KLAN
21. April | Hallenbad (WOB)
hallenbad.de
Das Deutschpop-Duo KLAN kommt am 21. April mit neuem Album im Gepäck ins Wolfsburger Hallenbad.
Dass ein Klan eine Familie ist, ist bei gleichnamiger Band tatsächlich nicht nur im übertragenden Sinne Programm: Das DIY-Deutschpop-Gespann aus den beiden Brüdern Michael und Stefan Heinrich aus Leipzig und Berlin weiß, wie man markig bleibt und gleichzeitig Pop-Gefälligkeiten in Ohren pustet. Nach ihrem ersten Langspieler „Wann hast du Zeit“ (2018) und dem quasi Doppelalbum „Zwei Seiten“, bestehend aus den beiden 2020er EPs „Winterseite“ und „Sommerseite“, folgte Ende Februar nun Album nummero tres mit dem allemal interessanten Titel „jaaaaaaaaaaaaaaaa!“. Unter anderem wartet das Album mit klangvollen Featuregästen wie Alligatoah und Antje Schomaker auf, verträumt sich mal auf Tracks wie „Menschen sind Drogen“ in 80er Soundsphären, borgt sich im nächsten Moment dann wieder eine kompakte Catchines á la Charlie Puth bei „Guilty Pleasure“. Am 21. April kommen die Brüder im Rahmen ihrer Deutschlandtour samt Band im Hallenbad Wolfsburg vorbei. Wir hatten die beiden an der Strippe und für euch im Interview.
Wie aufreibend ist die Zeit kurz nach Album Release? Was bestimmt den Alltag gerade?
Michael Ich glaube das ist für Musikerinnen und Musiker immer das Ding, dass man das Gefühl bekommt, dass sich Arbeitszeit und Freizeit krass vermischen. Über die letzten Monate haben wir aber glaube ich ganz gut gelernt, uns immer wieder auch die Zeit zu nehmen.
Stefan Ja voll. Dafür, dass das Album noch ziemlich frisch draußen ist, ist es noch ziemlich chillig. Heute spielen wir noch ein Radiokonzert, ansonsten sind die Pressetermine so verstreut hier und da. Die Radiotour an sich haben wir schon gemacht, hatten eine sehr schöne Releaseparty und kümmern uns jetzt noch vermehrt darum, social-media zu bespielen, um das Release noch ein bisschen auszuwerten und natürlich die Tour vorzubereiten, für die wir jetzt intensiv in die Proben gehen.
Wie laufen die Vorbereitungen zur Tour?
Michael Ich habe heute den ganzen Lichtkram aus dem Proberaum geholt, um das Lichtkonzept zu Hause für die Shows zu programmieren und alles gut zu timen, das wird auf jeden Fall cool. Ansonsten haben wir natürlich eine Menge neuer Songs, auf die wir heiß sind, sie live zu spielen. Es werden in jedem Fall abwechslungsreiche Konzerte werden, von traurigen leisen Songs bis hin zu rockigen und happy Tracks.
Ihr habt ein paar Featuregäste auf dem Album. Wie werdet ihr deren Parts live umsetzen?
Michael Klar, die Features reisen nicht mit uns mit, deswegen teilen wir uns zum Beispiel den Rap-Part von Alligatoah auf dem Track „Internet“ zu dritt mit unserem Bassisten auf. Dann gibt es Songs, wo ich dann einfach den Gastpart singe, bei manchen Tourstopps, wie auch in Wolfsburg, haben wir Katha Pauer als Support-Act dabei, die auf dem Albumtrack „Kerze“ zu hören ist. Die wird dann natürlich dafür zu uns auf die Bühne kommen.
Was ist euer Guilty Pleasure?
Stefan Micha und ich sind besessene Mixed-Martial-Arts Fans.
Michael Ich würde mich gar nicht so bezeichnen, ich gucke das nur…
Stefan Ja, aber das schon mit einer Beständigkeit, die ihresgleichen sucht. Also schaut man zu, wie sich zehn Leute nacheinander eins gegen eins auf die Fresse hauen (lacht).
Auch selber schonmal praktiziert? Kampfkunst soll unter Brüdern ja ganz gerne mal angewendet werden.
Stefan Tatsächlich gab es einen Moment, bei dem zwischen uns beiden aus einer gewissen Besoffenheit heraus MMA Anwendung fand, ich weiß nicht, ob du dich erinnerst. Das war in Köln und du hattest eine weiße Hose an, was für mich eine Art Ausschlusskriterium war, dich zu treten, wobei das natürlich bei meiner größeren Reichweite ein Vorteil gewesen wäre, um dich auf Abstand zu halten. Stattdessen hast du mich dann mit einer Reihe von Chokes unschädlich gemacht (beide lachen).
Das Internet hat die Fähigkeit uns ganz schön zu vereinnahmen, wie ihr es auch im Song „Internet“ ansprecht. Werden wir uns irgendwann vorwerfen müssen, zu leichtfertig mit süchtig machenden Tendenzen umgegangen zu sein?
Stefan Wir entstammen ja noch einer Generation, die nicht so ganz mit dem Internet aufgewachsen ist, bei der das erst in der Jugend Thema wurde, Stichwort MySpace. Ich denke schon, dass wir da vielleicht anfällig sind, sich hin und wieder lost zu fühlen. Noch etwas schlimmer trifft das Ganze etwas ältere Leute, gerade diese Tendenz sich während Corona in irgendwelchen Untiefen des Internets wiederzufinden, wo man dann Verschwörungsgläubige trifft und denkt, das seien viele, obwohl sie einfach nur im Netz sehr laut sind. Das sind so Irrwege, die vielleicht auch in der Geschichte dann reflektiert werden. Dem gegenüber steht dann aber ja eine relativ mediensouveräne jüngere Generation, von der ich viele Leute kennengelernt habe, die vielleicht zehn Jahre jünger sind als ich und einen ziemlich pragmatischen Umgang mit Medien haben. Die das Internet mit ihren Plattformen als Werkzeug begreifen, zum Beispiel auch um ein Business aufzubauen.
Michael Ich denke nicht, dass nur unsere Millenial-Generation, die keine klassischen Digital-Natives sind, damit ein Problem hat. Dein Vertrauen in die nächste Generation in allen Ehren, aber ich glaube, dass ein großer Teil von Mediennutzung auch aus Gesichtspunkten von Sucht betrachtet werden könnte. Ich vermute, dass es in den nächsten Jahren passieren kann, dass soziale Netzwerke zum einen kulturell abgewertet, wie auch gesetzlich stärker reglementiert werden könnten. Vielleicht ist es irgendwann einfach nicht mehr so ein Ding, sich stundenlang zehn-sekündige Videos hintereinander reinzuziehen.
Wie schwierig ist es, die Bandbreite einer Studioproduktion live angemessen umzusetzen?
Stefan Dadurch, dass wir letztendlich Popmusik machen, bei der einfach der Gesang stark im Vordergrund stehen soll, kann man das, was so instrumental passiert immer ganz gut aufteilen, auf die Instrumente, die wir dahaben. Dazu sind wir entsprechend multiinstrumental aufgestellt, unser Bassist spielt zwischendurch etwa auch mal einen Synthie. Ich selber wechsle auch zwischen Gitarre und Keyboard hin und her und lege dann vermehrt Augenmerk auf die wichtigsten Bestandteile der Instrumentalspur. Micha spielt öfter auch Akustikgitarre und Percussions, so dass man dadurch noch eine gewisse Dichte erzeugen kann, auch wenn wir mit unserem Drummer zusammen „nur“ zu viert auf der Bühne sind. Am Ende haben die Songs auch nicht ausufernd viele Elemente. Häufig sind die mit dezenteren Synthie-Spuren verziert, die einem gar nicht groß ins Auge springen, praktisch als Teil des Sounddesigns. Was sowas angeht, sind wir uneitel und lassen das über einen Backing-Track mitlaufen und `ne Trompete kann man auch einfach mal weglassen.
Habt ihr schonmal in einem leeren Schwimmbecken gespielt?
Michael Nein, aber ich freue mich drauf. Bin gespannt wie das klingt, ich kann mir vorstellen, dass das für die Tontechnik ne gute Herausforderung sein kann.
Ist euer Tourbus von VW? Vielleicht könnt ihr damit in Wolfsburg Pluspunkte sammeln.
Stefan Ich fürchte leider, wir reisen in einem Mercedes Sprinter an. Immerhin fahr ich privat einen Skoda, die gehören ja zu VW, vielleicht macht das wieder was gut (lacht).
Foto Dorothea Dittrich