Trettmann, ein alter Wegbegleiter aus Fijis und Fizzles Dancehall-Jahren, dem sie mit dem Artist-Album „#DIY“ zu enormem, neuem Erfolg verhalfen. Und nicht zuletzt auch sich selbst. „Nachdem wir Trettmanns Album bei uns in der WG aufgenommen hatten, war uns klar, dass wir etwas bewegt hatten“, erzählt Kris uns rückblickend. „Trotz der minimalen Produktionsmittel wurde es ein Erfolg.“ Ein Sound der dabei ist, eine ganze Generation zu prägen. Ehrliche Musik aus einem Kreuzberger Wohnzimmer.
Longplayer in a nutshell
Die zwölf Tracks des Albums laufen durch wie eine musikalische Reise, gespickt mit etlichen und überraschenden Features. Die Abfahrt beginnt mit KitschKriegs Nummer-eins-Hit aus 2018: In „Standard“ mischen Trettmann, Gringo, Ufo361 und Gzuz das Rapgame mächtig auf.
Longplayer in a nutshell
Die zwölf Tracks des Albums laufen durch wie eine musikalische Reise, gespickt mit etlichen und überraschenden Features. Die Abfahrt beginnt mit KitschKriegs Nummer-eins-Hit aus 2018: In „Standard“ mischen Trettmann, Gringo, Ufo361 und Gzuz das Rapgame mächtig auf.
Dieser ungewöhnliche Kollabo-Track sollte den Weg für „KitschKrieg“ maßgeblich ebnen. Dass der zweite Song der Platte, „Unterwegs“, bereits wenige Tage nach Release auf Platz 1 der deutschen Spotify-Charts landet, ist ebenso verrückt wie nachvollziehbar. Denn das Theme des Tracks weckt schöne Erinnerungen: Schon 2005 gab es dieses besondere Reggae-Meloton mit dem geilen Bläsersatz: „Aufstehn“ von Seeed stürmte damals die Charts. Mit „Unterwegs“ ziehen KitschKrieg und Rapper Jamule nun nach. Der Seeed-Beat ist mächtig aufgepeppt, treibt voran und klingt schon jetzt ganz stark nach Sommer-Hit 2020.
Die folgenden Titel sind ein kleinteiliges Puzzle verschiedener Klangfarben. Der typische, reduziert-pumpende KK-Style trifft auf den individuellen Charakter verschiedenster Interpreten. Cro, AnnenMayKantereit und Trettmann machen zusammen einen Track? Mit „5 Minuten“ haben KK gezeigt, dass das möglich ist und was sie alles schaffen können. Genauso haben sie ihren Wunsch, Miss Platnum und Marteria erneut zusammenzubringen, nun wahr gemacht. Wo die beiden uns einst auf „Lila Wolken“ haben schweben lassen, machen sie in „Titanik“ erneut die Nächte durch und bleiben drei Tage wach.
Die folgenden Titel sind ein kleinteiliges Puzzle verschiedener Klangfarben. Der typische, reduziert-pumpende KK-Style trifft auf den individuellen Charakter verschiedenster Interpreten. Cro, AnnenMayKantereit und Trettmann machen zusammen einen Track? Mit „5 Minuten“ haben KK gezeigt, dass das möglich ist und was sie alles schaffen können. Genauso haben sie ihren Wunsch, Miss Platnum und Marteria erneut zusammenzubringen, nun wahr gemacht. Wo die beiden uns einst auf „Lila Wolken“ haben schweben lassen, machen sie in „Titanik“ erneut die Nächte durch und bleiben drei Tage wach.
Um eine Geschichte nicht monoton zu erzählen, darf ein Album nicht ständig gleich klingen. So ziehen Max Herre und SkinnyBlackBoy den Hörer in „Sonora“ auf ihrer Suche nach echten Feelings sogartig in ihren Bann. Weiche Stimmen und ein sanfter Rhythmus gönnen eine Auszeit nach den fetten Clubbeats. Doch fünf Minuten später prasselt schon „International Criminal“ mit Bonez MC und Dancehall-Künstler Vybz Kartel auf einen ein. Umstritten, denn auch wenn der Hamburger Rapper Bonez in seinen Songs Gewalt predigt und der Jamaikaner Vybz Kartel im Gefängnis sitzt, hat das Berliner Dreigestirn entschieden, auch diese Künstler abzubilden.
Nach gut zehn Jahren ist auch Ausnahme-Artist Peter Fox endlich wieder da – und zwar mit wem? Richtig! Trettmann und er verteilen mit „Lambo Lambo“ Ansagen. Dabei bewegt sich Peter Fox textlich auf ganz anderem Terrain als früher: Heavy Hustle statt „Haus am See“.
Kollege Jan Delay gibt es auf „17:30“ zu hören. Die einzigartige Stimme des 44-Jährigen wird nach KitschKrieg-Manier mit ordentlich Autotune aufgepimpt. Die Berliner Techno-Szene vertritt „Nein du liebst mich nicht“, co-produziert vom legendären Modeselektor-Duo. Cloud-Rapper Crack Ignaz singt auf dem Tune lediglich fünf Worte. Pop-Newcomerin Alli Neumann besingt bei ihrer zweiten Zusammenarbeit mit Trettmann in „Keine Angst“ Monster unterm Bett, während der King of Rap Kool Savas mit Durchstarter Rin in „Oh Junge“ die Rap-szene auseinanderrupft – eine Hommage an Rins Trademark-Adlib, was einmal mehr KitschKriegs Spiel mit Sound-Zitaten verdeutlicht.
Und mit wem endet die Album-Reise? Pop-Ikone Nena verschwindet mit dem Hörer im „Irgendwo“, an einen Ort am Meer, fernab von allen Problemen des Alltag. Ebenfalls ein Feature mit KK-Lieblingsrapper Trettmann, das den Wind aus den Segeln nimmt und das Album zu einem ruhigen, runden Ende führt.
Nach gut zehn Jahren ist auch Ausnahme-Artist Peter Fox endlich wieder da – und zwar mit wem? Richtig! Trettmann und er verteilen mit „Lambo Lambo“ Ansagen. Dabei bewegt sich Peter Fox textlich auf ganz anderem Terrain als früher: Heavy Hustle statt „Haus am See“.
Kollege Jan Delay gibt es auf „17:30“ zu hören. Die einzigartige Stimme des 44-Jährigen wird nach KitschKrieg-Manier mit ordentlich Autotune aufgepimpt. Die Berliner Techno-Szene vertritt „Nein du liebst mich nicht“, co-produziert vom legendären Modeselektor-Duo. Cloud-Rapper Crack Ignaz singt auf dem Tune lediglich fünf Worte. Pop-Newcomerin Alli Neumann besingt bei ihrer zweiten Zusammenarbeit mit Trettmann in „Keine Angst“ Monster unterm Bett, während der King of Rap Kool Savas mit Durchstarter Rin in „Oh Junge“ die Rap-szene auseinanderrupft – eine Hommage an Rins Trademark-Adlib, was einmal mehr KitschKriegs Spiel mit Sound-Zitaten verdeutlicht.
Und mit wem endet die Album-Reise? Pop-Ikone Nena verschwindet mit dem Hörer im „Irgendwo“, an einen Ort am Meer, fernab von allen Problemen des Alltag. Ebenfalls ein Feature mit KK-Lieblingsrapper Trettmann, das den Wind aus den Segeln nimmt und das Album zu einem ruhigen, runden Ende führt.
Nach ‚#DIY‘ war uns klar, dass wir etwas bewegt hatten“
Old School trifft auf New School und KitschKrieg voll ins Schwarz(weiß)e der Musikwelt. Drei Personen, die Sounds und Genres maßschneidern. Ihr minimalistischer Sound-System-Stil ist der Anfang von etwas ganz Neuem. „Uns war wichtig, dass das Album trotz der zahlreichen Gäste gut durchhörbar ist“, so Fiji.
Zusätzlich haben KitschKrieg auch noch einen Bildband herausgebracht, der nicht nur den Prozess des Albums festhält, sondern die KK-Geschichte von Tag eins bis jetzt zeigt. Die Geburt der Idee in den vier Wänden einer WG, der erste Auftritt im Prince Charles in Berlin und alles, was danach kam. „Es repräsentiert die visuelle Seite und einen Blick hinter die Kulissen“, verdeutlicht Fiji Kris. Was noch bevor steht, weiß keiner so genau. Ein Projekt wie dieses ist allerdings einmalig und wird es so schnell wahrscheinlich nicht nochmal geben.
Ein einziges Album, stolze 21 unterschiedliche Künstler. Alles schwarzweiß und doch so bunt. KitschKrieg at its best.
Zusätzlich haben KitschKrieg auch noch einen Bildband herausgebracht, der nicht nur den Prozess des Albums festhält, sondern die KK-Geschichte von Tag eins bis jetzt zeigt. Die Geburt der Idee in den vier Wänden einer WG, der erste Auftritt im Prince Charles in Berlin und alles, was danach kam. „Es repräsentiert die visuelle Seite und einen Blick hinter die Kulissen“, verdeutlicht Fiji Kris. Was noch bevor steht, weiß keiner so genau. Ein Projekt wie dieses ist allerdings einmalig und wird es so schnell wahrscheinlich nicht nochmal geben.
Ein einziges Album, stolze 21 unterschiedliche Künstler. Alles schwarzweiß und doch so bunt. KitschKrieg at its best.
Text Merle Scholz, Benyamin Bahri
Fotos °awhodat°