Die Soul-Food-Gastronomie Tires Feinkost in Wolfenbüttel serviert frische arabische Küche mit tausendundeinem Geschmack.
Wenn man durch die Wolfenbütteler Innenstadt schlendert, ist man immer wieder fasziniert von dem märchenhaften Flair der kleinen Kreisstadt: Bunte Fachwerkhäuser, uriges Kopfsteinpflaster, monumentale Kirchen und eine alte Grachtenanlage verleihen der historischen Lessingstadt ihren Charme. Wolfenbüttel besitzt einen alten Geist, doch hin und wieder wird dieser mit frischen Projekten belebt – etwa durch das Soul-Food-Restaurant Tires Feinkost unter den Krambuden. Das kleine Bistro mit vorrangig arabischer Küche wird seit zwölf Jahren vom Mutter-Sohn-Gespann Steffi und Nourdin Tires geführt. An einem sonnigen Frühlingstag verschlug es mich deshalb für einen leckeren Mittagstisch in meine Heimatstadt.
Fein und frisch
Wie viele andere Braunschweiger:innen strande ich ehrlicherweise eher selten in der Wolfenbütteler Innenstadt. Aber wenn ich es tue, übermannt mich stets ein nostalgisches Gefühl. Erinnerungen werden wach an Eis-Krause, meinen ehemaligen Eis-Dealer des Vertrauens, oder etwa an den süßen Senfladen unter den Krambuden.
Genau in diesen Räumlichkeiten befindet sich nun schon seit zwölf Jahren das Soul-Food-Bistro Tires Feinkost. Was einst als schmuckes Spezialitätengeschäft mit Thüringern vom Grill begann, entwickelt sich im Laufe der Zeit zum hippen Genusstempel mit frisch-gesunder Qualitätsküche. „Ich setze mich sehr viel mit gesunder Ernährung auseinander“, verrät Inhaberin Steffi Tires, „wir servieren primär arabische Gerichte. Frisch, bunt, lecker und durch ihre positiven Kohlenhydrate ‘ne gute Nummer am Mittag, weil sie lange satt halten, ohne in ein Tief zu versetzen.“
Deshalb ist das Tires auch ein Soul-Food-Restaurant. „Gutes Essen macht schließlich glücklich“, freut sich Nourdin, der sich gemeinsam mit seiner Mutter um die kulinarische Verköstigung der Gäste kümmert. Dabei legt das herzliche Duo sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit und Bio-Qualität. „Wir produzieren nicht auf Masse, damit wir nichts entsorgen müssen. Lieber überschaubar, weniger Angebot, aber dafür in guter Qualität“, erklärt Nourdin. Das spiegelt sich auch auf der Karte des trendigen Bistros wieder: Genussmenschen dürfen sich im Tires beispielsweise entscheiden zwischen Falafel Burger mit karamellisierten Zwiebeln und Joghurt-Knoblauchsoße oder einem bunten Orient-Teller mit unter anderem Couscous, orientalischen Hackbällchen, zahlreichen Dips und zweierlei Salaten. Ein weiteres Highlight ist das Pastrami-Sandwich. Das hausgemachte Pastrami von der Rinderbrust wird von Nourdin selbst geräuchert und gepökelt – ein langwieriger Herstellungsprozess, der sich jedoch geschmacklich auszahlt. Serviert wird der feine Rindfleischbelag in einem Schweizer Ruchmehlbrot mit Krautsalat, Gouda und American Dressing.
Aber auch Veganer:innen werden im Tires fündig. Ich entscheide mich etwa für die Crispy Cauliflower aus der Wochenempfehlung des Bistros. Eine knusprige Pankokruste ummantelt die Blumenkohlröschen, die durch eine würzige Buffalo-Soße getoppt werden. Die panierte Offenbarung duftet nicht nur würzig, sie zeigt sich im Geschmack saftig und aromatisch, während das Äußere durch seinen Crunch besticht. So habe ich Blumenkohl noch nie zuvor gegessen. „Durch meine arabischen Wurzeln wollte ich das Traditionelle neu interpretieren – immer mit dem Wunsch, etwas anzubieten, was es nicht an jeder Ecke gibt“, meint Nourdin.
Das Tires schließt in der Lessingstadt eine gastronomische Lücke und sorgt für kulinarische Abwechslung. Doch seit Jahren zieht es leider immer weniger Menschen in die Wolfenbütteler Innenstadt. Dieser Umstand hat selbstverständlich auch Konsequenzen für hiesige Gastronom:innen. Deshalb schielt das Mutter-Sohn-Gespann bereits mit einem Auge nach Braunschweig. Jeden Donnerstag findet man Nourdin zum Beispiel mit seinem pistazienfarbenen Food-Trailer auf dem Mag-ni-Kirchplatz. Aber auch durch Veranstaltungen wie das Buskers, das Schlossspektakel oder den Kultursommer konnte sich das liebevoll geführte Bistro mit seinen außergewöhnlichen Kreationen einen Namen machen.
Ich werde nun zukünftig häufiger in meine Heimatstadt reisen, um Herzblut-Gastronom:innen wie Steffi und Nourdin bei ihrer Selbstverwirklichungen zu supporten und nebenbei noch lecker zu speisen.
Fotos Tires Feinkost