Über den Zauber von musikalischen Großveranstaltungen
Blauer Himmel, die Rapsfelder strahlen sonnengelb, ein saftiges Grün säumt die Landschaft, wohin der Blick auch streift. Für uns Normalsterbliche sieht so in etwa die Farbpalette eines idealen Sommers aus. Ganz anders verhält es sich in dieser Angelegenheit bei Lukas und Doreen aus Hornburg. Die beiden sind hartgesottene Jünger des Festivalisten-Kultes und für sie ist der perfekte Sommer schwarzbraun, wie der die Beine benetzende Schlamm eines aufgeschwemmten Ackers, scharlachrot wie die von der erbarmungslos brennenden Julisonne angesenkte Gesichtshaut und grünlich-violett, wie die Hämatome an Armen und Beinen, zugezogen bei der Ausübung eines ruppigen Tanzrituals.
Für Warmduscher ist diese Farbvariante der Heißzeit gewiss nicht das Richtige!
Alles andere als zimperlich geht es nämlich zu, wenn es die Hornburger Festivalhopper auf die Stoppelfelder der Nation zieht. Während der Hochsaison sind die beiden jedes Wochenende auf Achse, dann geht es etwa nach Scheeßel, Ferropolis oder Eschwege. Wahlweise wird auf dem Brocken, im Park oder am Ring gerockt. Doch auch wenn man sich in der Szene gerne mit Zuschreibungen wie Metalhead oder gallige Rocksau schmückt sind das Genre und die auftretenden Bands doch eher zweitrangig. Nicht etwa, weil sich auf den großen Festivals Jahr für Jahr eh alles wiederholt, da der Großteil des Line-Ups aus den immer gleichen Männerbünden besteht, sondern weil sich die wahrhaftige Mainstage auf dem Campground befindet, dem Epizentrum eines jeden Festivals. Headliner Mensch! Eine Parallelwelt, in der die in Heerscharen angereisten Pilger*innen aus allen Teilen des Landes drei Tage lang gemeinsam trinken, speisen, scheißen und als Leidensgenossen den Widrig- und Unbarmherzigkeiten von Witterung, Dehydrierung und Testosteronüberschuss trotzen. Sobald der Zeltplatznachbar den Bass seines Teufelboomster 3000 auf Anschlag gepetert hat, um das Areal von diesem Zeitpunkt an bis zur Abreise ununterbrochen wechselweise mit Blümchen, Onkelz, KIZ und den Toten Hosen zu beschallen und die erste Palette Apple-Bee-Cider vernichtet ist, scheinen alle Sorgen wie weggeblasen. Musik an – Alltag aus! Unterhaltsame Spiele und rustikale Brauchtümer runden das Ganze ab. Dennoch fordert so ein Lifestyle natürlich auch bei erfahrensten Teilnehmer:innen nach einer Weile seinen Tribut von Körper, Geist und Leber. Dann, so verrät uns Lukas, kann es ratsam sein, sich eine kleine Ruhepause auf dem Plastiklokus zu genehmigen um seine Gedanken zu ordnen oder mit etwas Konservennahrung die Batterien wieder aufzuladen, damit die kostbare Zeit auf der Veranstaltung auch bis zur letzten Minute in vollen Zügen genossen werden kann!
Sind auch Sie überzeugte:r Festivalist:in oder haben vor es zu werden? Auf welche Tricks und Kniffe greifen Sie zurück, um solch ein wildes Wochenende unbeschadet zu überstehen? Lassen Sie es uns wissen und schreiben Sie sich eine Mail!
Grafik Sven Gebauer