Sprache vom allerfeinsten Schulbuffet:
Wann wird dort mal etwas Neues aufgetischt?
Mit Sprache können wir unseren Emotionen Ausdruck verleihen, miteinander in Kontakt und Austausch treten und unsere Lieblingssongs mitträllern. Sobald wir aber unsere Muttersprache verlassen, steigt das Gefühl des Unwohlseins. Sich nicht verständigen zu können gleicht einer unsichtbaren Barriere, die wir mit Händen und Füßen, manchmal auch mit Google Translator zu überwinden versuchen. Ohne Sprache funktioniert unser soziales Miteinander nur auf holprigen Umwegen. Sie ist allgegenwärtig und wir entkommen ihr nie. Sogar in unseren Gedanken führen unsere grauen Zellen kleine Monologe, die uns zu Handlungen anleiten. Wahrscheinlich sagt man deshalb, dass eine Sprache erst dann verinnerlicht ist, wenn man sie in den eigenen Gedanken und Träumen laut werden hört. Doch bis zu diesem Punkt ist es ein langer Weg, der uns einiges abverlangt – vor allem Motivation.
Seit der Jahrtausendwende lernen junge Brit:innen in weiterführenden Schulen weniger Fremdsprachen als je zuvor. Klar, Englisch ist die Weltsprache, wozu also noch etwas anderes sprechen? Aber natürlich neigen nicht nur Engländer:innen zur Sprach-Faulheit. Im deutschen Schulunterricht ist Englisch vor allem in Hinblick auf die globale Kommunikation seit Jahrzehnten ein wichtiges Hauptfach. Heutzutage sind gute oder sehr gute Englischkenntnisse längst kein Pluspunkt mehr, sondern eine Voraussetzung im Bewerbungsschreiben. Somit liegt der Lern-Schwerpunkt vor allem auf der Mutter- und englischen Sprache. Davon abgesehen belegen viele Schüler:innen eine zweite Fremdsprache nur, solange es nötig ist. „Ehrlich gesagt reicht mir eine Fremdsprache aus, mit der ich ebenso klarkomme“, gesteht Tom, dermit der Versetzung in die elfte Klasse Französisch aus seinem Stundenplan verbannt hat. Ist Schüler:innen demnach das Fremdsprachen-Doppelpack zu viel oder sind sie vielleicht vom immer gleichen Sprachangebot gelangweilt? „Ich konnte nur zwischen drei Sprachen wählen und in der Unterstufe schien mir Französisch das kleinste Übel zu sein“, lacht der Schüler.
„Wer fremde Sprache nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen.“
Johann Wolfgang von Goethe
Spanisch, Französisch und Latein gelten im deutschen Schulsystem als die drei altehrwürdigen Sprachoptionen. Trotz der Globalisierung und zunehmenden Digitalisierung zeichnet sich in vielen Bildungsstätten ein eher schleppender Wandel zu Alternativen ab. Dabei erlangen auch Sprachen wie Arabisch und vor allem Chinesisch einen immer präsenteren Stellenwert in der Welt. „Chinesisch ist bestimmt schwer, auch wegen des anderen Schriftsystems, aber es ist eine wichtige Sprache für die Zukunft. Ich persönlich hätte gern etwas Außergewöhnliches wie Finnisch gelernt“, bestätigt Tom.
Im stetigen globalen Wandel ist es nicht leicht, Veränderungen vorherzusagen. Im Heute wissen wir nicht, welche Sprachen im Morgen große Trends sein werden, aber wir können mit offenen Ohren durch die Welt gehen und unseren Horizont fortlaufend erweitern. Selbstredend kann und soll das Schulsystem nicht alle Sprachen der Erde lehren und abdecken. Für all jene, die trotzdem gerne mal etwas anderes, neues vom Sprachbuffet probieren wollen, gibt es zahlreiche Apps, Sprachkurse und viele weitere Angebote, die verschiedenste Kostproben bieten. Darüber hinaus kann man viele Sprachen durch einen Auslandsaufenthalt oder einen simplen Urlaub kennenlernen. Sprache ist eben mehr und vielfältiger, als wir im Schulunterricht lernen. Sie hilft uns nicht nur unseren Traumjob zu ergattern, sondern fördert auch unsere eigene Entwicklung. In gewisser Form ist sie der Schlüssel zu einer anderen Welt, in der spannende Menschen und bereichernde Kulturen auf uns warten.
Text Michelle Abdul-Malak
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