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Ein wahres „Naturtalent“

Das Herzog Anton Ulrich-Museum lädt aktuell zum 300. Geburtstag von Pascha Weitsch ein. Noch bis Anfang April können Besuchende den einzigartigen Künstler entdecken.

Eine große künstlerische Karriere zeichnete sich im Leben von Pascha Johann Friedrich Weitsch anfänglich nicht ab. Als Sohn eines Handwerkers ist er am 16. Oktober 1723 in Hessen am Fallstein geboren und wurde zunächst Soldat. Das Malen brachte er sich autodidaktisch bei, scheinbar problemlos gelang es ihm, Landschaftsgemälde zu kopieren, was auch seinen Vorgesetzten begeisterte. Herzog Carl I. stellte ihn schließlich vom Militärdienst frei, damit Weitsch in der Porzellan-Manufaktur Fürstenberg arbeiten konnte.
In seinen Werken allgegenwärtig ist die Liebe zur Natur, so bildet der Harz den Fokus der Ausstellung „NATURTALENT – 300 Jahre Pascha Weitsch“.

 

Der große Durchbruch
Als der Herzog ein großes Tafelservice in Auftrag gab, fertigte auch Weitsch einen Probeteller an und bekam den Zuschlag. Regelmäßig streifte er durch das Braunschweiger Land, erstellte Skizzen und hielt seine Eindrücke schließlich auf Tellern, Tassen oder Terrinen fest.
Einige dieser Stücke sind in der Ausstellung zu bewundern. Die Präzision und Detailverliebtheit, die in den Arbeiten stecken, sind faszinierend. Aus dem Bild selbst entspringen Wurzeln, Zweige und Wolken, die die Szenerie einfassen. Streublümchen, Blätterranken und Goldornamente an den Rändern des Porzellans runden die Motive ab. Die Namen der jeweiligen Ortschaften hat Weitsch auf den Rückseiten notiert, so lassen sie sich heute gut zuordnen.

Ein Teil des Geschirrs befindet sich übrigens in Windsor Castle. Als Caroline von Braunschweig-Wolfenbüttel den zukünftigen britischen König George IV. heiratete, schenkte ihre Mutter Herzogin Auguste dem Paar 1794 einige Stücke des Service‘, damit ihre Tochter die Heimat nicht vergaß.


Auf Spurensuche
Zunehmend hat sich Weitsch der Ölmalerei verschrieben, vor allem seine Heimatregion prägte sein Schaffen. Doch was verbirgt sich unter der Oberfläche? Das Herzog Anton Ulrich-Museum hat dazu neue Erkenntnisse gewinnen können. Mithilfe von Infrarot- und Röntgenstrahlen konnten die obersten Schichten beziehungsweise die gesamte Holztafel durchleuchtet werden. Dabei wurde beispielsweise sichtbar, dass der Künstler unter dem Gemälde „Nächtliches Dorf mit brennendem Bauernhaus“ ursprünglich Wellen und Schiffsteile gemalt hatte – sehr ungewohnt, da maritime Werke von ihm nicht bekannt sind. Insgesamt vier Stücke hat das Museum auf diese Weise untersucht und macht das Unsichtbare sichtbar, fast magisch.
Die Ausstellung führt Besuchende zudem an den Zeichentisch von Weitsch. Im neu gestalteten Raum „Kunst auf Papier“ finden sich schnelle Skizzen, die als Vorlage für Porzellangemälde dienten, aber auch detailliertere Bilder, stets mit Grafit, später auch mit verdünnter Tinte angefertigt.

Auch 300 Jahre später besteht die Faszination für den Harz.

Alle machen mit
Weitsch präsentiert uns einen sehr positiven Blick auf die Natur: Häufig geht die Sonne über friedlichen, weitläufigen Landschaften auf oder unter. Damit sind schon erste Vorläufer der Romantik à la Caspar David Friedrich zu erkennen.
Und selbst 300 Jahre später existiert dieser Blick auf den Harz noch.
Für die Sonderausstellung „#WeitschReloaded – Harz. Fotografie. Heute“ hat das Herzog Anton Ulrich-Museum auf Instagram zum großen Fotowettbewerb aufgerufen und zeigt nun 55 Harzfotos in der Ausstellung. Ein solches partizipatives Projekt ist bis jetzt einmalig. Auch wenn sich die Kunstform verändert hat, die Begeisterung für den Harz ist geblieben und einige der Bilder ähneln den Gemälden so intensiv, man könnte glatt vergessen, dass es sich dabei um Fotos handelt.
Doch auch der Wandel ist sichtbar; etwa, wenn wir auf ein abgeholztes Waldstück blicken oder sich aus der Vogelperspektive ein Meer aus abgestorbenen Bäumen offenbart.

Neues aus dem Museum
Wer die „NATURTALENT“-Ausstellung besucht, kann neben den Exponaten auch den neuesten Clou des Museums bestaunen. Zum ersten Mal sind die Wände nämlich nicht mit Farbe, sondern mit Stoff „gefärbt“ worden. Mithilfe von Alurahmen werden die riesigen Wandbespannungen festgehalten. Diese Methode ist nicht nur nachhaltiger, sondern spart auch Zeit. Nun kann der Raum zwischen den Ausstellungen innerhalb von zwei Wochen umgebaut werden.

Fotos Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich, Tim Knäblein

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Laura Schlottke

Geschrieben von Laura Schlottke

Die nackte Wahrheit: Nizar Fahem

„Genießen tue ich den Rummel nicht.“