Ein kurzer Bericht zur aktuellen Lage des Kinder- und Jugendzentrums B58
Bereits seit den 70er Jahren ist das B58 ein fester Bestandteil der Braunschweiger Jugend- und Musikkultur-Szene. Neben einem Kinder- und Jugendtreff im Erdgeschoss beherbergt es auf den beiden darüberliegenden Etagen neben den zugehörigen Büroräumen auch einen Veranstaltungssaal für Konzerte sowie mehrere Proberäume, in die sich junge Bands gegen einen kleinen Mitgliedsbeitrag von 15 Euro pro Monat einmieten können. Schon große Namen wie der Urbraunschweiger Bosse haben in diesen Räumlichkeiten ihre ersten musikalischen Gehversuche unternommen, bevor sie sich dann aufmachten, um die ganz großen Bühnen zu erobern.
Doch trotz aller Beteuerungen scheint den Zuständigen der Erhalt dieses Markenzeichens der lokalen Subkultur nur bedingt ein Anliegen zu sein.
Langwierige Verwaltungsprozesse
Bereits 2016 wurden Bedenken vorgebracht, dass das gesamte Gebäude marode sei und nicht den nötigen Standards für Barrierefreiheit und Lärm- sowie Brandschutz standhalte, weshalb fortan darüber diskutiert wurde, ob wohl ein Neubau oder eine Sanierung des bisher bestehenden Gebäudes sinnvoller sei. Eigentlich ein sehr löbliches Anliegen, das nicht nur die umliegenden Anwohner:innen schützen, sondern auch mehr Menschen den Zugang zum Veranstaltungsort und zu den Proberäumen ermöglichen sollte – von der in die Jahre gekommenen Bausubstanz mal ganz abgesehen. Allerdings, wie sollte es auch anders sein, wenn die öffentliche Verwaltung an einem Prozess beteiligt ist, vergingen zunächst einige Jahre, in denen hinter verschlossenen Türen Pläne gemacht und Zahlen geschoben wurden, bis sich 2020 erstmalig wieder mit einem Ratsschluss an die Öffentlichkeit gewendet wurde. Die Entscheidung: Neubau!
Ohne Moos nix los
Doch auch dieser Beschluss führte nicht sofort dazu, dass besagter Neubau in Angriff genommen werden konnte. Zunächst mussten Ausschreibungen in Sachen Architektur und Bau angekurbelt werden und zu allem Überfluss brach 2020 auch noch eine globale Pandemie aus. Die Vorhaben verliefen sich also still und heimlich im Sande. Wieder wurde es lange ruhig um das Großprojekt B58, bis schließlich folgende Meldung publik wurde: Der Haushalt der Stadt Braunschweig sieht sich mit einem Loch von circa 200.000.000 Euro konfrontiert, was dazu führt, dass das Vorhaben aus dem Haushaltsplan der Stadt für 2023/24 gestrichen wurde.
Und jetzt?
Kein Wunder, dass die Betroffenen über diese Information ebenso verwirrt wie enttäuscht waren. Kurzer Hand wurde also Anfang dieses Jahres eine Petition gestartet, die sich für den Erhalt des B58 stark macht. Und das mit großem Erfolg! Immerhin 2.300 Unterschriften kamen zusammen, um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Um diese persönlich dem Oberbürgermeister übergeben und entsprechende Nachfragen stellen zu können, wurde bereits eine Audienz beim ranghöchsten Politiker des Zuständigkeitsbereichs Löwenstadt angefragt, woraufhin es bisher allerdings leider noch keine Rückmeldung gab.
Tapfere Mitstreiter:innen
Doch nicht für alle politischen Akteur:innen scheint die Angelegenheit so sehr an Priorität eingebüßt zu haben. Der zuständige Bezirksrat beteuert immer wieder, dass das Projekt durchaus von großer Wichtigkeit sei, er verfüge allerdings nicht über die nötige Entscheidungsmacht, um den Prozess erneut anzustoßen. Sicher sei allerdings, dass eine zusätzliche Summe bereitgestellt werde, um mit kleineren Instandhaltungsmaßnahmen die Aufrechterhaltung des Betriebs zu gewährleisten. So wurden mittlerweile etwa neue Leuchtstreifenmarkierungen an den Treppenstufen angebracht und eine neue Brandschutztür im ersten Obergeschoss installiert. Nichtsdestotrotz bleibt unter den Mitgliedern des Vereins die Sorge bestehen, der Neubau werde so lange hinausgezögert, bis die stattgegebenen finanziellen Mittel für eine tatsächliche Umsetzung nicht mehr ausreichen, denn die Kosten für Bauprojekte jedweder Art wachsen von Jahr zu Jahr um ein Vielfaches.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Doch der Optimismus unter den Verantwortlichen im Kinder- und Jugendzentrum am Bültenweg ist ungebrochen. Sie werden nicht müde, immer wieder um Aufmerksamkeit zu kämpfen und Menschen für ihr Vorhaben zu mobilisieren. Wenngleich ein wenig mehr Unterstützung seitens der Stadt definitiv wünschenswert wäre. „Dass das Vorhaben vorerst gecancelt ist, haben wir leider nur am Rande mitbekommen. Es wäre schön, wenn sich die Kommunikation zukünftig dahingehend verbessern würde, dass wir bei solchen Entscheidungen frühzeitig mit ins Boot geholt werden.“, erklärt Julian Tschirch, ein Vorstandsmitglied des eingetragenen Vereins. Außerdem ergänzt er: „Gespräche über das Vorankommen der hiesigen Jugendkulturarbeit sollten sich nicht mit Bauplänen, sondern mit der Frage nach besseren Inklusionsmöglichkeiten und dem Ausbau von Begegnungsräumen beschäftigen. Ich hoffe, dass wir an diesen Punkt irgendwann kommen.“
Hoffen wir also auf eine rosigere Zukunft. Für das B58 sowie die Jugend- und Subkultur in Braunschweig.
Fotos Frank Tobian (Konzertfotos), privat (Räumlichkeiten)