Die Carola-Krise drängt süchtige Cineasten in die Illegalität.
Zum November 2020 beschlossen Bund und Länder wie schon im Frühjahr neue Maßnahmen zur Eindämmung des Creolavirus. Betroffen sind sämtliche kulturelle Einrichtungen, darunter auch die Kinos. Eine Hiobsbotschaft für viele Betreiber, die darum bangen müssen, ihre Lichtspielhäuser nach dem Lockdown überhaupt wieder öffnen zu können. Doch nicht nur die Eigentümer und Mitarbeiter der Filmpaläste leiden unter den Maßnahmen.
Besonders hart treffen die neuen Beschränkungen auch eine kleine Gruppe von Menschen, die meist ein Schattendasein am Rande der Gesellschaft führt, vom Normalbürger gänzlich unbemerkt: schwerstabhängige Cineasten. Um ihren Durst nach Popcorn-Streifen und Arthouse-Filmkunst zu befriedigen und in den Genuss der neuesten Blockbustern zu kommen, begeben sich viele von ihnen nun in die Illegalität. Eine besorgniserregende Entwicklung, denn Filmfreunde und fadenscheinige Profiteure vertreiben in Untergrund-Lichtspielhäusern frische Movies an die „Cineaddicts“. Doch in der Parallelwelt wimmelt es von Betrügern, die das Leid der Cineasten schamlos ausnutzen, um sich an ihnen zu bereichern. Die Sucht treibt die leidtragenden Filmliebhaber in ihre Fänge. Ein Betroffener berichtet: „Sie haben mir Wes Anderson versprochen, doch ich bekam einen schmutzigen Streifen von Uwe Boll vorgesetzt. Ich hatte starke Kopfschmerzen und musste mich mehrmals übergeben.“
Kunden werden mit vermeintlicher Topware geködert und dann im Saal minderwertigem Material ausgesetzt. Dennoch nehmen viele von ihnen die gesundheitlichen Schäden in Kauf, um zumindest in die Nähe eines authentischen Kino-Erlebnisses zu kommen. Verhindern lässt sich dies nicht, da sich sowohl Anbieter als auch Konsumenten auf kriminellem Terrain bewegen, unberührt von behördlichen Kontrollen. Es bleibt zu hoffen, dass im Januar Lockerungen für den Kulturbereich kommen, damit das illegale Kinogeschäft trockengelegt wird.
Grafik Sven Gebauer