Karnevale und Liebe

Norddeutschlands größter Karnevalsumzug erinnert daran, warum es gute Gründe gibt, sich vom Weltschmerz nicht das Feiern nehmen zu lassen.

Und jedes Jahr wieder kann man sich auf gewisse Konstanten verlassen. Hat man kürzlich noch „Alle Jahre wieder“ unterm Bäumchen krakelt, da ist es plötzlich Februar und der alle Jahre wieder für buntes Treiben sorgende Schoduvel, Braunschweigs Karnevalszug steht an. Leider, muss man sagen, rücken ursprüngliche Motive zum Jeck Sein auch dieser Tage verstärkt in den Fokus. Gesellschaftliche Gemengelagen vor Ort und die Konflikte der Welt machen mal wieder nicht so richtig Bock, um es sehr gelinde auszudrücken. Doch ist das Narrentum historisch auch aus der Haltung gewachsen, leichtherzig politische Strukturen zu verballhornen, das Leben quasi in einer unbekümmerten Trotzigkeit zu feiern. Neben erschreckend konkreten rechtsextremen Verirrungen, Kriegen in Gaza und der Ukraine, Protesten und Geladenheit, ist vielleicht genau das der richtige Umgang. So führt die Ethik-Charta des Bundes Deutscher Karneval e. V. unter Punkt 2 „Frohsinn und Lachen verbreiten“ folgendes Selbstverständnis auf: „Von seinem Rügerecht Gebrauch zu machen, gehört zum Rollenbild des Narren. Humorvolle Kritik aus Narrenmund an den Narreteien des Alltags, die auf das Konto mehr oder weniger prominenter Zeitgenossen gehen, ist integraler Bestandteil von Fastnacht, Fasching und Karneval.“

Protest mit leichtem Herz
Sich nicht den Spaß nehmen lassen zu wollen, klingt vielleicht auf den ersten Blick irgendwie egoistisch und pietätlos, doch hat es die Karnevalkultur mit seinen detailreich gestalteten Umzugswägen immer auch geschafft, sich ums Eck mit Problemen zu befassen, sie sichtbar zu machen im Trubel und gleichzeitig zu verstehen, dass der Mensch zuweilen auch mal das Grübeln und Zaudern ausschalten muss, um zu feiern.

Wie, wo, was?
Insgesamt 176 Zuggruppen, Fest- und Motivwagen sind für den 11. Februar angemeldet, dem Sonntag vor Rosenmontag, an dem der Schoduvel als größtes Karnevalsfest Norddeutschlands traditionell ansteht. Der Zug biegt vom Bohlweg und Schlossplatz in den Waisenhausdamm, über die Friedrich-Wilhelm-Straße, zur VW-Halle und spuckt dabei reichlich Kamelle für die Kinder aus.
Erfahrungsgemäß sind die Lokale der Stadt auf die Feiernden gut vorbereitet, Tanzclubs an Braunschweigs Partymeile am Kalenwall haben auch schon zur Mittagszeit geöffnet und warten mit Getränkespecials und besonderen DJ-Sets auf. Abends verlegt sich der offizielle Abschluss dann in die VW-Halle zur offiziellen Schoduvel-Zugfeier.

In dem Sinne: Feiert den Weltschmerz weg.

Foto Braunschweig Stadtmarketing GmbH/Daniel Möller

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Simon Henke

Geschrieben von Simon Henke

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