Todsünde begangen

„Tour des Todes“

13. Dezember | Musikzentrum (H)
hannover-concerts.de

Die rappenden Hassprediger Audio88 und Yassin lassen die Stimme des schlechten Gewissens sprechen und hauen am 12. Februar ihr neues Album „Todesliste“ raus.

Was ist das nur für eine verkackte Zeit, in der wir uns gerade befinden? Obwohl wir das Jahr 2020 nun endlich hinter uns gebracht haben, hängen die harten Brocken, die wir zu verdauen haben, noch immer wie tiefe Wolken über uns. Klar, die Corona-Krise hält noch weiter an, aber was ist mit dem Klimawandel, dem immer stärker werdenden Rechtsruck, der Verharmlosung von Rassismus und einer immer weiter auseinanderdriftenden Gesellschaft? Scheinbar unlösbare Probleme lauern an jeder Ecke – jedoch sind diese auch Futter für rappende Hassprediger wie Audio88 und Yassin, die sich die Finger lecken, wenn sich etwa eine Jana aus Kassel in aller Öffentlichkeit selbst ins Aus katapultiert. Über Idioten wie sie kann sich das Berliner Duo musikalisch richtig schön auskotzen und ihrem Zynismus und schwarzen Humor freien Lauf lassen.

 

Einst heizten Audio88 und Yassin noch als Opener für K.I.Z die Menge ein, mittlerweile füllen sie selbst ausverkaufte Venues. Mit ihrem Erfolgs-Album „Halleluja“ (2016) sind sie gleich drei Mal auf Tour gegangen. Während die mürrischen Mid-30s damals noch heilige Gebote zum korrekten Miteinander gepredigt haben, schmeißen sie heute ihre Kutten ins Fegefeuer, denn der Menschheit ist nicht mehr zu helfen. Das neue Album „Todesliste“ ist gnadenlos, hart und laut: Audio88 peitscht einem das eigene schlechte Gewissen mit gewohnt staubtrockenem Sarkasmus um die Ohren und auch Yassin ist auf Hochtouren, wenn er über den Weltuntergang philosophiert und sich seine Worte dabei anfühlen wie Nackenklatschen.

Unterstützung gibt es auf „Todesliste“ von Homegirl Nura, mit der man nicht nur Pferde stehlen, sondern auch seine Feinde im Garten begraben kann. Am Beatbaukasten für den maßgeschneiderten Sound saßen unter anderem Dienst&Schulter, die Drunken Masters, Bazzazian und Suff Daddy, die die prügelnden Zeilen von Audio88 und Yassin vibrierend, melodisch und satt abrunden. Insgesamt gibt es dreizehn Tracks, die einen an den Rand des Abgrunds schubsen und die darauf warten, auf der nächsten Tour heftig für Abriss zu sorgen. Wir haben mit dem Rap-Duo der negativen Gefühle per Zoom über ihr neues Werk, Hate-Speech und ihre geplante „Tour des Todes“ geplaudert.

Wie seid ihr ins neue Jahr gestartet?
Audio88 Mit ziemlich viel Arbeit, aber trotzdem super. Wir sind ja gleichzeitig auch unser Label und dementsprechend haben wir wegen der Veröffentlichung unseres Albums jetzt noch viel zu tun – das ging direkt los. Ansonsten sind wir zuversichtlich für das Super-Jahr 2021.

In welche Richtung könnte dieses Jahr gehen? Denkt ihr, dass wieder Konzerte gespielt werden können?
Audio88 Wir verkaufen zumindest schon Tickets, von daher ja! (lacht)

Auf „Todesliste“ rappt ihr, dass dieses fünfte Album das schwerste war – warum? Was ist euch dieses Mal schwerer gefallen als bei den Alben davor?
Yassin Weil die Themen, die uns eigentlich schon immer beschäftigt haben, noch mal eine neue Dimension bekommen haben. Wir wollten uns nicht wiederholen, aber auch der Realität und den Sachverhalten, die wir da besprechen, gerecht werden. Aber natürlich auf unsere Art und Weise und nicht mit irgendwelchen unkommentierten Beobachtungen – und das ist gar nicht so leicht. Zum einen, weil man schon so viel Musik gemacht hat und zum anderen, weil einen quasi wöchentlich die Ereignisse des Weltgeschehens und auch um einen herum überraschen bis sprachlos machen.

Das neue Jahr hat ja auch schon wieder heftig angefangen – wenn wir zum Beispiel in die USA gucken und die Schlagzeilen vom Sturm auf das Kapitol lesen. Meint ihr, dass die Idioten immer mehr werden oder sind sie heute einfach lauter und über Social Media et cetera sichtbarer und besserer organisiert?
Audio88 Schwierig – ich glaube, die sind lauter und präsenter. Viele Idioten gab es schon immer. Es ist ja nicht so, als wären die seit der Hexenverbrennung massiv zurückgegangen. Oder seit ähnlichen Aktionen, wo viele unschuldige Menschen ihr Leben lassen mussten, weil irgendeine Gruppe gesagt hat: Die bringen uns Unheil. Von daher glaube ich das nicht. Aber ich glaube tatsächlich, dass diese Idioten durch Social Media und viele andere Dinge, die mit sozialen Netzwerken, der Berichterstattung, Aufmerksamkeitsökonomie, Clickbaiting und ähnlichem zu tun haben, ordentlich Futter bekommen haben und es nicht schaffen, das gut zu verdauen. Ich glaube, darum geht es auch.

Wut ist ein großer Bestandteil in eurer Musik, deshalb bezeichnet ihr euch selbst unter anderem als „Hassprediger“. Hilft euch die Musik, euren Frust rauszulassen oder zieht ihr euch damit auch manchmal selbst runter, wenn ihr euch immer nur mit den Problemen der Welt beschäftigt?
Audio88 Nö.
Yassin Bei mir beides, muss ich zugeben. (lacht) Manchmal, vor allem wenn ich Musik von anderen Menschen höre, aber selbst böse sein will, denke ich mir: Lebst du auf einem anderen Planeten? Auf der anderen Seite denke ich, dass es ja auch keine Lösung ist, immer nur das Negative zu sehen. Aber ich finde, dass gerade wenn man sich die aktuelle Musiklandschaft anguckt und dann insbesondere den Deutschrap, weil es erstens unser Genre, aber auch mit das erfolgreichste Genre ist, dann ist das doch sehr wenig Musik, die sich mit der Realität oder zumindest der hässlichen Seite der Realität auseinandersetzt. Ich finde, deshalb hat es nicht nur seine Berechtigung, sondern auch eine Notwendigkeit, dass wir das so machen. Klar, beides hat seine Daseinsberechtigung und ich denke auch manchmal, dass es schon auch cool wäre, wenn man einfach nur Mucke machen könnte, die nichts mit irgendetwas zu tun hat und man damit dann auch noch viel mehr Geld verdienen würde als wir jetzt gerade. (lacht) Aber ich glaube, was wir machen, ist schon sehr wichtig.

„Viele Idioten gab es schon immer. Es ist ja nicht so, als wären die seit der hexenverbrennung massiv zurückgegangen“

Wie geht ihr mit Hass im Internet um – beispielsweise mit Hasskommentaren unter neuen Videos auf YouTube?
Audio88 Ich gehe damit gar nicht um. Es geht tatsächlich ziemlich gut an mir vorbei – zumindest solange es keine Sachen sind, die in eine lebensbedrohliche oder strafrechtlich relevante Richtung oder so gehen. Aber wenn da jetzt jemand sagt, dass er das, was ich da mache, nicht gut findet, dann ist mir das richtig egal. Wenn ein Video frisch online geht, gucke ich auch mal über die Kommentare drüber, aber ansonsten … Ich weiß ja nicht, ob das dann nicht einfach irgendein 15-Jähriger ist, der da gerade wichsend vor seinem PC sitzt und denkt: Boah dem geb ich jetzt nochmal einen mit! Obwohl es in seiner ganzen Wohnung nach Energydrinks riecht – soll ich mir die Meinung von dem zu Herzen nehmen? Da bin ich zu alt für.
Yassin Wenn es sich auf musikalisches Zeug beschränkt, geht es mir da eigentlich ähnlich. Als ich zum Beispiel mein Album gemacht habe, gab es aber auch Kommentare, die dann persönlich wurden. Das haben wir bei unserer gemeinsamen Musik seltener. Wenn aber inhaltlich Grenzen überschritten werden, habe ich auch kein Verständnis mehr dafür. Früher haben wir nie Kommentare gelöscht, aber jetzt machen wir das manchmal, weil da dann entweder Fehlinformationen verbreitet oder irgendwelche absurden Theorien gefüttert werden. Das können die irgendwo machen, aber nicht bei uns. Es gibt ja genug Platz im Internet. In solchen Fällen werde ich echt auch mal wütend, weil ich denke: Krass, Hörer von UNS schließen sich solchen Denkrichtungen an! Ich bin dann nicht mal wütend auf die, sondern eher auf die Tatsache, dass es möglich ist, dass Leute, die eigentlich offensichtlich einen guten Musikgeschmack und irgendwie auch Verstand im Kopf haben, denken, QAnon sei real oder es gäbe keinen Rassismus in Deutschland.

Kostet es euch auch manchmal Überwindung, euch zu politischen Themen zu äußern und so richtig auszulassen oder ist es euch egal, wenn ihr aneckt und Leute eure Meinung oder euren Humor nicht teilen?
Yassin Ich bin in der „realen Welt“ oft genug in Situationen, wo ich entweder nichts sage, weil ich das soziale Geflecht, in dem ich dann gerade bin, nicht strapazieren will, wenn beispielsweise ein rassistischer Witz gemacht wird, oder sich über ein politisches Thema geäußert wird und ich merke, dass wenn ich da jetzt drauf eingehe, ich eine Diskussion mit Leuten habe, mit denen ich nicht diskutieren will und wo ich froh bin, wenn man sich manchmal nur einmal im Jahr sehen muss oder sieht. Verglichen damit ist es bei Musik wie mit Sport – man fühlt sich danach wesentlich besser, auch wenn es anstrengend war. (lacht) Also ich finde, es ist eher eine Erleichterung, dass man sowas in der Musik machen kann, einem keiner dazwischenfunkt und man vor allem die Diskussion nicht zu Ende führen muss. Es ist wie Frontalunterricht. Auch wenn die Leute denken, dass sie mit ihren Kommentaren irgendwie Einfluss haben, ist es in der Realität jedoch nicht so.

Ihr teilt auf „Todesliste“ wie auch schon auf den vorherigen Alben mächtig aus. Kehrt ihr bei all der Kritik, die ihr raushaut, auch mal vor der eigenen Haustür?
Audio88 In „WUP“ und vielen anderen Songs machen wir das.
Yassin Ich habe mich 2020 tatsächlich mit vielen Themen eindringlicher auseinandersetzen können als die Jahre davor – zum Beispiel mit Rassismus. Dabei nicht nur mit den Auswirkungen von Rassismus, sondern auch, was Rassismus eigentlich ist, welche Geschichte Rassismus hat, wie rassistisch ich in meinem Denken leider bin und war – also ich bins wahrscheinlich immer noch, aber war sicherlich rassistischer – und was rassistische Sozialisation mit uns allen macht. Und diese Auseinandersetzung führt bei mir unweigerlich dazu, dass ich Dinge hinterfrage und auch in meinem Verhalten und meiner Denkweise ändere. Das bezieht sich jetzt nicht nur auf Rassismus – bei Klimafragen habe ich es zum Beispiel schwerer in meinem Handeln, Dinge zu ändern, aber ich habs trotzdem getan. Zwar fällt mir da die Umstellung schwerer, weil es viele Gewohnheiten sind und das mit dem Klima ein so abstraktes Problem zu sein scheint. Aber so gesehen finde ich, dass man es sich selbst, aber auch den anderen schuldig ist, an sich selbst zu arbeiten.

Yassin, hat dich insbesondere die Black Lives Matter-Bewegung dazu bewegt, dich noch intensiver mit Themen wie Rassismus zu beschäftigen?
Yassin Bei mir wurde das tatsächlich durch BLM ausgelöst, sodass ich angefangen habe, vor allem auf Instagram viele neue Kanäle zu abonnieren und andere zu deabonnieren, um eine andere Perspektive auf das Thema zu gewinnen. Das habe ich vorher so aktiv nicht getan und das hat bei mir auf jeden Fall einiges ausgelöst und mich dazu veranlasst, mich mit dem Thema noch einmal neu auseinanderzusetzen.

In eurem neuen Song „Freunde“ geht es um Freundschaften, die sich nach und nach auseinanderleben. Inwieweit hat euch vielleicht auch das Jahr 2020 dazu inspiriert? Musstet ihr aufgrund von Verschwörungstheorien oder auch im Zuge der Rassismus-Debatte in eurem Freundeskreis etwas aussortieren?
Audio88 Tatsächlich war das der erste Song, den wir für das neue Album fertig hatten und ich glaube, der ist schon von 2017 oder 2018. Von daher entstand der schon lange vorher. Ich glaube aber, dass diese Zeit letztes Jahr trotzdem sehr gut dafür geeignet war, mal in seinem Freundeskreis oder Familienumfeld auszusieben. Bei mir hielt sich das aber tatsächlich eher in Grenzen, was aber auch daran liegt, dass ich keinen sehr großen Freundeskreis habe (lacht) und auch keine sehr große Familie, deshalb ist dieser kleine Kreis schon seit Jahren nur auf die korrektesten Menschen reduziert. Da gabs kein böses Erwachen, aber es gab schon ein paar Leute, mit denen man früher mal zu tun hatte, wo man am Rande mitbekommen hat, dass der ein oder andere jetzt auf irgendwelchen Querdenker-Demos unterwegs ist. Aber im aktiven Bekanntenkreis zum Glück nicht.
Yassin Ich musste zum Glück auch nicht aussieben. Bei mir gab es nur im engeren Kreis eine „Überraschung“, aber da gabs die Vermutung eigentlich vorher schon. (lacht) Aber ich glaube, das Thema des Songs ist glücklicherweise sehr zeitlos – so soll es einfach irgendwie sein.

Was erwartet uns auf der „Tour des Todes“? Könnt ihr schon was über die Show verraten?
Yassin Ne, können wir noch nicht. (lacht) Wir hoffen, dass alle, die kommen, gesund sind – im besten Fall geimpft.
Audio88 Es wird Impfstoff von der Bühne in die erste Reihe geschüttet! (lacht) Es wird auf jeden Fall geil, das ist der Plan!
Yassin Die Musik wird ihren großen Teil leisten. Wir haben versucht, ein Album zu machen, das live so gut abgeht, dass wir an allem anderen sparen können.
Audio88 Endlich keine Tänzer mehr auf der Bühne! (lacht)

Habt ihr die Kutte abgelegt, weil ihr nun endgültig den Glauben an die Menschheit verloren habt?
Yassin Eigentlich haben wir sie genau deshalb damals angezogen. (lacht) Nein, wir haben sie abgelegt, weil das jetzt ein sehr langes Kapitel unseres musikalischen Schaffens war und es war auch sehr cool, aber gehörte einfach zum Album „Halleluja“. Das sind ja nicht wir als Künstlerpersonen, die immer als Priester und Pfarrer auftreten, sondern das war dem Thema geschuldet und das Thema ist jetzt durch.
Audio88 Es gab mal, bevor 2020 zu dem wurde, was es dann war, den Plan, dass wir konzeptionell in die Richtung der Magier und Illusionisten gehen – das wäre für uns die logische Konsequenz nach diesem Pfarrer-Ding gewesen, dass man dann einfach Magier ist. Für das jetzige Album wäre das aber irgendwie doch nicht so das Richtige gewesen. (lacht) So nach dem Motto „Abrakadabra, du bist tot!“ Aber vielleicht beim nächsten Mal.

Wie wird es sich anfühlen, nach der ganzen Corona-Misere wieder auf der Bühne stehen zu können? Größeres Lampenfieber?
Yassin Lampenfieber geht eigentlich mittlerweile voll. Also bei den ersten ein, zwei Shows mit neuem Programm ist die Aufregung schon immer sehr groß oder wenn wir wie bei der Weihnachtsmesse ein Programm haben, das wir nur einmal aufführen, aber sonst hält sich das echt in Grenzen.
Audio88 Wenn es Gastauftritte wie bei K.I.Z im Olympiastadion sind, wo 60 000 Leute sind, dann schluckt man schon nochmal und hofft, dass man diese eine Strophe, für die man auf die Bühne geht, auch hoffentlich wirklich kann. Ansonsten ist tatsächlich Lampenfieber nicht so das Ding – wir sind ja mittlerweile alte Hasen. Es ist freudige Aufregung, aber keine Angst zu verkacken.
Yassin Ich bin trotzdem gespannt, wie das Gefühl bei der nächsten Tour wird – da werden so viele neue Sachen zusammenkommen. Allein die Tatsache, so viele Menschen in einem Raum zu haben, direkt vor sich und nicht im Fernsehen oder so. Ich glaube, das wird schon krass ungewohnt sein.

Es wird bestimmt eine ganz besondere Stimmung im Saal sein – endlich wieder Konzerte!
Yassin Ich hoffe das sehr und dass sich jedes Mal die Hölle auftun wird, wenn wir die Bühne betreten, weil die Leute so ausgehungert sind. Meine große Hoffnung: Dass die Konzerte dann NOCH besser werden.

Ihr habt in der Zeit zwischen „Todesliste“ und dem letzten Album beide solo Musik gemacht. Wie war das für euch und wie ist es jetzt, wieder zusammen Musik zu machen?
Yassin Unspektakulärer als man denkt.
Audio88 Es war auch gar nicht so viel Pause voneinander, wie man vielleicht denkt. Wir betreiben ja unser gemeinsames Label, auf dem auch Yassins Soloalbum veröffentlicht wurde. Das heißt, da hatten wir auch gemeinsam viel zu tun. Ich war auf beiden Tourneen von Yassin als Special Guest mit dabei – wir waren also jetzt nicht zwei, drei Jahre getrennt voneinander und haben uns dann wieder gemeinsam im Studio eingeschlossen. Das mag zwar vielleicht nach außen hin so wirken, aber in der Realität war das nicht so. Nur haben wir eben nicht so viel gemeinsame Musik gemacht.

Habt ihr beim Solo-Songschreiben trotzdem den Rat des anderen eingeholt – einfach aus Gewohnheit?
Audio88 Ja schon, wobei es trotzdem auch schon bei den Alben vorher so war, dass wir eigentlich gar nicht so mit Songskizzen an den anderen herangetreten sind, sondern uns da tatsächlich einfach eher zusammen oder mit einem Produzenten ins Studio gesetzt haben und von null angefangen haben. Das war jetzt bei dem Album und vor allem auch durch die 2020-Umstände schon ein Stück anders: Jeder hat auch für sich ausprobiert. Man hatte einen Beat und dann darauf ne Strophe gemacht oder man hatte eine Idee für einen Song und hat die dem anderen gezeigt. Da musste man entweder Überzeugungsarbeit leisten, einen Solo-Song draus machen oder man hats in den Müll geworfen. Das Album ist aber auch nicht erst im letzten Jahr entstanden, sondern in einem etwas längeren Zeitraum und auch schon dann, als Yassin solo unterwegs war.

Was vermisst ihr am Touren aktuell am meisten? Was gar nicht?
Yassin Ich vermisse tatsächlich diese Hotelsituation – zum einen so ein bisschen dieses Klassenfahrt-Feeling, was sich dann irgendwann einspielt, wo eigene Regeln gelten, sich irgendwelche Insider innerhalb von kurzer Zeit entwickeln und man so die Zeit mit Freunden hat. Zum anderen vermisse ich aber auch einfach das Gefühl, jeden Tag in einem Hotel aufzuwachen, wo das Bett perfekt ist und man diese gestärkte Bettwäsche hat. Die feiere ich richtig krass. (lacht) Und wo man Fernsehen guckt, egal was gerade läuft und diese Erschöpfung vom Vorabend in einem steckt. Das ist ein sehr gutes Gefühl und das fehlt mir tatsächlich. Was ich gar nicht vermisse ist die Zeit, die wir im Bus sitzen. Wir sind bisher immer tagsüber gefahren und dann angekommen, das ist insgesamt schon ein hoher Stresslevel.
Audio88 Das ist bei mir eigentlich recht deckungsgleich. Der Fun. Es sind ja auch nicht nur Yassin und ich unterwegs, sondern das ganze Team: DJ Breaque, unser Tourmanagement, unser Tonmann Manu oder unsere Tonfrau Mia – das ist alles ein sehr geiles Team, mit dem man unglaublich viel Spaß auf so einer bekloppten Klassenfahrt haben kann. Das ist auf jeden Fall immer eine gute Zeit. Aber nervigsten finde ich auf jeden Fall auch die Autofahrten und Touren ist natürlich auch insgesamt einfach sehr anstrengend, auch wenn es viel Spaß macht. Man ist oft kaputt und an manchen Tagen fühlt man sich vielleicht auch nicht so und muss trotzdem abliefern. Da wird einem nochmal bewusst, dass man trotzdem Teil dieser Leistungsgesellschaft ist.

Bei welchem Song vom neuen Album ist die Vorfreude am größten, ihn live zu spielen?
Yassin Bei mir ist es, glaube ich, „Plus1“ – aber es ist super schwer zu sagen. Ich hab auf jeden Fall super Bock auf die Songs, von denen ich weiß, jeder wird den Text auswendig können, aber auch auf so Hymnen, bei denen man sich aufs Maul hauen kann.
Audio88 Ich denke auch „Plus1“ und „Garten“. Bei „Garten“ überrollt einen der Beat, da muss man selbst gar nicht mehr viel machen. Wir haben trotzdem was drauf gemacht, also es kann nur funktionieren! (lacht)

Fotos Marius Knieling, V.Raeter

 

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Louisa Ferch

Geschrieben von Louisa Ferch

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