Kennt ihr eigentlich schon…
… TU Präsidentin Dr. Angela Ittel?
Exzellenter neuer Wind an der Technischen Universität Braunschweig! Am 2. September fand die feierliche Amtseinführung von Präsidentin Prof. Dr. Angela Ittel statt und erstmals seit 2005 ist nun kein Masch-Bauer an der TU-Spitze, sondern eine Psychologin und Wissenschaftsmanagerin, die genau die Richtige ist, um das Potential unserer Universität auszuschöpfen. Frau Ittel ist aktive Netzwerkerin in der Gemeinschaft der Forschenden, wo sie die Themen Strategieentwicklung und Verbundforschung verantwortet, sich aber auch mit Gleichstellung und Chancengerechtigkeit beschäftigt. Schon in ihrem letzten Job als Vizepräsidentin der TU Berlin hat sie sich intensiv mit Strategischer Entwicklung, Nachwuchs und Lehrkräftebildung beschäftigt und auch maßgeblich dazu beigetragen, dass der Hochschulstandort Berlin zum „Exzellenzcluster“ erhoben wurde. So ist auch eine ihrer wichtigsten Aufgaben für Braunschweig klar: Die TU nun endlich zur Exzellenz-Uni machen. Angela Ittel ist im mittelhessischen Wetzlar geboren, hat in Köln Abitur gemacht und ist dann 1988 zum Studieren nach Miami gegangen, anschließend zur Promotion ins kalifornische Santa Cruz. Dann ging es zurück nach good old Germany – zwei Jahren Lehrtätigkeit in Jena folgte 1999 schließlich Berlin und seit Sommer 2021 ist sie Braunschweigerin. Vielmehr konnten wir über Frau Dr. Ittel vorab noch nicht herausfinden. Aber lassen wir sie doch selbst zu Wort kommen.
Frau Ittel, fühlen Sie sich hier schon zu Hause?
Der Übergang nach Braunschweig ist mir erstaunlich leichtgefallen. Es war von Anfang an klar, dass dies nun mein neues Zuhause ist.
Was gefällt Ihnen hier besonders gut?
Morgens der schönste Stadtpark zum Laufen, abends der Balkon meiner Wohnung.
Waren Sie bisher schon einmal in Braunschweig?
Ja, auf Tagungen und auch schon einmal privat mit meiner Familie. Das ist allerdings einige Jahre her und ich lerne die Stadt jetzt gern neu kennen.
Wie ist es für Sie, als Humanwissenschaftlerin eine stark technisch geprägte Universität zu leiten?
Ich bringe ja fast acht Jahre Erfahrung mit, eine große Technische Universität als Teil des Präsidiums als Vizepräsidentin zu leiten. Wir waren dort alle hauptamtlich tätig und daher konnte ich über die Jahre viele Erfahrungen in den unterschiedlichsten Ressorts sammeln.
Eine gute Universitätsleitung muss einen stark ausgeprägten Gestaltungswillen und hochschulpolitisches Geschick mitbringen, muss sich in den landes- und bundesspezifischen Förderlinien auskennen und es verstehen, relevante Netzwerke auf nationaler und globaler Ebene zu knüpfen oder anzuregen. Eine zu starke Verankerung in einem der prominenten Fächer ist gar nicht unbedingt von Vorteil, weil man immer alle Fächergruppen einer Universität im Blick haben sollte. Inhaltlich sollen und müssen die Kolleg:innen in den Fakultäten
die Expert:innen sein.
Aus welcher psychologischen Theorie konnten Sie für Ihre Karriere
am meisten lernen?
Aus der behavioristischen Theorie – also der Verhaltenspsychologie. Im Umgang miteinander funktioniert einfach sehr viel über das richtige Maß an Wertschätzung, Anreizen und Motivation.
Macht Sie Ihre repräsentative Führungsposition mit all der Verantwortung
auch mal nervös?
Ich empfinde eine ausgeprägte Demut vor dem Amt und vor der Verantwortung, was mir hilft, zwischen Entscheidungswillen, -druck und Abwägung der Alternativen zu handeln. Wenn dies gegeben ist, muss ich nicht nervös werden.
Eines Ihrer großen Ziele ist es, die TU zur Exzellenzuni zu machen, was bisher nicht geklappt hat. Ist die TU nicht gut genug?
Mein großes Ziel ist es, die ganzheitliche Exzellenz der Universität zu stärken. Wenn wir darin erfolgreich waren, können wir entscheiden, ob wir zum nächsten Exzellenzwettbewerb antreten und Exzellenzuniversität werden wollen. Ganzheitliche Exzellenz bedeutet, nicht nur die ausgesprochenen und wirklich bemerkenswerten Forschungsstärken dieser Universität zu hegen und zu pflegen, sondern Tag für Tag daran zu arbeiten, die Universität nach zeitgemäßen und eingeforderten Kriterien auszurichten.
Wie fühlt es sich eigentlich an, Präsidentin einer großen Universität zu sein? Pusht das Ihr Ego?
Es fühlt sich großartig an, ist mir eine große Ehre und ich freue mich auf die Aufgaben. Aber das Amt allein puscht nicht mein Ego. Ich freue mich, wenn wir im Präsidium in ein paar Jahren zufrieden auf das, was wir erreicht haben, zurückblicken können.
Die deutschen Chefetagen werden immer noch von Männern dominiert. Wie fühlen Sie sich als Frau in dieser – teils sehr gestrigen – Männerwelt?
Ein großes Thema. Besonders natürlich auch an einer Technischen Universität. Ich bin gewohnt daran, als Frau häufig allein zu sein und es hat ein bisschen gedauert und harte Arbeit gekostet, bis mich das nicht mehr verwundert oder verunsichert hat. Inzwischen ist es Normalität und ich freue mich daran, mehr und mehr Kolleginnen auch in Führungspositionen zu treffen. Immerhin werden nun schon drei der neun großen Technischen Universitäten in
Deutschland von Frauen geleitet.
Finden Sie es unangebracht, wenn Studierende Sie auf dem Flur oder der
Straße nicht grüßen?
Nein. Überhaupt nicht. Ich freue mich über jeden freundlichen Gruß, aber warum sollten alle wissen, wer ich bin und wie ich aussehe?
Ist Ihnen Ihr Stand bei den Studierenden wichtig?
Ich möchte gern ansprechbar für Studierende wirken und sein. Beidseitige Offenheit und Gesprächsbereitschaft sind mir wichtig.
Haben Sie in Ihrer Studenten-Zeit im Miami der späten 80er oft über
die Stränge geschlagen?
Meine Doktormutter sagte immer, dass sie niemanden kennt, die so getreu nach dem Motto „work hard, play hard“ lebt wie ich. Ob sie damit richtig lag, lasse ich mal dahingestellt. Aber ich tanze leidenschaftlich gern. Das verrat ich gern.
Was war Ihnen als Studentin wichtiger: Flirten oder Lernen?
Eins nach dem anderen und alles zu seiner Zeit. Mehr Zeit habe ich sicher mit dem Lernen verbracht …
Welchen Lebensratschlag würden Sie Ihrem damaligen 18-jährigen
Ich gern geben?
Mehr Fokus, denn man muss nicht alles gleichzeitig machen, um erfolgreich zu sein. Und mehr Gelassenheit.
Und welchen Lebensratschlag würde Ihnen Ihr 18-jähriges Ich heute geben?
Geh öfter tanzen!
Ihre Vorgängerin hat mal bei „Profs At Turntables“ in einem Club aufgelegt. Was würden Sie spielen?
Ich habe bei der Feier zum gewonnenen Exzellenzwettbewerb der Berliner Universitäten den DJ-Wettbewerb der Mitglieder der Universitätsleitungen gewonnen. Ich war sehr nervös … Gespielt hab ich Tanzmusik der
70er- und 80er-Jahre.
Was war Ihre erste Platte?
Die rote Beatles.
Was machen Sie neben der Arbeit zum Abschalten? Haben Sie
ausgefallene Hobbies?
Nicht ausgefallen, aber ich mache viel Sport – zum Beispiel Laufen, Yoga und Schwimmen –und koche sehr gern.
Wofür brauchen Sie am meisten Disziplin?
Meine Ungeduld zu zügeln.
Welche Gabe würden Sie gern besitzen?
Sprachen schnell lernen.
Was können Sie überhaupt nicht?
Motorrad fahren.
Wovor haben Sie großen Respekt?
Vor meiner Aufgabe als Präsidentin und vor allen Personen, die sich nachhaltig für Inhalte einsetzen, von denen sie überzeugt
Was bringt Sie so richtig auf die Palme?
Humorlosigkeit und eine enge Weltanschauung
Was klappt für Sie offline besser als online?
Ansprachen oder Reden halten ist online manchmal immer noch
eine Herausforderung.
Und andersherum?
An mehreren Orten gleichzeitig sein.
Auf was können Sie am allerwenigsten verzichten?
Auf menschliche Interaktion mit spannenden Personen.
In welcher Zeit würden Sie gern leben und warum?
Die Gegenwart, weil nur die sich gestalten lässt. Hilfreich ist dabei natürlich ein besonnener Blick in die Zukunft.
Foto Kristina Rottig / TU Braunschweig