Mit der 300 Seiten starken Anthologie „Die Entdeckung Amerikas“ senden 16 Autor:innen persönliche Liebeserklärungen an die facettenreiche US-Literatur.
Mit dem Begriff „American Dream“ erschuf der US-amerikanische Historiker und Schriftsteller James Truslow Adams 1931 in seinem Buch „The Epic of America“ einen Mythos, der bis heute überdauert. Die USA: „The Land of the Free“, wo du es vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen kannst. Eine spannende Vorstellung auch für viele deutsche Idealist:innen, die sich mittels amerikanischer Literatur über den Großen Teich träumen.
Mit ihrer neuen Anthologie „Die Entdeckung Amerikas – Liebeserklärung an die US-Literatur“, erschienen im Verlag Andreas Reiffer, huldigen Buchautor und Webgestalter Holger Reichard sowie Cartoonist und Illustrator Karsten Weyershausen der US-amerikanischen Literatur. Dafür hat das kreative Duo 16 vornehmlich hiesige Schriftsteller:innen verschiedener Generationen berufen. Von der persönlichen Anekdote bis zur scharfsinnigen Analyse erzählt die Autor:innenschar, wie sie ihre auserkorenen Werke für sich entdeckten. Mit dabei sind unter anderem Braunschweigs Kreativkünstlerin Roberta Bergmann über ihre Faszination für Audrey Niffenegger, Krimi-Großmeister Hardy Crueger über Stephen King und seinen Hang zur Gänsehaut sowie Metal-Connaisseur Marc Halupczok aka Till Bürgwächter über H.P. Lovecrafts Verbindung zu Metallica.
Es begann mit T.C. Boyle
So groß wie das Land selbst ist natürlich auch der Pool der US-Schriftsteller:innen: Von F. Scott Fitzgerald („Der große Gatsby“) über Mark Twain („Die Abenteuer des Huckleberry Finn“) bis zu Toni Morrison („Solomons Lied“), die übrigens 1993 als erste afroamerikanische Autorin den Literaturnobelpreis erhielt, gibt es zahlreiche Autor:innen, die mit ihren Geschichten bis heute überdauern und Generationen prägen. Natürlich kann „Die Entdeckung Amerikas“ nicht alle namhaften Persönlichkeiten der US-Literatur abdecken – die oben genannten Titanen der amerikanischen Literatur sind zum Beispiel nicht dabei. Viel wichtiger war den Herausgebern Holger Reichard und Karsten Weyershausen die Authentizität. „Repräsentativ ist der Band natürlich nicht. Wir hätten gern noch andere Schriftsteller wie Dorothy Parker oder Colson Whitehead drinnen gehabt, aber irgendwann mussten wir einen Cut machen“, erklärt Holger Reichard. Dennoch schildern diese 17 Kapitel die ganz persönlichen Entdeckungsgeschichten der Literaturschaffenden: Wie entdeckte Kulturjournalist Frank Schäfer J.D. Salinger für sich? Warum wandelte Übersetzer Ulrich Tepelmapnn vor über vier Jahrzehnten auf den Spuren von Jack Kerouacs? Und wie kam Autorin Renate Bojanowski in der DDR an Raymond Chandler? Statt verwechselbare Kurzportraits über die US-Literaten zu liefern, strotzt die Anthologie vor persönlichen Anekdoten, die bei den Leser:innen sowohl eine Nähe zu den Entdecker:innen aufbaut, als auch die US-amerikan. Autor:innen in einem neuen Licht erstrahlen lässt.
Der Ursprung des Gemeinschaftsprojekts ist Literatur-Popstar T.C. Boyle. „Ich hatte 2003 eine Webseite über T.C. Boyle ins Leben gerufen. Über das Message Bord hat sich eine kleine Community und der Bücherblog Wortmax gebildet. Boyle gab quasi den Anstoß und die amerikanische Literatur ist das, was uns alle eint“, offenbart Holger Reichard. Keine Literatur ist seit ihren Anfängen global derart tonangebend wie jene der USA. Ob klassische oder zeitgenössische Autor:innen – „Die Entdeckung Amerikas“ erweckt die Lust, die US-Literatur-Landschaft tiefer zu erkunden.
Grafiken Karsten Weyershausen