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KI im Museum

Kann KI Kunst? Noch bis zum 1. September geht das Schloss Museum Wolfenbüttel dieser Frage nach

Sie ist inzwischen überall, die Künstliche Intelligenz — und sorgt in der Gesellschaft für gemischte Gefühle. So nützlich wie sie beispielsweise in der Industrie oder Medizin ist, so viel Skepsis schlägt ihr in Kunst und Kultur entgegen. Auch, weil die Urheberfrage unbeantwortet bleibt.
Ob KI in der Kunst einen Platz verdient, das beleuchtet die aktuelle Ausstellung „Alles Kunst — KI schreibt Geschichte(n)“ im Schloss Museum Wolfenbüttel in Kooperation mit dem Universitäts- und Stadtmuseum Rinteln und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Virtuelles Erleben
Schon der Anfang der Ausstellung hält einen echten Knaller bereit: Wir befinden uns im Venussaal des Schlosses, im Laufe der Jahrhunderte ist dieser Raum unterschiedlich genutzt worden, um das Jahr 1900 unter anderem als Turnsaal einer Mädchenschule. Aufnahmen gibt es davon keine. Wie könnte es dort damals ausgesehen haben? Mithilfe von KI ist eine mögliche Variante eines solchen Raumes entstanden. Wenn wir uns die VR-Brille aufsetzen, sind wir plötzlich am Ort des Geschehens.
In diesem Falle veranschaulicht die Künstliche Intelligenz also die Historie, macht sie erlebbar und damit greifbarer.
In Museen ist das Smartphone eigentlich nicht so gerne gesehen, hier aber ausdrücklich erlaubt. Denn überall verstecken sich QR-Codes, die dazu einladen, noch mehr zu entdecken.
Dass sich die technischen Möglichkeiten rasant weiterentwickeln, erleben wir alle hautnahe an Selbstbedienungskassen, Staubsaugerrobotern, Alexa und Co. Wie sich die KI innerhalb eines Jahres gemausert hat, präsentiert das Schloss Museum in der Ausstellung. Als Vergleich dienen Prompts, also Eingabebefehle, von 2023 aus einer Ausstellung in Rinteln. Diese Aufforderungen sind nun erneut eingetippt worden, und die Unterschiede sind eklatant. Die Bildqualität hat sich deutlich verbessert, sieht nicht mehr ganz so künstlich und perfekt aus. Außerdem lassen sich Personen des öffentlichen Lebens nicht mehr in einem lächerlichen Kontext darstellen. Einzige Ausnahme: der Papst – warum auch immer.

„History in the Making“
Studierende der Kunst- und Medienwissenschaften der HBK haben sich über KI-Tools der Geschichte des Schloss Museums genähert. Die Ergebnisse verdeutlichen auf spielerische Art und Weise, dass Künstliche Intelligenz sowohl als nützlich als auch kritisch betrachtet werden kann. Für Besuchende gibt es viele Mitmachstationen. Zum Beispiel können wir einen selbstausgedachten Text-Prompt auf eine Karte schreiben, die KI ermittelt auf dieser Grundlage ein Bild und das Museum kürt im Anschluss das beste Resultat.
Außerdem lauschen wir einem Dialog zwischen den Gemälden von Herzog Anton Ulrich und seiner Frau Elisabeth – hat ein bisschen was von Harry Potter. Das Spannende: Während sein Rede-Part KI-generiert ist und nicht unbedingt durch Wahrheit glänzt, wurde ihr Sprechanteil mit Informationen aus dem Museum gefüttert, was zur Folge hat, dass sie ihn im Gespräch korrigiert.

KI als Muse
Dass nicht nur die Geschichte, sondern auch die Kunst mit KI spielen kann, beweist der Berliner Künstler Alexander Iskin. Im Schloss Museum zeigt er einige seiner Werke, darunter „Professorin Kaffeemaschine“, ein Roboter, gebaut aus einer Kaffeemaschine, der darauf trainiert wird, Kunst erkennen und bewerten zu können. Auch die Serie „Portal to Paradise“ ist in der Ausstellung zu bewundern. Iskin lässt sich dafür immer wieder dasselbe Bild mit Künstlicher Intelligenz erstellen und verbindet es mit traditioneller Kunst, indem er das generierte Motiv jedes Mal anders übermalt. „Technologie an sich hat keine bösen Absichten; es kommt darauf an, wie wir Menschen sie nutzen und was wir in sie hineinprojizieren“, erläutert Iskin, der 2020 das Kaiserring-Stipendium der Stadt Goslar erhalten hat.

Die Ausstellung singt weder eine Lobeshymne auf Künstliche Intelligenz, noch verteufelt sie die Technik. Vielmehr zeigt sie, wie KI Kunst und Geschichte ergänzen und welche Leerstellen sie füllen kann. Genauso werden Grenzen und Fortschritte sichtbar. „Wir wollen mit der Ausstellung aufzeigen, wie Künstliche Intelligenz in den Bereichen Kunst, Kultur und Geschichte gewinnbringend als Werkzeug eingesetzt werden kann“, erklärt Stella Gilfert, Museumspädagogin und eine Kuratorin der Ausstellung. „Alles Kunst – KI schreibt Geschichte(n)“ macht deutlich, wie viel Spaß der Umgang mit KI bringen kann, wenn man dabei nicht vergisst, auch den eigenen Verstand zu benutzen.

Fotos JDG_Museum Wolfenbüttel

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Laura Schlottke

Geschrieben von Laura Schlottke

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