Am 11. Oktober erscheint mit „Studio 24“ Cascadas neues Studioalbum
Es gibt große Namen in der Musiklandschaft, bei deren Erwähnung wohl so ziemlich jedem ein Lämpchen angehen dürfte. Cascada ist so ein Name. Die Hit-Maschine um die Bonner Leadsängerin Natalie Horler ist eine der kommerziell erfolgreichsten deutschen Dance-Acts, verbuchte seit dem Durchbruch 2006 sowohl hierzulande als auch international unzählige Charterfolge und verkaufte insgesamt über 30 Millionen Alben weltweit. 13 Jahre sind vergangen, seit Cascadas letztem Album – Zwischendurch verdingte man sich stattdessen mit den kleineren Nebenscharmützeln der ESC-Vertretung 2013 und hunderten jährlichen Gigs überall auf dem Globus. Für Album Nummer fünf gings für Natalie und Crew mit neuer Inspiration und Zielsetzung ans Werk. Das Album „Studio 24“ erscheint am 11. Oktober 2024 und würdigt mit seiner namentlichen Anspielung den legendären Club „Studio 54“ in New York, der in der Hochphase der Disco-Ära 1977 gegründet wurde. Das heute boomende Revival des Disco-Sounds inspirierte Cascada zu neuen Eigenkompositionen, sowie den auf Studio 24 gebündelten Neuinterpretationen großer Hits jener Zeit: Die ausgekoppelten Singles, der Soulklassiker „Ain’t no Mountain High Enough“ von Marvin Gaye und Tammi Terrell, sowie Blondies „Call Me“, zeigen, mit welchen Geschützen Cascada hier hantiert. Wir sprachen mit Natalie Horler im exklusiven SUBWAY-Interview!
Dein neues Album Studio 24 ist eine Rückbesinnung auf den Geist des Studio 54, was hat es damit auf sich?
Für mich geht es bei Studio 24 nicht nur um die Musikalität der Disco-Ära, die eine einzigartige Mischung aus elektronischer Dance-Musik und souligen Einflüssen war. Songs wie Ain‘t No Mountain High Enough oder I‘m Every Woman sind perfekte Beispiele dafür, wie sehr Soul und Dance miteinander verschmolzen sind. Aber es ist vor allem das Gefühl, das Studio 54 so besonders gemacht hat – diese grenzenlose Freiheit und Extravaganz, die man dort erleben konnte. Es war ein Ort, an dem man machen konnte, was man wollte, ohne verurteilt zu werden. Diese Atmosphäre von Akzeptanz und Freiheit inspiriert mich total. Natürlich spielt auch die glamouröse Seite mit Mode, Glitzer und Champagner eine Rolle und diesen Spirit wollten wir mit dem Album in die heutige Zeit bringen.
Am Sound haben viele erfolgreiche Dance-Artists wie Dua Lipa oder der deutsche Producer Purple Disco Machine gefallen gefunden…
Ja und Purple Disco Machine war auf jeden Fall eine Referenz von uns bei der Soundfindung, weil der das einfach wirklich extrem gut verheiratet, die Moderne und den klassischen Disco-Sound. Das ist etwas, das wir auch erreichen wollten.
Wie habt ihr die Songauswahl getroffen, die du auf dem Album als Neuinterpretationen zu hören sind?
Wir wollten unbedingt Songs aus der Disco-Ära auswählen, um dem Spirit dieser Zeit treu zu bleiben. Auch wenn es tolle Songs aus den 60ern oder 90ern gibt, wäre das einfach nicht passend gewesen. Das Auswahlverfahren war sehr kollaborativ: Wir haben im Team ein Brainstorming gemacht, jeder hat seine Lieblingssongs eingebracht, und dann haben wir Spotify-Listen erstellt. Letztendlich haben wir uns für Tracks entschieden, die sowohl gut zu meiner Stimme passen als auch beim Publikum gut ankommen könnten. Natürlich war es mir wichtig, dass ich selbst die Songs liebe und voll dahinterstehe. Ich bin super zufrieden mit der Auswahl und gespannt auf die Reaktionen.
„Ich bin noch lange nicht satt oder will in Rente gehen oder irgendwelche Scherze“
Warst du eingerostet beim Schaffensprozess nach 13 Jahren seit dem letzten Album?
Gar nicht, obwohl der Prozess diesmal anders war als früher. In den letzten Jahren haben wir uns mehr auf einzelne Singles konzentriert, oft ohne, dass ich stark in den kreativen Prozess
eingebunden war. Diesmal wollte ich aber in jedem Aspekt involviert sein – sei es beim Schreiben der Originaltitel oder bei der Auswahl der Klassiker für die Cover. Früher war ich auch nicht so tief in die Produktion eingespannt, aber dieses Album war ein echtes Hands-on-Projekt für mich. Es war sehr spannend, von Anfang bis Ende aktiv mitzuarbeiten und die kreative Kontrolle zu haben.
Du bist seit über 20 Jahren mit Cascada im Live-Geschäft auf Achse. Wie hältst du das durch?
Lustigerweise ist mein Bedürfnis nach Feiern und Aufregung nie wirklich erloschen, auch wenn ich mittlerweile Mutter und älter geworden bin. Diese Energie brennt immer noch in mir. Ich war Anfang 20, als ich mit Cascada zu touren angefangen habe, und seitdem hat sich an meiner Leidenschaft für die Bühne nichts geändert. Es gibt nichts, was mich so erfüllt, wie live aufzutreten, auch wenn die Arbeit manchmal hart ist – die ständigen Reisen, wenig Schlaf, das Wegsein von zu Hause. Mein Lieblingsspruch ist hier das Motto „Work hard, play hard.“ Das beschreibt mich perfekt und irgendwann muss ich mir den mal tätowieren lassen. Auch wenn ich nur selten freie Tage habe, nutze ich die, um etwas zu erleben. Letztlich bin ich einfach unendlich dankbar, dass ich das Glück habe, diesen Job zu machen. Die Festivals, die anderen Künstler, das Live-Erlebnis – all das liebe ich bis heute.
Ich war selten auf einer Hausparty, auf der nicht „Evacuate the Dancefloor“ oder „Everytime We Touch“ lief. Diese Hymnen gelten für manche als ironisch kultiger „Trash“. Was macht das mit dir?
Natürlich ist es nicht schön, wenn die Musik so abgewertet wird, aber das trifft mich mittlerweile nicht mehr wirklich. Früher gab es Phasen, in denen ich das schon gespürt habe, vor allem, weil viele so darauf herabschauten und mir auch unterstellt haben, ich könne gar nicht richtig singen – dass das Live alles Autotune wäre oder so, was nicht stimmt. Aber wie mein Manager Frankie immer gerne sagt, ‚man hört nie auf, sich zu beweisen‘ und damit hat er auch absolut recht. Ich weiß, wie hart wir gearbeitet haben und wie groß unsere Fangemeinde ist, die uns und unsere Musik von Herzen liebt, ohne diese ironische Distanz. Heute bin ich da generell viel entspannter, weil ich weiß, was ich auf dem Buckel habe, was wir erreicht haben und wie viele Menschen unsere Songs feiern.
Du bist in einem musikalischen Elternhaus aufgewachsen, dein Vater kommt aus dem Jazz. Hast du nach all dem Bombast eurer Shows auch mal das Bedürfnis, leisere Töne anzuschlagen?
Schon, aber ehrlich gesagt singe ich zu Hause gar nicht so viel. Das liegt vor allem daran, dass ich durch die vielen Auftritte oft ein paar Tage Stimmruhe brauche. Außerdem bin ich Mutter, und das beansprucht die Stimme auf eine ganz andere Art und wenn ich dann doch mal rumträllere, kommt von der Seite schonmal meine Achtjährige mit einem ‚Boah Mamaa‘ (lacht). Privat im Alltag höre ich aber ein breites Spektrum an Musik – von Jazz, den ich sehr liebe, über House- und Dance Musik bis hin zu Rock oder RnB. Besonders vor Gigs höre ich dann aber wirklich mal gerne energiegeladene Sachen von David Guetta und so, um in Stimmung zu kommen.
Begleitet dich deine Family viel auf Tour?
Eigentlich eher selten. Wenn du in einer Bank arbeitest, hast du da ja auch nicht deine Familie dabei, Job ist eben Job. Natürlich gibt es mal Ausnahmen, wo sie mitkommen, aber die ständige Reiserei, die Hotelzimmer – das ist nichts für Familienalltag. Es würde mich auch ablenken, weil ich mich voll auf meine Arbeit konzentrieren will, deswegen trenne ich das bewusst. Dafür bin ich aber ständig hin und her unterwegs, um beiden Welten gerecht zu werden – der Musik und meiner Familie.
Um solche glamourösen Shows abzureißen, erwartet man, dass du vielen Ansprüchen gerecht wirst – nicht nur musikalisch, sondern auch optisch. Wie gehst du damit um?
Ich versuche, mir bewusst Zeitfenster zu schaffen, um fit zu bleiben. Wenn meine Tochter in der Schule ist, gehe ich ins Fitnessstudio und mache zwei- bis dreimal die Woche ein Workout. Aber ich habe auch Phasen, in denen ich es ruhiger angehen lasse, das gehört einfach dazu. Glücklicherweise ist meine Show selbst ein echtes Cardio-Workout, das hilft natürlich auch! Zum Thema Glamour: Das wird oft überschätzt und es ist einfach ein Klischee, dass alles so glamourös aussieht, denn eigentlich ist es das gar nicht. Ja, meine Anzüge sind voller Glitzer und so, aber danach willst du mich nicht anfassen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie Pitschenass das Ding danach ist (lacht). Außerdem denke ich, dass ich einfach das Glück habe, gute Gene geerbt zu haben – meine Mutter sieht Bombe aus, 20 Jahre jünger, als sie ist! Das was mich eben ausmacht ist meine Energie und mein Hunger auf mehr, ich bin noch lange nicht satt oder will in Rente gehen oder irgendwelche Scherze. Ich sage auch immer zu meinen Freunden, dass ich mich immer noch wie 25 fühle. Mit mir kannst du immer noch Pferde stehlen!
Wie bewertest du den Trend, sich in Social-Medie perfekt darstellen zu wollen?
Social Media ist natürlich Teil unseres Jobs, aber ich versuche, das in Grenzen zu halten. Für mich ist das ein Tool, um mit den Fans in Kontakt zu bleiben, aber ich werde nie jemand sein, der alles aus seinem Privatleben teilt. Ich kann nachvollziehen, warum viele diesen Druck verspüren, sich perfekt darzustellen. Natürlich mache ich mir da Gedanken, wenn ich an meine Tochter denke, die zum Glück noch nicht in diesem Alter ist. Es kann sehr destruktiv sein, wenn die Kids sich ständig mit dem vergleichen, was sie online sehen und das zur Norm erheben, statt so zu sein, wie sie wirklich sind. Das ist natürlich nicht sehr gesund.
Wie gestaltet ihr die Setlist nun mit dem neuen Album im Petto?
Natürlich werde ich die Setlist nicht komplett umkrempeln und nur neue Songs spielen. Viele Shows sind Jahre im Voraus gebucht, und die Leute kommen wegen der bekannten Hits. Es wird eher eine schrittweise Entwicklung sein, bei der ich schaue, welche neuen Songs gut ankommen. Außerdem passen wir die Setlists immer länderabhängig an, in manchen Regionen sind bestimmte Songs größere Erfolge gewesen als anderswo. Auf jeden Fall würde ich niemals „Everytime We Touch“ rauswerfen, nur weil es neue Musik gibt.
Auf was fieberst du jetzt so richtig hin?
Ich freue mich sehr auf den Release des neuen Albums, weil es so viele Songs gibt, die noch niemand gehört hat. Der Stil ist anders und ich bin extrem gespannt, wie die Leute darauf reagieren werden. Außerdem stehen schon einige aufregende Dinge zur Promotion in den Startlöchern, von denen bisher noch niemand weiß. Es kommt eine spannende Zeit auf uns zu!
Foto Marcel Brell