Vom 23. August bis zum 22. November zeigt der Junge Kunst e. V. in Wolfsburg die Arbeit blank spaces in embodied tales von Nora Lube.
Der Junge Kunst e. V. in Wolfsburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kunst als einen nicht verhandelbaren Teil von Gesellschaft wertzuschätzen und entsprechend sichtbarzumachen. Insbesondere junge Künstler:innen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, bekommen hier die Möglichkeit, in der Öffentlichkeit stattzufinden und wahrgenommen zu werden. So auch Nora Lube, mit der wir uns über ihre Arbeit unterhalten durften.
Seit wann weißt du, dass du im Junge Kunst e. V. in Wolfsburg ausstellen wirst?
Ich habe mich Mitte 2023 auf die Ausschreibung beworben und kurz danach die Zusage bekommen.
Entwickelst du deine Arbeit „blank spaces in embodied tales extra“ für die Zusammenarbeit?
Teilweise. Ich plane eine Installation und eine Skulptur extra für die Ausstellung. Außerdem zeige ich einen Film, der Anfang des Jahres in Zusammenarbeit mit Pascal Kanitz entstanden ist und Arbeiten, die im Verlauf der letzten Monate während meines Stipendiums entstanden sind.
Deine Ausstellung wird am 23. August eröffnet. Laufen die Vorbereitungen schon auf Hochtouren oder bist du noch ganz entspannt?
Ich arbeite gedanklich seit Ende letzten Jahres an der Ausstellung. Der Film ist Anfang des Jahres entstanden. Die Installationen und Skulpturen sind seit circa drei Monaten in der Umsetzung. Ich arbeite konstant daran und bin gut im Zeitplan, also noch halbwegs entspannt.
Die Materialien, mit denen du arbeitest, sind sehr vielfältig. Gibt es einen Werkstoff, der dir besonders Spaß macht?
Das ist schwer zu beantworten. Meine Arbeiten setzen sich aus mehreren Schritten zusammen. Mit meinen Zeichnungen verschaffe ich mir meist am Anfang eine Skizze für ein Gefühl, dass ich durch meine Arbeiten transportieren möchte. Die aufmerksame Erkundung meiner Umgebung, bei der Fotografien entstehen und ich Materialien finde ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Die Umsetzung der Skulpturen und besonders die Installation im Raum sind für mich auch sehr spannende Schritte. Ich glaube die Momente, in denen ich Materialien im öffentlichen Raum finde, machen besonders Spaß und das Installieren der Arbeiten im Ausstellungsraum ist auch toll, weil dort erst alles zusammen kommt und ich selbst zum ersten Mal sehen kann, ob meine Visionen einer Ausstellung funktionieren. Ich mag auch, wie der Raum und meine Arbeiten aufeinander wirken und sich dadurch vor Ort noch spontane Änderungen ergeben können.
Es geht bei dir viel um Objekte, ihre Geschichte und ihr Verhältnis zum Menschen. Würdest du sagen, deine Arbeit ist materialistisch?
Material spielt eine große Rolle in meiner Arbeit und ist für mich Träger von Informationen und Einschreibungen. Die politische Aussage meiner Arbeit ist aber antimaterialistisch. Ich thematisiere unter Anderem den Überfluss im Spätkapitalismus und die Einflüsse, die er auf Körper und Umgebungen hat. In meiner Arbeit spielt auch das Verhältnis von Handwerk und Industrie eine große Rolle. Ich komme selbst aus dem Schneiderhandwerk und habe dadurch einen speziellen Bezug zu Herstellungsprozessen von Konsumgütern. Meine Herangehensweise mit gefundenen Objekten und Materialien zu arbeiten, beinhaltet auch eine Wertschätzung von dem, was schon da ist. In meinen Arbeiten gibt es keine Hierarchie unter dem Gefundenen und dem von mir Gemachten, sie gehen eine Verbindung ein.
Ich betrachte alles um mich herum, und in mir drin als Material. Dazu zähle ich auch Immaterielles wie Gefühle, Gedanken, Gespräche, Erlebnisse. Vielleicht versuche ich mich durch das Sammeln bestimmter Objekte an dieses Immaterielle zu erinnern oder es zu manifestieren. Für mich haben Gegenstände vor allem einen emotionalen oder symbolischen Wert.
Was bedeutet es für dich, im Rahmen von Junge Kunst stattzufinden?
Es bedeutet mir viel, da es meine erste institutionelle Einzelausstellung ist. Die neuen Räumlichkeiten im Schloss Wolfsburg bieten eine tolle Gelegenheit, meine Kunst zu präsentieren.
Vergangenes Jahr hast du dein Diplom an der HBK Braunschweig gemacht und direkt ein einjähriges Residenz-Stipendium im Künstlerhaus Meinersen erhalten. Wie geht es jetzt für dich weiter?
Das weiß ich momentan noch nicht genau. Ich habe erstmal pragmatische Aufgaben zu lösen, wie einen günstigen Lagerplatz für meine Arbeiten zu finden.
Fotos Pascal Kanitz