Kennt ihr eigentlich schon …
… Bassist André Neygenfind?
Der gebürtige Wolfsburger ist bei Tag als Musik- und Instrumentallehrer unterwegs. Doch sobald die Sonne untergegangen ist, verwandelt er sich in einen Vollblut-Instrumentalisten, der als Jazzer und Metaler gleichermaßen kleine Clubs und riesige Hallen zum kochen bringt. Als (Kontra)-Bassist ist er für die regionale Musikszene von unschätzbarem Wert, während er als Mitglied des Progressiv Metal Projekts Avantasia von Zeit zu Zeit auf Welt Tournee geht. Wir sprachen mit ihm über seine Passion, die Vereinbarkeit von Schule und Rockstarleben und seine Heimatstadt.“
Womit fing alles an? Wie kamst du zur Musik?
Ganz klassisch mit der Blockflöte. Das war aber nicht ganz so erfolgreich und nach einer kurzen Phase, in der ich gar nichts gemacht habe, hab‘ ich mir ein paar Akkorde auf der Gitarre beigebracht und auch Unterricht genommen. Zum Bass kam ich dann durch meine erste Band.
Du gehst als Bassist mit den Metalern von Avantasia auf Welttourneen. Wie kam es dazu?
Quasi über besagte erste Band, in der ich unterwegs war. Die hatte ich nämlich mit Sascha Paeth. Mein Papa, der selbst sein Leben lang Musik gemacht und mich auch immer sehr unterstützt hat, drückte mir seinen alten Hohner E-Bass samt Verstärker in die Hand. Darüber bin ich dann als Jugendlicher in mein erstes richtiges Bandprojekt mit Sascha rein geraten. Wir kennen uns also schon sehr lange. Er wurde dann irgendwann ein sehr erfolgreicher Gitarrist und Produzent – unter anderem auch von Avantasia. Als der vorige Bassist bei Avantasia dann irgendwann keine Zeit mehr hatte, um auf Tour zu gehen, hat er mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit einzusteigen.
In welchen Projekten bist du sonst noch unterwegs?
Es gibt relativ viele Ensembles oder Bands, mit denen ich regelmäßig was mache. In Braunschweig ist es zum Beispiel Meike Koester, aber auch mit Britta Rex und ihrem Quartett bin ich unterwegs. Bei den Okertones von Tom Bennecke bin ich auch dabei. Viel Jazz. Und das hier und da und dort.
Außerdem spiele ich immer noch in einer Coverband aus Lübeck mit Leuten, die ich während meines Studiums dort kennengelernt habe und mit denen ich gemeinsam 25 Jahre lang meinen Lebensunterhalt verdient habe. Nicht zu vergessen natürlich ein weiteres Metal-Projekt, das ich mit Sascha Paeth zusammen habe. Die Band heißt Sascha Paeth‘s Masters of Ceremony und wir haben gerade eine ganz tolle Platte aufgenommen, die nächstes Jahr hoffentlich auch rauskommt. Da freue ich mich schon sehr drauf.
Hat man, wenn man mal auf Wacken performt hat, überhaupt noch Spaß an kleinen lokalen Bühnen?
Ja, Wacken ist natürlich ‘ne super Erfahrung. Und diese Menschenmassen hat man dann doch nicht so häufig vor sich. Aber auf kleineren Bühnen ist es letztlich genauso spannen, weil man, wenn man Musik macht, immer froh ist, wenn es den Leuten gefällt, die einem da gerade zuhören. Je kleiner die Bühne, desto direkter ist die Verbindung zu den Menschen. Es ist einfach beides auf seine eigene Art total toll.
Neben deinem Dasein als Berufsmusiker bist du auch Musik- und Instrumentallehrer. Wie lässt sich das vereinbaren?
Das lässt sich inhaltlich extrem gut vereinbaren. Bass unterrichte ich schon ganz lange und es macht sehr viel Spaß anderen dabei zu helfen, dieses unheimlich schöne Instrument zu erlernen. Und ähnlich ist es in der Schule. Natürlich ist es da manchmal frustrierend, wenn man merkt, dass nicht alle so sehr für die Musik brennen wie man selbst, aber das ist eben auch ganz normal.
Was das Organisatorische angeht, hat mir die Schule netterweise das nächste Halbjahr frei gegeben, damit ich mit auf Tour gehen kann und das ist natürlich super schön.
Was ist das Beste daran, Musiker von Beruf zu sein?
Es ist einfach der Hammer, dass man diesen Traum, den man als Kind oder als Jugendlicher hatte, leben darf. Ich weiß noch ganz genau, dass es wirklich mein Traum war, Musiker von Beruf zu sein. Ansonsten ist es wie bei allen anderen freiberuflichen Sachen auch. Ich bin gerade ganz froh über mein festes Einkommen, das ich über die Schule und die Musikschule habe und das dafür sorgt, dass ich nicht mehr nur von einem Gig zum nächsten lebe.
Das Beste ist einfach, dass man das, was man liebt, jeden Tag und sehr intensiv betreiben kann.
Du bist in Wolfsburg zuhause. Wie lange wohnst du da schon?
Ich bin ja inzwischen im Landkreis Gifhorn gelandet. Das ist aber wirklich noch sehr nah dran. In Wolfsburg selbst bin ich geboren und arbeite auch dort. Also bis auf meine Studienzeit in Lübeck eigentlich schon immer.
Was gefällt dir an der Stadt besonders?
Wolfsburg hat ganz viel Wald und Natur drum rum. Man ist einfach immer relativ schnell im Grünen und das ist toll. Ansonsten hat es natürlich eine hervorragende Musikschule, ein super Kunstmuseum und das wunderbare Schloss samt Peripherie.
Was war für dich bisher der coolste Auftritt?
Schwer zu sagen. Vom Gefühl her wars schon sehr cool, mit Avantasia in New York gespielt zu haben. Das ist echt was Besonderes.
Wo würdest du gerne mal spielen?
Wenn es mit einem coolen Projekt ist, dann auf jeden Fall Halftime Show beim Super Bowl. Klare Sache.
Foto Kevin Nixon