Vom 13. Bis zum 23. Juni findet in Braunschweig diesen Sommer zum 25. Mal das „Festival Theaterformen“ statt.
Es ist wieder soweit! Diesen Sommer kommen Anna Mülter, die künstlerische Leiterin vom Festival Theaterformen, und ihr Team ein weiteres Mal nach Braunschweig, um hier ihr internationales Feuerwerk der Theaterkunst abzubrennen. Wie bereits in den vergangenen Ausgaben wird es auch in diesem Jahr wieder vieles zu entdecken und erleben geben. Vor allem aber wird ein Raum geöffnet werden, der Perspektivwechsel, Austausch und Begegnungen ermöglichen soll.
Standort Braunschweig
Bereits seit 34 Jahren existiert das Festival Theaterformen mittlerweile. Die nun 25. Jubiläumsausgabe wird – was für eine Ehre – in Braunschweig stattfinden. Das ist nicht selbstverständlich, da der Austragungsort des Festivals traditionsgemäß alljährlich zwischen Braunschweig und Hannover wechselt.
Viele Perspektiven
Was unter den mannigfaltigen Disziplinen der Kunst wohl das Theater wie keine zweite vermag, ist das Aufzeigen von Perspektiven – und das in mehrfacher Hinsicht. Durch unterschiedliche Bühnenformen, Spielorte, Erzähltechniken und produzierte Bilder wird versucht, den Blick des Publikums auf einen bestimmten Sachverhalt neu zu kalibrieren und darüber einen Reflexionsprozess anzustoßen. Genau diese Macht der darstellenden Künste nutzt das Festival Theaterformen, um mit den ausgewählten Stücken in die Denkstrukturen des heteronormativ und eurozentristisch geprägten Publikums einzugreifen und sie aufzubrechen. Insbesondere über die Künstler:innen, denen im Zuge der Festlichkeiten eine Bühne geboten wird, zeigt sich der Wunsch nach mehr Multiperspektivität und vor allem nach dem Aufbegehren gegen Marginalisierung gegenüber verschiedenen Gesellschaftsgruppen. Vor allem Arbeiten, die aus indigenen oder queeren Kontexten heraus entstanden sind, formen den Charakter der diesjährigen Festivalausgabe. Aber auch die Perspektiven Jugendlicher oder von Menschen mit Behinderungen werden sichtbar gemacht. Und das nicht durch das Sprechen über sie, sondern indem sie selbst auf der Bühne stehen und von ihren Erfahrungen und ihrer Art zu leben berichten.
Theater für alle
Neben der Thematisierung von Lebensgeschichten, die sonst nur wenig Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit bekommen, war dem Festival-Team außerdem wichtig, ein Theatererlebnis zu schaffen, das so niedrigschwellig wie möglich ist. Daher wurde beim Kuratieren der einzelnen Arbeiten sehr darauf geachtet, eventuelle Barrieren abzubauen und so die größtmögliche Zugänglichkeit zu schaffen. Beispielsweise gibt es die Möglichkeit, Audiodeskriptionen in Anspruch zu nehmen, im Vorhinein Content Notes einzusehen oder alternative Sitzmöglichkeiten zu nutzen. Auch wird weitestgehend versucht, auf leichte Sprache zu setzen und somit Sprachbarrieren abzubauen.
Die Natur im Fokus
Was an das Thema Perspektiverweiterung anschließt und es um noch einen weiteren Punkt bereichert, ist das Nachdenken über Natur beziehungsweise den öffentlichen Raum. Um gleichermaßen unsere westliche Sicht auf Natur und unser Eingreifen in sie zu hinterfragen sowie im selben Atemzug auch über die Bedeutung der Gebäudegrenzen des Theaters als Institution zu reflektieren, überwindet das Festival Theaterformen die Beschränkung auf den konventionellen Bühnenraum und wagt sich auch in andere Gefilde vor. So werden neben dem Großen und dem Kleinen Haus sowie dem Aquarium auch der Theaterpark und der Platz unmittelbar vor dem Theater bespielt. Auf diese Weise wirkt das Festival in den öffentlichen Raum hinein und versucht sich an einem direkten Kontakt mit dem alltäglichen Leben der Menschen, die sich dort bewegen.
Außerdem wird es im Haeckel, einem kleinen Gartenhaus, welches sich im Theaterpark befindet, ein Festivalzentrum zum gemeinsamen Reflektieren, Austauschen und Feiern geben.
Gemeinsam ein Zeichen setzen
Last but not least soll noch erwähnt sein, dass neben dem divers ausgewählten Programm auch ein sehr unmissverständliches Statement gegen Hass und für Vielfalt gesetzt wird. Das Festival selbst hat sich mit dem Ausrichter, dem Staatstheater Braunschweig, zusammengetan und gemeinsam die Tafel gegen Rechts ins Leben gerufen. Diese wird sich am 16. Juni im und um das Große Haus zusammenfinden, um dort in Form von gezeigten Beiträgen aber auch im Austausch mit der Stadtgesellschaft im Zuge der Veranstaltung Wir verbünden uns! Gemeinsam ein Zeichen gegen den momentan erlebbaren Rechtsruck zu setzen.
Unterstützung von ganz oben
Selbstverständlich ist ein solches Projekt nicht ohne finanzielle Unterstützung zu realisieren. Aus diesem Grund gilt der ganz besondere Dank aller Beteiligten auch den spendablen Förder:innen. Diese haben gemeinsam eine Summe von über einer Million Euro zur Verfügung gestellt, die in die Planung, Umsetzung und entsprechende Honorierung der Künstler:innen geflossen ist.
An dieser Stellen wollen auch wir Danke sagen. Danke für die Möglichkeit, so viel hochkarätige internationale Kunst bei uns in Braunschweig erleben zu dürfen.
Alle Infos unter theaterformen.de
Fotos Herwig Scherabon, Sinem Kayacan, Arthur Tainturier, Mark Wessels