Frauenpower zeigt sich immer öfter auch in Form von Superheldinnen in Film und Fernsehen, doch wird es auch immer so super umgesetzt?
If there´s something strange in your neighborhood, who you gonna call? Ja normalerweise die Jungs von den Ghostbusters in Form von Bill Murray und Konsorten. Aber seit dem 2016er Kino-Reboot endete die Ära in der nur Kerle die Protonenrucksäcke aufsetzen. Nicht nur bei den Ghostbusters, die 2016 erstmals auf ein weibliches Action Team setzten, hat sich was verändert. Auch bei Superman und Hulk ist etwas neu. Das Genre der klassischen Superheldenfilme und -serien hat mittlerweile eine gewisse Frauenquote erreicht und so übernehmen immer öfter Frauen die Rolle der heroischen Protagonistin.
Testo-Hulk vs. sexy-Maus?
Ein Beispiel dafür stellt die auf Disney+ erschiene Serie „She-Hulk: Die Anwältin“ dar, worin Tatiana Maslany versucht, ihr neues Superheldinnen-Dasein und ihren Job als Anwältin unter einen Hut zu bekommen. Unterstützt wird sie dabei von keinem Geringeren als ihrem Cousin dem Hulk selbst. So weit so gut. Und während ihr männliches Pendant um einiges breiter ist, als so mancher Türsteher und mit seinen Muskeln einzuschüchtern weiß, sollte man meinen, dass die weibliche Version vom Hulk mindestens genauso muskulös sein sollte. Falsch gedacht. Sie hat stattdessen neben deutlich kleineren Muskeln eher recht ausgeprägte Kurven und voluminöses Haar. Warum ist sie nicht genauso stark? Das liegt vor allem daran, dass solche Serien und Filme immer noch auf Comics aus einer Ära basieren, wo Frauen stark übersexualisiert dargestellt wurden. Lasst doch bitte diesen typischen Lara-Croft-Tomb-Raider-Mist des letzten Jahrtausends. Das reproduziert nur wieder Stereotype und falsche Erwartungen, wie Frauen auszusehen haben.
Frauenpower statt Dekoobjekt
Denn grundsätzlich mögen wir Filme, in denen Superheldinnen die Widersacher:innen ordentlich aufmischen. So ist beispielsweise der Film Wonder Woman von 2017 mit Einnahmen von 823 Millionen US-Dollar der dritterfolgreichste Film im DC-Universum und liegt sogar noch vor Man of Steel. Dies stellt leider aber nur eine Ausnahme dar, denn es dominieren bei Marvel und DC weiterhin die Filme mit männlichen Superhelden in der Hauptrolle. Ihre weiblichen Mitstreiterinnen sind nur dann genauso beliebt, wenn sie in der Gruppe mit ihren männlichen Kollegen auftreten wie im Beispiel von The Avengers oder Suicide Squad. Und so sind Männer doppelt so häufig in den anspruchsvollen Rollen vertreten, Frauen bedienen dann als Nebenrollen Stereotype, während sie vom Superhelden gerettet werden.
Baustelle: Zielgruppe?
Dabei ist das das Gegenteil vom dem, was sich Zuschauerinnen wünschen. So ergab eine Umfrage der Kinderhilfsorganisation Plan International, dass Frauen weibliche Hauptrollen sehen wollen, die facettenreich und nicht nur hübsch sind. Der Wunsch nach Vorbildern wird stärker und beliebt sind vor allem weibliche Hauptfiguren, die erfolgreich sind. Denn was wir, vor allem aber Mädchen und junge Frauen, sehen, beeinflusse unser Verständnis von Gleichberechtigung, so Plan International.
Es braucht also mehr positive Vorbilder in unseren Kinos und Wohnzimmern und dafür eignen sich auch starke Heldinnenfiguren.
Heldinnen braucht es aber nicht nur vor sondern auch hinter den Kameras. Denn wie viele Frauen in der Hauptrolle zu sehen sind, korreliert mit dem Anteil der Frauen in den Produktionsteams, wie eine Studie der Universität Rostock ergab. In Deutschland beispielsweise werden lediglich 25 % der Filme und Serien maßgeblich von Frauen produziert. Um also mehr Superheldinnen auf den Leinwänden und Bildschirmen sehen zu können, braucht es mehr Frauen in der Inszenierung der Filme und Serien. Sind sie vielleicht die wahren Heldinnen der Story?
Bleibt nur zu hoffen, dass es sich bei aktuell in die Gänge kommenden Transformationsprozessen, sowohl auf, als auch neben der Leinwand nicht um eine Modeerscheinung handelt, die nur auf den „Wir verwenden Diversity zu Kommerzzwecken“- Zug augesprungen sind. Aber vielleicht kommt ja eine Heldin, um genau diesen Zug zu stoppen und unsere Kleinstadt zu retten.
Foto Disney