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Die Hip-Hopper von SPNNNK haben im Juli ihre neue EP „All Cocks Are Bastards“ gedroppt. 2021 soll der Longplayer folgen.
KF SPNNNK Press02 art
Wenn der Beat bounced, der Kopf nickt, die Lyrics kritisieren und der Inhalt kickt – dann muss es wohl SPNNNK (ausgesprochen: Spunk) sein. Das Hamburger Duo mit Braunschweiger Wurzeln macht seit 2017 queeren Hip-Hop unter der Regenbogenflagge. Ihr Bandname ist dabei eine Anlehnung an Pippi Langstrumpfs Suche nach dem mysteriösen Objekt, das sich Spunk nennt. Doch während Astrid Lindgrens Heldin viel Lärm um Nichts veranstaltet, sorgen Tobbe und Sven für musikalische Furore mit ironisch-intelligentem Subtext.
Die Preisträger des Hamburger Musikaward Krach + Getöse persiflieren gesellschaftliche Erscheinungen, die sie mit Trap, Dancehall, Rap und leicht anmutendem Trash vertonen. Für manche mag es wie Deichkind klingen, für andere wie Alligatoah. Doch eins ist gewiss: SPNNNK durchbricht so manche formvollendete Stabilität zwischen Aronal und Elmex.
2018 erschien ihr durch Crowdfunding finanziertes Debütalbum „Bitte glauben Sie uns!“; im Juli dieses Jahres folgte die EP „All Cocks Are Bastards“. Die drei Songs und der housige Monkey Nut Remix überbrücken dabei gekonnt die Wartezeit aufs nächste Album, das 2021 erscheinen soll. Schallt SPNNNK durch die Bluetooth-Box, herrscht Festival-Feeling. Glitzer, Strobo, Omamasken – ihr Bekanntheitsgrad mag zwar zurzeit noch klein sein, doch in Sachen Live-Shows stehen sie den großen Acts in nichts nach. SPNNNK macht Bock, vor allem live.
Bei 34 Grad und einer erfrischenden Limonade haben wir uns im Prinzenpark mit Rapper Tobbe zum Corona-konformen Interview verabredet und über die neue EP, das kommende Album und Homophobie im Rap geschnackt.
Welchen Song sollte man sich zuerst anhören, um einen Eindruck von SPNNNK zu bekommen?
Oh, das ist schwierig, weil ich den Eindruck habe, dass sich der Hörer eh meistens den Song zurechtbastelt. Ich würde den Leuten immer die aktuelle Single ans Herz legen. Wenn es ihnen gefällt, gucken sie sich eh noch die letzten drei, vier Sachen an. Das halte ich für das Beste, weil man sonst dasitzt und eine riesige Erwartungshaltung hat und das funktioniert dann gar nicht. Jeder Song kriegt irgendwen anders. Manche finden den besser und andere den. Oft sind die eigenen Lieblingssongs auch noch gar nicht veröffentlicht.

Im Juli ist eure EP „All Cocks Are Bastards“ erschienen. Der gleichnamige Titeltrack zur EP thematisiert Hip-Hop als Spiegelbild einer heteronormativen Gesellschaft, die ihr mit queerem Rap durchbrecht. Hat Rap immer noch ein Homophobie- und Sexismus-Problem? Wie schätzt du eure Erfolgschancen ein, diesen Konflikt im Rap zu minimieren?
Ich würde generell auf gar keinen Fall den Satz unterschreiben, Rap sei sexistisch und homophob. Das stimmt nicht, denn Rap bietet genauso eine Abbildung der vielfältigen Gesellschaft, wie wir sie haben. Natürlich ist es Musik, in der viel Aggressivität stattfindet und wo viele offene Debatten über verschiedene Sachen stattfinden. Und ja, es gibt auch den homophoben und sexistischen Scheiß. Ich glaube jedoch, dass vielen Künstlern auch Unrecht getan wird. Ich mag auch sexistischen Rap. Das ist erstmal alles Kunst und dann guckt man sich an, wo es Geschmackssache ist und wo es vielleicht aufhört, Geschmackssache zu sein und halt wirklich diskriminierend wird. Es macht mir natürlich auch wahnsinnig viel Spaß, den Gegenpol zu dem Klischee einzunehmen, weil es mich ja auch betrifft. Man darf es aber nicht überbewerten. Die Position, die ich in „All Cocks Are Bastards“ einnehme, ist auch nicht eine, die ich im wahren Leben genauso beibehalten würde. Die Charaktere, die ich in vielen meiner Songs benutze, sind alle sehr extrem und teilweise wahnsinnig. Natürlich gibt es auch ziemlich deutliche Messages in dem Song und es macht natürlich Bock, wenn du vor ein paar tausend Leuten stehst, den Mittelfinger hebst und sagst: „Das ist mein Beitrag zum Patriachat!“ Das ist geil, macht mir Spaß und ist auch ernst gemeint. Es ist am Ende aber unreflektiert.

Gibt es einen Song, auf den du eigentlich ganz besonders stolz bist?
Ja, mehrere. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum ich darauf stolz bin. Wenn es um die aktuelle EP geht, dann ist es auf jeden Fall der Titelsong „All Cocks Are Bastards“, weil ich den Text für sehr gelungen halte und den Beat mag. Aber ich mag die anderen Songs auch. Ich bin auch stolz auf „Auf dem Schulhof wird nicht gelaufen“, so ist es nicht. Aber ich würde den Titelsong als meinen Favoriten rauspicken.
Im letzten Jahr habt ihr den Hamburger Krach + Getöse Award vom RockCity Hamburg e. V. und der Haspa Musik Stiftung abgeräumt. Die fünf Preisträger erhalten dadurch ein dickes Supportprogramm für 12 Monate. Inwieweit hat euch der Award weitergebracht?
Den Preis zu kriegen, war wahnsinnig geil, weil es ein renommierter Preis ist und einem wirklich etwas bringt. Mal abgesehen davon, dass er halt auch dotiert ist. Das ist schon mal super. Der Support, den man durch den Preis bekommen hat, hat uns Türen geöffnet, die sich sonst auf jeden Fall nicht geöffnet hätten. Kontakte, die man dadurch geknüpft hat. Auftritte, die wir dadurch spielen konnten. Wir waren zum Beispiel auf dem Wutzrock und auf der Fusion. Das hat das ganze Projekt unheimlich vorangebracht. Da sind ein paar Schritte passiert, die ohne die RockCity-Leute nicht möglich gewesen wären. Grüße gehen raus. Das ist ein super Preis und sie haben super Arbeit geleistet. Wir hatten halt einen richtig großen, coolen Festival-Sommer. Dafür bin ich am dankbarsten, um ehrlich zu sein.
In einigen eurer Songs steckt viel Ironie. Auf der Bühne spielt ihr mit Goldjacken, Oma-Masken und Horst Schlämmer-Gedächtnisgebiss. Wie wichtig ist (Selbst-)Ironie für eure Kunst?
Ich würde sagen, wir machen Satire. Dementsprechend ist es super wichtig. Das Projekt würde ohne gar nicht so funktionieren. Man könnte es natürlich auch bitterernst machen, da hätte ich auch mal Bock drauf und manche Songs sind auch ernster, aber eher wenige. Insofern ist Ironie total wichtig – vor allem die Übertreibung. Häufig stehen die Leute im Publikum und denken sich: „Alter, was soll denn das jetzt? Eine Oma-Maske, ein Morgenmantel – was passiert hier?“ Man muss dreimal hingehört haben und wenn man das gemacht hat, bietet es einem unfassbar viel, glaube ich. Es gibt nichts schlimmeres, als sich selbst zu ernst zu nehmen und immer zu denken, man ist King Dingeling. Man ist halt nicht wichtig.

„es macht Bock, wenn du vor ein paar tausend Leuten stehst, den Mittelfinger hebst und sagst: das ist mein Beitrag zum Patriachat“

KF SPNNNK Dumm aber Perfekt Still art



Euer Video zu „Dumm aber perfekt“ ist im Rahmen von „pop to go“ entstanden, einem Programm des Bundesverbandes für Popularmusik. Wie viel Einfluss konntet ihr auf die Videoproduktion nehmen?
Bei dem Projekt „BeatUp“ von „pop to go“ geht es vorrangig darum, dass die Jugendlichen, die daran teilnehmen, sich ein Videokonzept überlegen, Regie führen, Kulissen bauen und den Schnitt übernehmen. Die Idee zum Video wurde uns vorab mitgeteilt und wir wurden auch gefragt, was uns wichtig ist. Jedoch haben wir letztendlich fast alles an sie abgegeben. Es war nämlich viel cooler, sich mal davon überraschen zu lassen, was passieren wird. Wenn ich mir überlege, wie viel Aufwand in einer Videoproduktion steckt, war es für uns tatsächlich der angenehmste Dreh, den wir jemals hatten, weil wir nur für einen Tag hinfahren mussten. Wir hatten vorab kurz telefoniert und uns Anzüge für den Dreh besorgt, dann waren wir acht Stunden am Set. Uns wurde gesagt: „Mach mal dies, mach mal das“ und schon waren wir fertig. Die ganze krasse Arbeit mit Planung, Schnitt und Postproduktion wurde uns aus der Hand genommen und dann ist daraus so ein großartiges Video geworden.
Das haben einfach Jugendliche gemacht – das muss man sich mal reinziehen.
Ihr arbeitet zurzeit an eurem neuen Album. Was kann man erwarten?
Wir sammeln und produzieren gerade Beats und haben auch schon einen groben Plan, was in den Texten passieren soll. Der wichtigste Punkt ist jedoch, dass wir diesmal organische Sounds einbauen. Unser Live-Schlagzeuger Jannis ist komplett in die Produktion involviert. Wir werden mit ihm Drum Loops aufnehmen und organische Trommeln einspielen. Die ersten Gehversuche sind schon ziemlich geil gelaufen.Soundmäßig wird sich schon einiges verändern. Ich denke, vom Text wird es aber doch recht ähnlich bleiben.
KF SPNNNK Live01 art
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Interview Denise Rosenthal
Fotos André Elbeshausen

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