Grenzen überwinden

Stadtführung: Carl Friedrich Gauß x Gaußberg
8. & 18. März, 5. & 22. April / Café Strupait

Im Spannungsfeld zwischen Braunschweig und Hannover:
Mario Bekeschus gibt mit dem Niedersachsenkrimi „Gaußberg“ sein Autorendebüt.

Eine unendliche Geschichte der Konkurrenz und Rivalität prägt Hannover und Braunschweig. Die beiden niedersächsischen Großstädte kämpfen seit jeher um Rang und Anerkennung – welche Stadt ist die schönere, welches Fußballteam das bessere und wer hat den Titel „Landeshauptstadt“ wirklich verdient? Eine tiefe, scheinbar unüberwindbare Kluft trennt die zwei Städte und für die meisten Niedersachsen gilt: Dein Herz darf nur für eine der beiden schlagen.

 

 

Auch Jungautor Mario Bekeschus kennt dieses Spannungsfeld zwischen der Löwenstadt und der Stadt an der Leine nur zu gut, jedoch ist sein Herz groß genug, um beiden darin einen Platz zu vergeben und so spielt auch sein erster Kriminalroman „Gaußberg“ in jenen niedersächsischen Ortschaften. „Hannover ist mein Zuhause, aber Braunschweig ist meine Heimat“, veranschaulicht der 43-jährige Autor seine doppelte Verbundenheit im SUBWAY-Interview über sein Debüt. Darin führt eine Spur nach einem Leichenfund im Mittellandkanal den Hannoveraner Kommissar Wim Schneider zurück in seine Heimatstadt Braunschweig, wo er bedauerlicherweise auf einen Ex-Kollegen trifft: Mit Manfred Wiegand hat er noch ein Hühnchen aus der Vergangenheit zu rupfen.
„Ein Verbrechen, zwei Städte, unliebsame ehemalige Kollegen – diese Rivalität zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch“, verrät der Krimiliebhaber Mario Bekeschus über sein Erstlingswerk, das ab dem 9. Februar in den Regalen sämtlicher Buchhandlungen stehen wird.

Ungeahnte Liaison
Alles begann 2013 mit einer Idee: Einen eigenen Krimi schreiben. Mario liest selbst ungemein gerne Bücher des spannungsgeladenen, blutigen Genres und ließ sich von vielen seiner Lieblingsautor:innen und -figuren inspirieren. Eingeholt vom Alltag pausierte das Herzensprojekt jedoch nach den ersten kleineren Schritten. Die Anfangs-Kapitel blieben für lange Zeit unberührt in der Schreibtischschublade liegen, bis seine Kreativität 2020 wieder übersprudelte. Innerhalb weniger Monate ist Mario zum Autor geworden und hat seinen ersten eigenen Niedersachsenkrimi fertiggestellt. 349 Seiten nehmen einen mit auf eine spannende Reise durch die eigene Heimat und letztlich raufen sich die Beamten zweier unterschiedlicher Lager doch für eine städteübergreifende Ermittlung zusammen.

Viel intensiver als unversöhnliche Städte beleuchtet Mario Bekeschus deshalb in „Gaußberg“ auch das Leben und Handeln des angeschlagenen Kommissars Wim Schneider, welcher sich voll und ganz dem verstrickten Mordfall widmet, der sich immer weiter zuspitzt. Insgeheim ist Schneider auch die Lieblingsfigur des Autors selbst: „Ich habe sehr viel Arbeit in die Figuren gesteckt – und ich mag sie alle sehr gerne!“, gibt er zu. So kommt „Gaußberg“ auch nicht als bierernster Crime-Thriller daher, sondern besticht durch nahbare Akteur:innen mit jeder Menge Ecken und Kanten, skurrile Dialoge und Schmunzel-Passagen, die der Spannung des Kriminalfalls jedoch in keinster Weise Abbruch tun. Im Gegenteil: Die gekonnte Verbindung von ausgefeilten Charakteren und nervenaufreibender Story weckt immer wieder die Neugierde, was es denn nun mit der alten, verwunschenen Villa am Gaußberg auf sich hat. So liest man gut und gerne vor dem Schlafengehen doch noch ein Kapitel mehr, bis die Lider schwer werden und das Licht irgendwann ausgeschaltet werden muss. In den Träumen kann man sich selbst auf Ermittlung begeben und grübeln, wer schuldig sein könnte.

Beim genauen Durchforsten der Protagonisten und Figurenkonstellationen fällt auf, dass Mario gezielt einen Schwerpunkt auf Diversität legt: Jung und Alt ermitteln gemeinsam, das Ermittler:innenteam ist paritätisch aufgestellt und queere sowie Figuren mit multikulturellem Hintergrund treten allesamt in „Gaußberg“ auf. „Diversity ist eine Herzensangelegenheit für mich“, berichtet der Hannoveraner Autor, „und die Instagram-Community ist sehr neugierig darauf!“, fügt er hinzu. So mausert sich der Debütkrimi zu einem erfrischenden Werk seines Genres, das nicht nur Seite für Seite die konkurrierenden Lager Hannover und Braunschweig immer weiter zusammenführt, sondern darüber hinaus patriarchische oder heteronormative Grenzen aufbricht.

„Gaußberg“ erleben
Auf seinem Instagram-Kanal @mario_schreibt können Follower Mario seit über einem Jahr bei seinem Schaffensprozess begleiten. Autodidaktisch hat sich der gebürtige Braunschweiger in das Autorenleben und die Verlagsbranche reingefuchst und mit dem Gmeiner Verlag prompt einen passenden Partner gefunden. „Möglicherweise hat meine Idee einen Nerv getroffen“, freut sich der Kreativkopf, der schon jetzt fleißig an Ideen für „Gaußberg“-Fortsetzungen arbeitet.
Über Instagram ist Mario zudem mit anderen Braunschweiger Kreativen in Kontakt gekommen und so ist auch das Motiv des „Gaußberg“-Buchcovers von der Braunschweiger Fotografin Friederike Fuchs geschossen worden, denn die junge Künstlerin versteht es, die Löwenstadt auf besondere Art und Weise in Szene zu setzen. Im März und April wird es außerdem Spezial-Ausgaben der traditionsreichen Stadtführung zu Carl Friedrich Gauß geben: Stadtführer Thomas Baumgarten wird die Schauplätze des Kriminalromans mit seinem rund zweistündigen historischen Spaziergang verknüpfen, Einblicke in die Handlung gewähren und gleichzeitig über den berühmten Mathematiker Carl Friedrich Gauß unterrichten.

Bis es so weit ist, zählt Mario Bekeschus aktuell noch die wenigen verbleibenden Tage, bis sein erstes eigenes Buch endlich veröffentlicht wird. „Manchmal kann ich noch gar nicht glauben, dass das wirklich passiert und ich das geschafft habe“, freut sich Mario, „es fühlt sich für mich gerade so an, als dürfte ich endlich meinen Traum leben!“ Darauf lässt sich in jedem Fall schon mal anstoßen – oder auch: „Prost, Gemeinde, ich trinke für euch alle!“, wie „Gaußberg“-Kommissar und Hauptprotagonist Wim Schneider sagen würde.

Fotos Klaas-Yskert Tischer, Fotostudio 54

1. Februar 2022

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Louisa Ferch

Geschrieben von Louisa Ferch

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