Das Kollektiv zweier werdender Coaches – Apricot&Flieder – positioniert sich bewusst abseits von Selbstoptimierung und nimmt Coaches auf dem Weg zu sich selbst an die Hand.
Weniges in den sozialen Netzwerken klickt so gut wie Hashtags zu Themen wie Selflove, Mindset, Mindfulness, Achtsamkeit und natürlich dem berüchtig-ten healthy Lifestyle… man kennt die Buzzwords. Doch leider hat sich gerade bei Themen rund um die seelische Selbstfürsorge in den letzten Jahren ein schwieriges, ja schmieriges Image ungebeten mit hereingeschlichen. Denn wo Selbstliebe vermittelt werden soll, sehen einige die Chance Selbstoptimie-rung zum Ideal auszurufen. Influencer und selbsternannte Coaches vermark-ten Produkte und Seminare, die einen auf den richtigen Pfad, auf den Pfad zu sich selbst führen sollen. Leider werden so wirklich wichtige Themen wie Selbstreflektion, mentale und physische Gesundheit ökonomisiert und häufig genug als reines Werbetool missbraucht.
Hand und Fuß
Die beiden 25-jährigen Braunschweigerinnen Annika Klaus und Frederieke Morgenroth alias Apricot&Flieder haben etwas anderes im Sinn und treten plakativen social-media Mindsetsprücheklopfer:innen mit einer professionel-len, persönlichen, ja intimen Ansprache entgegen.
„Es hat erstmal ein bisschen gedauert, bis wir uns in der Coaching-Bubble orientiert haben, um zu erkennen, was wir wollen und besonders was wir nicht wollen“, so Annika. „Uns war von Anfang an klar, dass uns eine fundierte Aus-bildung nachhaltig wichtiger ist, als schnelles Geld zu verdienen“, ergänzt Frederieke. Die beiden Frauen haben im Laufe ihrer beruflichen Werdegänge Berufsausbildungen in klassischen Care-Berufen absolviert. Annika ist Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Frederieke Ergotherapeutin. „Wir ha-ben bemerkt, dass auf uns ein anderer Weg wartet“, sind sich die beiden einig. „Wir lieben diese Kombination aus der Nähe zu den Menschen, der kreativen Freiheit, Lebensfreude und Selbstwirksamkeit, die wir so vorher in der Kombi-nation vergebens gesucht hatten.“ Aufbauend befindet sich Annika derzeit in einer neunmonatigen Life Coach Ausbildung, während sich Frederieke zur Heilpraktikerin für Psychotherapie ausbilden lässt.
„Von Anfang an war es uns wichtig, Expertinnen zu werden und fundiertes Fachwissen weitergeben zu können“ meint Annika.
Ein Vertrauter Abend
Die beiden treten öffentlich auf Instagram als Apricot&Flieder auf und teilen hier Impulse ohne dogmatischen Druck aufzubauen. „Ich habe auch mal geteilt, dass ich seit zwei Wochen nicht die Zeit und Ruhe gefunden hatte, Yoga zu machen“, berichtet Annika und lacht dabei. Inzwischen hat das Duo schon eigene Angebote geschaffen. Einer ih-rer Kurse, zu dem man sich anmelden kann, trägt den Namen PURE. Die Teilnahme kostet 15 Euro. PURE ist ein Abend, der in regelmäßigen Abständen online stattfindet. Dort nehmen Sie sich Zeit, um mit den Teilnehmenden unterschiedliche Themen anzu-gehen. „Wir nutzen dabei unter anderem Breathwork, geführte Meditationen, autogenes Training und gemeinsames Journaling“, erzählt Frederieke. Das Schöne an diesem Abendprogramm ist sein unverbindlicher Charakter. Anders als viele Seminare, die von Coaches vertrieben werden, binden sich die Teilnehmenden nicht an fortlaufende Ter-mine: „Es handelt sich dabei immer nur um einen Abend, für den du dich jederzeit ganz einfach anmelden kannst, wenn du mal wieder das Bedürfnis hast, dich mit dir selbst zu verbinden. Kein Commitment über längere Zeit.“ Das eröffnet auch die Möglichkeit, erst mal reinzuschnuppern. Doch viele bekannte Gesichter melden sich immer wieder an. Diese Bestätigung gibt den beiden, die bereits seit der fünften Klasse eine tiefe Freund-schaft verbindet, sichtlich viel. „Wir gehen mit unserer Vision raus und ziehen damit Menschen an, die das fühlen. Und das ist das Wichtigste für uns. Indem wir für uns selbst losgehen, gehen wir auch für so viele andere los.“
Im Einklang mit sich
Ihr aktuellstes Projekt ist ein Zyklusworkshop, der zunächst Bestandteil einer Mem-bership bei einer anderen Coachin ist. Der Workshop hat einen besonderen Stellenwert, wie Annika verdeutlicht: „Dieser Workshop liegt uns sehr am Herzen, weil das Thema Zyklusbewusstsein bei uns persönlich unglaublich viel verändert hat und auch im Be-reich Persönlichkeitsentwicklung und Lebensgestaltung eine interessante Rolle spielen kann.“ Die Leistungsgesellschaft verlange Frauen ab, zu leisten und zu funktionieren, egal, in welcher Zyklusphase sie sich befänden. Und das, so schließt Annika ab, stehe leider konträr zu einem gesunden, bewussten Lebensstil.
Fotos Annika Klaus, Frederieke Morgenroth