Die Oscarverleihung steht wieder an: Zum 96. Mal krönt die Academy of Motion Picture Arts and Sciences die besten Filme des vergangenen Jahres.
Am 10. März gehen die begehrtesten Statuetten der Bewegtbildindustrie über den Tresen, also wird der Glamour-Faktor zum Bersten aufgedreht, um filmreif das Filmgeschäft zu honorieren. Neben den erwartbaren Top-Nominierungen haben sich abseits der vielbeachteten Kategorien auch wieder ein paar Werke eingereiht, die vielleicht nicht jeder auf dem Schirm hatte. Aus deutscher Sicht übrigens sensationell ist die Nominierung Sandra Hüllers, die für Ihre Darbietung im französischen Justizdrama „Anatomie eines Falls“ (insgesamt fünf Nominierungen) als beste Hauptdarstellerin ins Rennen geht. Damit ist sie erst die zweite Deutsche jemals, nachdem 1938, vor geschlagenen 86 Jahren (!) Luise Rainer nominiert worden war. Die durchaus knackige Konkurrenz in Lily Gladstone (Killers of the Flower Moon) und Emma Stone (Poor Things) machen den Griff nach der Goldfigur für Hüller zwar unwahrscheinlich, die Nominierung jedoch nicht weniger historisch.
Speaking of Darstellerinnen
Dass ausgerechnet Margot Robbie nicht als Barbie nominiert worden ist, Ryan Gosling, der den Ken mimt, hingegen mit im Rennen um den besten Nebendarsteller steht, erzeugte bei Teilen der Netzcommunity Unverständnis. Ob Robbies Nichtnominierung vielleicht sogar gerechtfertigt sein könnte, sei mal außenvorgelassen, ein Geschmäckle hinterlässt die Nummer jedoch zweifellos. Gosling selber bedauerte dahingehend das ironisch anmutende Ungleichgewicht, wurde der Film schließlich weithin als feministisches Statement rezipiert: „Ohne Barbie gibt es keinen Ken“, empörte sich Gosling fremdelnd mit der eigenen Nominierung. Doch die Möglichkeit hier wieder etwas gerade zu biegen bietet sich dennoch: America Ferrera, die im Film als Mattel-Angestellte Gloria glänzte, ist immerhin als beste Nebenrolle nominiert.
Nolan der Streber und deutsche Beteiligung
Der Film mit den meisten Nominierungen ist wenig überraschend Nolans Oppenheimer (insgesamt 13 Nominierungen), bei dem sich weniger die Frage des ‚ob‘ stellt, sondern mehr des ‚wie viel‘. Cillian Murphy hat als Hauptdarsteller gute Chancen auf den Oscar, auch für die Kamera, die Regie, das Szenenbild und als bester Film ist der Blockbuster Favorit.
Weitere Titelaspiranten mit deutscher Beteiligung finden sich im Raster der besten fremdsprachigen Filme. Beim japanischen Werk „Perfect Days“ führte Wim Wenders Regie. Der deutsche Film „Das Lehrerzimmer“ von İlker Çatak ist ebenfalls im Rennen. Persönlicher Geheimfavorit hier ist jedoch das spanische Drama „Die Schneegesellschaft“, das sogar in zwei Kategorien (Bester fremdsprachiger Film, Bestes Make-Up und Frisuren) auf Erfolg hoffen darf. Die dramatische Verfilmung des sich 1972 ereigneten uruguayischen Flugzeugabsturzes 571 in den verschneiten Anden und dem anschließenden Überlebenskampf der Insassen bei widrigsten Bedingungen könnte also durchaus etwas Zählbares aus Los Angeles mitnehmen.
Wann und wo?
Gerade auch die kleineren der 23 Kategorien wie „Bester Dokumentarkurzfilm“ oder „Bester Animationsfilm“ liefern gute Inspo für die eigene Watchlist. Wie wäre es etwa mit „Robot Dreams“, dem französisch-spanischen Trickfilm, der die fantastische Geschichte von einem einsamen Hund erzählt, der sich einen Roboterfreund baut? Die Verleihung wird fürs deutsche Fernsehen von ProSieben übertragen, los geht’s am 10. März ab 21:30 Uhr. Auf einen spannenden Oscarabend!
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