Shoppen wir uns unsere Partner:innen?
Der Frühling steht nicht mehr vor der Tür – er hat es in den vergangenen Wochen sogar über die Türschwelle geschafft und mit ihm sind die bekannten Frühlingsgefühle eingezogen. Für einige stehen jedoch ganz andere Gefühle im Vordergrund: angeschwollene Augen, juckende Haut oder eine verstopfte Nase, eben die volle Dosis Pollen und Gräser. Während jene Betroffenen demnach von Antiallergika träumen, sehnen sich viele nach anderweitigen Schätzen des Lebens wie beispielsweise der Liebe. Nach den fühlbar unendlich währenden Wintermonaten wagen sich die Menschen allmählich wieder auf die Straßen. Vergessen geglaubte Bilder reproduzieren sich vor unseren Augen inmitten der geöffneten Bars, Restaurants und Geschäfte. Hand in Hand spazieren frisch Verliebte und glückliche Familien über den Schlossplatz. Zwischen ihnen aufgeweckte Singles, die sich zwar auf potenziellem Dating-Terrain bewegen, es jedoch oftmals als solches verkennen. Denn während sich die Welt wieder unaufhaltsam mit Leben füllt, suchen zahlreiche Menschen ihr Liebesglück weiterhin über den Handybildschirm.
Ansprüche
Folgendes Szenario: Die Sonne scheint an einem lauen Aprilnachmittag. Nach einem überstandenen Arbeitstag führt der Weg mit Freund:innen in die Stadt. Wir schauen uns an, was die Einkaufsmeilen zu bieten haben und schlendern an zahlreichen Schaufenstern vorbei. Hin und wieder bleiben wir stehen, um einen Blick auf das vielfältige Angebot zu erhaschen. Dabei tauchen in unseren Köpfen fast automatisch individuelle Vorstellungen und Ansprüche auf. Nach einigen Sekunden Bedenkzeit begeben wir uns in ein Geschäft und wählen ein Stück aus, welches uns ins Auge gefallen ist, nur um es einmal anzuprobieren. Instinktiv fragen wir uns: Haben wir genug Platz, engt es uns stellenweise ein, fühlt es sich gut an und passt es überhaupt zu uns? Schlussendlich stellen wir uns die entscheidende Frage: Ist es das wert? Oder mit anderen Worten: Nehmen wir es mit nach Hause?
An dieser Stelle endet das Szenario und Ernüchterung tritt mit der Feststellung ein, dass viele Menschen ihre Partner:innen möglicherweise mit einer vergleichbaren Herangehensweise auswählen. Mit dem Einzug in unser Bewusstsein lässt sich die
Folgendes Szenario: Die Sonne scheint an einem lauen Aprilnachmittag. Nach einem überstandenen Arbeitstag führt der Weg mit Freund:innen in die Stadt. Wir schauen uns an, was die Einkaufsmeilen zu bieten haben und schlendern an zahlreichen Schaufenstern vorbei. Hin und wieder bleiben wir stehen, um einen Blick auf das vielfältige Angebot zu erhaschen. Dabei tauchen in unseren Köpfen fast automatisch individuelle Vorstellungen und Ansprüche auf. Nach einigen Sekunden Bedenkzeit begeben wir uns in ein Geschäft und wählen ein Stück aus, welches uns ins Auge gefallen ist, nur um es einmal anzuprobieren. Instinktiv fragen wir uns: Haben wir genug Platz, engt es uns stellenweise ein, fühlt es sich gut an und passt es überhaupt zu uns? Schlussendlich stellen wir uns die entscheidende Frage: Ist es das wert? Oder mit anderen Worten: Nehmen wir es mit nach Hause?
An dieser Stelle endet das Szenario und Ernüchterung tritt mit der Feststellung ein, dass viele Menschen ihre Partner:innen möglicherweise mit einer vergleichbaren Herangehensweise auswählen. Mit dem Einzug in unser Bewusstsein lässt sich die
Analogie nur schwer abstreiten. Egal, ob beim Shoppen oder Daten, wir kaufen ungern die Katze im Sack – aber wieso eigentlich nicht?
Die Entscheidungsprozesse von Menschen sind faszinierend und gleichzeitig unbeschreiblich komplex. Das Gehirn entscheidet innerhalb von Millisekunden. Gleichzeitig brauchen wir unzählige Monate, um uns für einen Partner oder eine Partnerin zu entscheiden. Wir selektieren, priorisieren und evaluieren unsere (Kauf-)Entscheidungen ebenso, wie wir es mit den Menschen in unserem Leben tun. Dabei sind zwei Gefahren der heutigen Zeit äußerst präsent: die Schnelllebigkeit und ständige Unzufriedenheit. Wie beim Online-Shoppen in der Sale-Rubrik glauben wir auch beim Online-Dating, dass beim nächsten Swipe noch ein besserer Fang, das Super-Like, auf uns wartet. Frühzeitiges Festlegen verbinden viele mit der Angst, etwas zu verpassen. Niemand möchte die Wahl der Qual, sondern die Qual der Wahl.
Die Entscheidungsprozesse von Menschen sind faszinierend und gleichzeitig unbeschreiblich komplex. Das Gehirn entscheidet innerhalb von Millisekunden. Gleichzeitig brauchen wir unzählige Monate, um uns für einen Partner oder eine Partnerin zu entscheiden. Wir selektieren, priorisieren und evaluieren unsere (Kauf-)Entscheidungen ebenso, wie wir es mit den Menschen in unserem Leben tun. Dabei sind zwei Gefahren der heutigen Zeit äußerst präsent: die Schnelllebigkeit und ständige Unzufriedenheit. Wie beim Online-Shoppen in der Sale-Rubrik glauben wir auch beim Online-Dating, dass beim nächsten Swipe noch ein besserer Fang, das Super-Like, auf uns wartet. Frühzeitiges Festlegen verbinden viele mit der Angst, etwas zu verpassen. Niemand möchte die Wahl der Qual, sondern die Qual der Wahl.
Kompromisse
Mit den Jahren sind die Menschen ungeduldiger geworden. Sie wollen immer mehr und das immer schneller. Auf etwas warten scheint in der heutigen Zeit Teil eines automatisierten Selektionsprozesses zu sein. Wer wartet, bleibt stehen, und Stillstand ist ein personifizierter Feind des Menschen geworden. Deshalb möchten wir nicht auf unser Glück oder den Collection-Launch warten, sondern wir wollen es sofort und im besten Fall ohne lange, aufwendige Suche danach.
Nur sieht es nach einer Shopping-Tour meist so aus: Früher oder später tun uns die Füße weh und nach unzähligen Anproben sind wir geneigt, aufzugeben. Davor denken wir aber noch einen Moment über unsere Vorstellungen nach: Hätte man sich doch mit Artikelnummer 736-32-481 zufriedengeben sollen und hätte der Schuh nicht vielleicht irgendwann doch gepasst? Es kommt der Punkt, an dem wir bereit sind, Kompromisse einzugehen. Wir betrachten die Auswahl der Kleiderstange und schieben die ein oder andere aussortierte Option zurück ins Sichtfeld, um uns zu erinnern, warum wir für einen Moment vor dem Schaufenster stehen geblieben sind. Denn heutzutage wollen wir nicht nur bei unserer Kleidung nachhaltige Entscheidungen treffen.
Aufwachen
Die Schnelllebigkeit spiegelt sich im Verhalten und das Überfluss-Angebot in den Entscheidungen der Menschen wider. Sie lassen Beständigkeit und Fehler wie etwas Abgelaufenes wirken, das längst aus der Mode gekommen ist. Es ist nicht zwingend notwendig, die eigenen Ansprüche runterzuschrauben. Jedoch kann es durchaus zielführend sein, Dinge und Menschen ungefiltert aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sich dem Strom der Wegwerf-Gesellschaft zu entziehen. Vielleicht sollten wir uns an einem milden Apriltag nicht vor die Schaufenster stellen oder auf unser Handy-Display starren, sondern die durchsichtige Wand hinter uns lassen, um die unmittelbare Welt und die Gesichter um uns herum zu erleben. Einigen wir uns doch auf den Kompromiss, das Glück nicht nur zu suchen, sondern es auch unerwartet und zufällig zu entdecken, wenn es uns nicht hinter dem Schaufenster anlächelt, sondern davor.
Mit den Jahren sind die Menschen ungeduldiger geworden. Sie wollen immer mehr und das immer schneller. Auf etwas warten scheint in der heutigen Zeit Teil eines automatisierten Selektionsprozesses zu sein. Wer wartet, bleibt stehen, und Stillstand ist ein personifizierter Feind des Menschen geworden. Deshalb möchten wir nicht auf unser Glück oder den Collection-Launch warten, sondern wir wollen es sofort und im besten Fall ohne lange, aufwendige Suche danach.
Nur sieht es nach einer Shopping-Tour meist so aus: Früher oder später tun uns die Füße weh und nach unzähligen Anproben sind wir geneigt, aufzugeben. Davor denken wir aber noch einen Moment über unsere Vorstellungen nach: Hätte man sich doch mit Artikelnummer 736-32-481 zufriedengeben sollen und hätte der Schuh nicht vielleicht irgendwann doch gepasst? Es kommt der Punkt, an dem wir bereit sind, Kompromisse einzugehen. Wir betrachten die Auswahl der Kleiderstange und schieben die ein oder andere aussortierte Option zurück ins Sichtfeld, um uns zu erinnern, warum wir für einen Moment vor dem Schaufenster stehen geblieben sind. Denn heutzutage wollen wir nicht nur bei unserer Kleidung nachhaltige Entscheidungen treffen.
Aufwachen
Die Schnelllebigkeit spiegelt sich im Verhalten und das Überfluss-Angebot in den Entscheidungen der Menschen wider. Sie lassen Beständigkeit und Fehler wie etwas Abgelaufenes wirken, das längst aus der Mode gekommen ist. Es ist nicht zwingend notwendig, die eigenen Ansprüche runterzuschrauben. Jedoch kann es durchaus zielführend sein, Dinge und Menschen ungefiltert aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sich dem Strom der Wegwerf-Gesellschaft zu entziehen. Vielleicht sollten wir uns an einem milden Apriltag nicht vor die Schaufenster stellen oder auf unser Handy-Display starren, sondern die durchsichtige Wand hinter uns lassen, um die unmittelbare Welt und die Gesichter um uns herum zu erleben. Einigen wir uns doch auf den Kompromiss, das Glück nicht nur zu suchen, sondern es auch unerwartet und zufällig zu entdecken, wenn es uns nicht hinter dem Schaufenster anlächelt, sondern davor.
Text Michelle Abdul-Malak
Fotos BullRun -stock.adobe.com