Der November wird zum Movember und damit zum Awareness-Monat für Männergesundheit.
Die Movember Foundation ist mit dem Ziel gegründet worden, auf das Thema Männergesundheit aufmerksam zu machen. Das Netzwerk startete als fixe Idee zweier Australier im Jahr 2003 und der damals modisch komplett indiskutable Schnauzbart avancierte zum Symbol, um Aufmerksamkeit zu erregen. Es hat funktioniert: Inzwischen knackte das Projekt die Marke der sechs Millionen Unterstützer:innen weltweit. Die entstandene Aufmerksamkeit führte zu Spendensummen, mit denen mittlerweile über 1 250 Projekte finanziert werden konnten. Die zentralen Anliegen: psychische Gesundheit, Prostata- sowie Hodenkrebs.
Ein solcher MoBro, wie sich die Engagierten der Movember Foundation selbst bezeichnen, ist auch Andreas Rodemann, selbstständiger Video- und Fotograf aus Braunschweig. „Mein Vater ist 2013 an Darmkrebs verstorben“, beginnt Andreas offen zu erzählen, „das ist zwar keine männerspezifische Krebserkrankung, war aber der Zeitpunkt, an dem ich mir selbst sagte: Okay, beschäftige dich mal eingehender mit deiner eigenen Gesundheit. Von da an wollte ich auch mit Leuten drüber reden. Ich denke, das ist der erste Schritt, um auf das Thema aufmerksam zu machen. In dem Zuge bin ich dann auf die Movember Foundation gestoßen.“
Ziel der Kampagne ist es, Aufmerksamkeit zu schaffen und Menschen in den Austausch zum Thema Männergesundheit zu bringen. „Movember“ deshalb, weil alle Männer aufgerufen sind, sich im November einen Schnurrbart stehen zu lassen. Warum? Nun, die Idee ist folgende: Wenn auf einmal fünf Typen deines Freundeskreises einen vollmundigen Wolfgang Petry rocken, muss es früher oder später passieren, dass diese Kollegen mal drauf angesprochen werden.
„Man muss ‚leider‘ sagen, dass Schnurrbarttragen mittlerweile nichts Außergewöhnliches mehr ist. Das war früher anders“, so Andreas, dessen engeres männliches Umfeld in den Novembern vergangener Jahre auch zu Schnauzbart-Aficionados wurde. So folgten auch die Musikerkollegen seiner Band GR:MM, in der Andreas Sänger und Frontmann ist, dem Ruf des Oberlippenbarts und warben bei Liveshows um Spenden und kamen mit Menschen ins Gespräch. Auf diese Weise verbindet sich eine witzige Aktion mit dem gehörigen Ernst der Lage. Laut WHO-Berichten starben 2016 in Deutschland drei Mal mehr Männer als Frauen durch Suizid. 62 000 Männer erkranken hierzulande neu an Prostata-, 4 000 an Hodenkrebs. Und das jedes Jahr.
Ein Ereignis hat Andreas’ Engagement noch einmal erstarken lassen: „2019 gab es den persönlichen Schicksalsschlag, dass ich an Hodenkrebs erkrankt bin. Nach einer OP und Chemo-Therapie bin ich seither in Nachbehandlung. Ich glaube, bis zu diesem Ereignis wurde mein Engagement auch noch etwas belächelt. Von wegen: ‚Wow, ihr lasst euch einen Schnurrbart wachsen und sammelt dafür Geld. Total toll.‘ Das wurde eine Zeit nicht so ernst genommen. Krebs kann doch jeder kriegen. Warum sollte ich mich damit auseinandersetzen?“ Das änderte sich dann rasant: 2019 war für Andreas der erfolgreichste Movember. Er sammelte an die 700 Euro Spenden, doch viel wichtiger war das überwältigende Feedback. „Noch mehr als die Spenden selbst haben mich die vielen privaten Nachrichten, die ich bekommen habe, gefreut. Männer, die mir gesagt haben, dass sie durch meinen Input den Entschluss gefasst haben, sich medizinisch durchchecken zu lassen. Sogar von Menschen, die ich selbst persönlich gar nicht kannte. Das war sehr, sehr cool und darum geht es mir definitiv am allermeisten.“
In diesem November will Andreas das alles auf ein für ihn neues Level heben. Sein Einsatz für das Thema Männergesundheit soll durch – klar, Heimspiel – Videocontent begleitet werden. „Mir geht es in diesem Movember neben dem Spendensammeln darum, Aufklärungsarbeit zu leisten. Dafür eignet sich ein Vlog meiner Meinung nach bestens. Ich möchte auf meinem YouTube-Kanal Erfahrungen weitergeben und über die wichtigsten Themen rund um den Movember informieren. Zusätzlich möchte ich T-Shirts drucken lassen, deren Verkaufserlöse dann gespendet werden“, so Rodemann, der unser Gespräch mit den Worten schließt: „It’s ok, not to be ok. Über sich selbst und seine eigene physische oder psychische Gesundheit zu reden, ist der erste, aber auch der schwierigste Schritt. Aber genau diesen Schritt zu gehen, fühlt sich so verdammt gut an. Und er lohnt sich. Egal wie aussichtslos eine Situation scheint.”
Foto Andreas Rodemann