Die nackte Wahrheit: Frederik Gamberger

Kennt ihr eigentlich schon…

… Fagottist Frederik Gamberger?

Wenn die Menschen abends mit einem beseelten Lächeln im Gesicht das Theater verlassen und sich leise summend auf den Heimweg begeben, dann liegt das auch an ihm: Frederik Gamberger ist Solo-Fagottist im Staatsorchester. Vor sieben Monaten ist der 23-jährige Dresdener nach Braunschweig gezogen, um als Elternzeitvertretung einzuspringen. Wir haben mit ihm über seinen Arbeitsalltag als Musiker, den Weg ins Orchester und seine Lieblingsstücke gesprochen.

 

Frederik, wolltest du schon immer Musiker werden?
Tatsächlich ja, das war schon in der Grundschule mein Plan und etwas anderes habe ich nie ernsthaft in Erwägung gezogen.

Warum hast du dich dann für das Fagott als Instrument entschieden?
Ich habe erst mit Klavier angefangen, aber das wurde nie richtig die große Liebe. Und da mein Vater ebenfalls Fagottist ist, wurde mir das wohl in die Wiege gelegt.

Welchen Bildungsweg muss man einschlagen, um hauptberuflich Musik zu machen?
Es gibt natürlich viele verschiedene Arten Musik zu machen, von Pop-Musik bis zum Unterricht an Schulen. Aber wenn man, wie in meinem Fall, im Orchester spielen möchte, muss man sich für das Musikstudium an einer Hochschule bewerben mit seinem Instrument als Kernfach.

Und wie schafft man es dann im Staatsorchester aufgenommen zu werden – einfach Bewerbung schreiben und vorspielen?
Das trifft es tatsächlich ziemlich genau. Natürlich muss man erstmal zum Vorspiel eingeladen werden und da sollte man schon ein bisschen Orchestererfahrung mitbringen und das eine oder andere Praktikum gemacht haben. Dann braucht man nur noch eine gute Vorbereitung, einen guten Tag und ein Quäntchen Glück.

Bestimmt gestalten sich deine Arbeitstage immer unterschiedlich, aber nimm uns mal mit: Wie könnte ein Tag bei dir aussehen?
Je nachdem wie sportlich ich mich gerade fühle, würde ich morgens gegen 8 Uhr erstmal eine Runde laufen. Danach fahre ich dann in die Oper und übe ein bisschen bevor um 10 Uhr die Orchesterprobe anfängt. Die geht dann ungefähr drei Stunden. Mein Nachmittag ist in der Regel frei, aber ein paar Stunden üben sollte ich schon, damit ich auch fit bleibe. Abends gibt‘s dann entweder nochmal eine Probe oder eine Aufführung.
Das klingt jetzt vielleicht erstmal sehr viel, allerdings ist das auch wirklich das Maximum und man kann sich auch mit den Kollegen abwechseln. Ob und wie viel man in seiner Freizeit übt, ist natürlich jedem selbst überlassen.

Hast du auch mal so etwas wie ein Wochenende?
Man könnte sagen, wir müssen immer dann arbeiten, wenn alle anderen frei haben. Das betrifft dann natürlich Wochenenden oder auch Feiertage. Dafür haben wir dann eher unter der Woche unsere freien Tage, so gleicht sich das aus.

Wie oft in der Woche hast du Auftritte und wo bist du momentan zu hören?
Das kommt natürlich immer auf den Spielplan und die Besetzung in den Produktionen an. Aber normalerweise haben wir zwei- oder dreimal die Woche Aufführungen.
Ich bin in den meisten Opernproduktionen mit großem Orchester zu hören, zum Beispiel „Dante“ von Benjamin Godard oder der „Ausweitung des Ringgebiets“. Kann ich nur wärmstens empfehlen!

Bist du eigentlich noch aufgeregt vor Auftritten oder ist das zur Routine geworden?
Natürlich bekommt man viel Routine je länger man im Orchester spielt. Die fliegt dann aber auch gerne mal aus dem Fenster, wenn man große Soli hat oder Freunde und Familie im Publikum sind.

Welche Stücke spielst du am liebsten und warum?
Wenn es um reine Fagottliteratur geht, dann ist es vermutlich das „Concertino“ von Marcel Bitsch. Das macht unglaublich viel Spaß und man kann ganz viel mit den Klangfarben des Instruments arbeiten.
Im Orchester haben mich die Werke von Richard Strauß sehr begeistert. Sein „Heldenleben“ haben wir auch im 5. Sinfoniekonzert gespielt. Das war definitiv eines meiner Highlights in dieser Spielzeit.

Kannst du Titel für Menschen empfehlen, die eigentlich wenig mit Klassik anfangen können?
Definitiv „Die Zauberflöte“ von Mozart. Die gehört auf jeden Fall zu meinen Lieblingswerken und macht immer wieder Spaß, sowohl beim Spielen als auch beim Zuhören. Sehr schöne und einfache Musik mit viel Ohrwurm-Potenzial.

Welche beruflichen Ziele hast du für die Zukunft?
Da ich ja leider nicht für immer in Braunschweig bleiben kann, muss ich natürlich erstmal zusehen, dass ich eine Festanstellung bekomme. An einigen Wettbewerben würde ich auch noch ganz gerne teilnehmen. Und ich könnte mir gut vorstellen, irgendwann mal meine eigenen Studenten zu unterrichten und die nächsten Generationen von Fagottisten auszubilden.

Foto Andreas Goppelt

 

 

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Laura Schlottke

Geschrieben von Laura Schlottke

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