Imagepolitur für das königliche Gemüse
Es grünt in den Wäldern und Gärten, die Zugvögel kehren heim aus ihrem Winterurlaub und das Thermometer klettert immer öfter in den zweistelligen Bereich. Nach einem langen und ungemütlichen Winter hat sich endlich die Springtime durchgesetzt. Das Frühlingserwachen ist hierzulande auch Startsignal für die Spargelsaison – überall in der Region sind bereits Stände aufgebaut worden, um die frisch geerntete Delikatesse unters Volk zu bringen.
So beliebt das aromatische Stangengemüse bei uns auch sein mag, in den unteren Altersgruppen kämpft der Spargel mit Akzeptanzproblemen, ist verschrien als biederes Fasergewächs oder holziger Boomerstängel. Um bei der jungen Käuferschaft zu punkten, geht der Handel nun neue Wege. Freundliche RentnerInnen werden durch speziell geschulte Spargelistas mit maritimen Tätowierungen und Schirmmützen ersetzt. Verkauft wird aus frisierten Pop-up-Stores mit Namen wie „Aspartacus“, „Spargel-Studio“ oder „Yolondaise-Manufaktur“, schwarze Gummihandschuhe und Merchandising-Produkte mit frechen Slogans und Wortspielen sollen das phallische Gemüse instagrammable machen und seine Anziehungskraft steigern. Zu diesem Zweck wurden auch die Preise empfindlich angehoben, denn ein teures Produkt suggeriert den KundInnen Einzigartigkeit und Qualität. Um diese zu gewährleisteten, wird jeder einzelne Stängel von den Spargelistas mit Aspargus-Augen begutachtet und nach Mängeln untersucht. Große Hoffnung setzt man auch auf den Vertrieb von Snacks und spannenden To-go-Artikel wie zum Beispiel der kultverdächtigen „Holondose“, eine trinkfertig verpackte Buttersoße für den schnellen Hunger zwischendurch, oder dem Spar-Gel aus der Tube.
Grafik Sven Gebauer