Termin
1. August 2024
Wolters Applaus Garten (BS)
applausgarten.de
Interview mit Rosenheims Indie-Poppern Kaffkiez: Neues Album „Ekstase“ out now, und Konzert am 1. August im Wolters Applaus Garten.
Am 26. Januar veröffentlichten Kaffkiez jüngst Album Numero due namens „EKSTASE““ und legen so nach dem Debüt von 2022 schleunig nach. Die Post-Corona Zeit hat dem Quintett aus dem oberbayrischen Rosenheim Festival-Shows oberster Güte beschert und ihren zum Tanz bittenden Indie Sound rasch national populär werden lassen. Am 1. August betreten die fünf Jungs von nebenan die Bühne im Wolters Applaus-Garten und spielen damit zum ersten Mal auf Braunschweiger Boden. Wir hatten Frontmann Johannes Eisner und Keyboarder Johannes Gottwald zum Gespräch am Start.
Moin Jungs, sagt mal, wie löst Ihr das Problem, dass Ihr beide denselben Vornamen tragt?
Eisner Wir sprechen uns ganz klassisch-bayerisch mit den Nachnamen an, ich bin der Eisner, das andere ist der Gotti.
Was holt Euch so richtig ab, was die bayerische Kultur angeht?
Eisner Ich habe eine Freundin in Baden-Württemberg und auch deren Brezen habe ich oft probiert. Aber ich sag es einfach: Bei uns gibt’s einfach die besten Brezen. Ohne Scheiß, das kann kein anderer. Das ist auch gar nicht ausgrenzend gemeint, aber kommt mal nach Oberbayern und esst eine Breze. Das ist einfach was anderes.
Gotti Das ist übrigens auch der Inflationsmaßstab in Bayern, nicht der Döner, sondern eher die Breze. Ich weiß noch, früher hat man so für 48 Cent vor der Schule easy mal eine Breze gekauft. Kannst du jetzt vergessen, Alter. Gute alte Zeit (lacht).
Was ist Euch generell lieber, ein Festival oder eine Club-Show? Was fühlt sich für Euch geiler an?
Eisner Boah, so jahresweise bedingt. Also manchmal ist Club natürlich schon fett, weil die Leute die Texte kennen. Da ist dann vielleicht noch mal ein bisschen andere Energie im Saal, kleiner, schwitziger. Andererseits bedeuten Festivals auch Sommer, meist gutes Wetter und natürlich Massen an Menschen, die wir sonst nicht erreichen könnten bei einem kleineren Konzert. Beides ist schön!
Wart Ihr schon mal in der Region 38?
Gotti 2022 haben wir beim Summertime Festival in Wolfenbüttel gespielt. In der Jägermeisterstadt!
Warum war es lange Zeit nicht en vogue auf Deutsch zu singen?
Eisner Die Band, die wir vorher hatten, haben wir 2012 als Teenager gegründet, als unsere musikalischen Vorbilder amerikanische Bands aus dem Hard Rock bis Metal-Bereich waren. Da hat sich die Frage gar nicht gestellt, ob man überhaupt auf Deutsch Musik macht. Dazu war es auch irgendwie nicht so gang und gäbe. Die ersten, die ich bewusst wahrgenommen habe, die sehr erfolgreich wurden, waren dann AnnenMayKantereit. Natürlich vorher Hosen und Ärzte und so weiter und so fort, aber ich hab die als Jugendlicher nicht so aktiv konsumiert, muss ich ehrlicherweise sagen. Ja, und nachdem es auf Englisch nicht funktionierte, war das dann so der Abschluss für das alte Bandprojekt. Wir hatten alle fertigstudiert und gesagt, komm, wir probieren noch einmal irgendwas Neues. Mittlerweile ist es für mich eher unvorstellbar, wieder auf Englisch zu schreiben. Man tut sich so schwer, manche Sachen auf den Punkt zu bringen, wenn es einfach nicht die Muttersprache ist.
Auf dem neuen Album findet man auch Eure Single „Mitte 20“. Was ist das Beschissenste am Mitte 20 Sein? Was ist das Beste?
Eisner „Es ist einfach ein Alter, in dem die Lebensentwürfe auch so im Bekanntenkreis maximal auseinander gehen. Die einen haben mit 16 die Ausbildung angefangen, die ganze Zeit Kohle gespart, bauen jetzt ein Haus, haben zwei Kinder und sind seit vier Jahren verheiratet. Während die anderen gerade mal so den Bachelor abgegeben haben. Und ich glaube, in diesem Spannungsfeld befindet man sich halt in seinen 20ern immer. Und das kann manchmal total cool sein, weil man eben noch flexibel ist. Auf der anderen Seite kriegt man halt manchmal Torschlusspanik und FOMO.
Scheiße, 27, keine Kinder gezeugt. Geht das noch? (lacht)
Gotti Ich habe das Gefühl, bei uns ging es mit Mitte 20 nochmal komplett neu los mit der Musik. Und irgendwie macht man sich trotzdem immer einen Kopf, wenn man merkt, man wird älter, alle um einen rum sind vielleicht schon deutlich gesettelter, aber irgendwie zeigt es ja auch noch, dass alles möglich ist.
Wie lief die Arbeit am neuen Album? Ihr habt Euch beeilt, das erste kam ja erst 2022.
Eisner Genau, 2022 im September kam „Alles auf Anfang“. Dann waren wir im Oktober und November auf Tour und im Dezember tatsächlich schon wieder zur ersten Writing Session im Studio. Die erste Single, die aber kam, also „Alles nur Gelogen“, entstand in den Grundzügen schon direkt nach der finalen Session für das erste Album. Da waren also echt nur wenige Tage, Wochen und Monate dabei mal aktiv durchzuatmen und alles Revue passieren zu lassen. Definitiv ist der Vibe in der Musikindustrie, gerade als Newcomer: „Okay, erste Platte, direkt nächste Single, weitermachen“, was natürlich auch krass durch dieses ganze Spotify-Streaming-Game bestimmt ist.
Gotti Die Leute wollen auch viel Neues hören, was auf der einen Seite schön ist, auf der anderen natürlich auch Druck bedeutet. Seit „Alles auf Anfang“ sah’s eigentlich so aus: Festivals gespielt, Writing Session, Festivals gespielt, Studio, Festival gespielt, aufnehmen. Im Oktober ist die neue Platte fertig geworden. Sechs Wochen später war dann eh schon Abgabe, damit die Vinyl auch rechtzeitig fertig wird. Das war just in time, würde ich sagen.
„Es muss ja auch immer ein paar Vögel geben, die irgendwie für Stimmung sorgen.“
Klingt auch nicht unstressig…
Gotti Also es ist natürlich schon so, dass wir das, was wir gerade machen dürfen und können schon auch als wahnsinniges Privileg wahrnehmen. Aber ich würde jetzt lügen, wenn ich sagte, es macht immer alles Spaß. Weil von außen ist es natürlich irgendwie leicht zu meinen, das müsste sich alles nur mega geil anfühlen und so. Aber natürlich kommen da auch zum Teil Sachen dazu, die auch einfach viel harte Arbeit sind. An erster Stelle sind wir aber einfach sehr dankbar für das alles hier.
Wann kommt Euer Feature mit Jeremias oder Provinz?
Eisner Damit Deutschband-Memes endlich was hat, worum sie sich zerreißen können? Aber ehrlich gesagt, da ist grad nichts in Aussicht (lacht).
Wer von Euch ist der undisziplinierteste?
Eisner Ja gut, wie definiert man undiszipliniert? Wenn es eher in Richtung chaotisch geht, dann würde ich sagen, ist das unser Weini. Aber ey, ich merke immer wieder, wenn wir dann auf der Straße sind, das wäre nur halb so lustig, wenn alle fünf mit dem gleichen Überperfektionismus herangehen würden. Dann würden wir wahrscheinlich alle fünf am Laptop im Auto hocken und keiner hätte was zu lachen. Es muss ja auch immer ein paar Vögel geben, die irgendwie für Stimmung sorgen.
Wie steht Ihr zu Sportfreunde Stiller? Die sind ja letztlich bayrische Pioniere des deutschen Pop-Rocks.
Eisner Wir haben deren Songs früher schon gecovert. Dann hatten wir die irgendwann mal im Sommer kennengelernt und da lag es nahe, zu Fragen ob die Lust auf eine kleine Aktion für eine unserer Shows in Rosenheim hätten letztes Jahr. Die waren gleich Feuer und Flamme, für uns natürlich total crazy mit denen auf der Bühne zu stehen.
Was habt Ihr gespielt?
Eisner Natürlich New York, Rio, Rosenheim. Hat sich natürlich angeboten für ein Rosenheim-Konzert.
Apropos Sport. Wer ist der sportlichste bei Euch?
Eisner Ich glaube, unser Bassist Bene hat schon mit am meisten Kraft, der hat ein Kreuz wie ein Ochse, ich denke, so Musclepower-mäßig steckt der uns alle auf jeden Fall weg. Aber der muss ja auch den schweren Bass tragen. Der Stiernacken kommt nur vom Bassgurt.
Und wie steht es ums Skifahren?
Eisner Ich war erst vorgestern Nacht Skifahren. Das macht man hier schon noch, darf man aber der Bookingagentur immer nicht so laut sagen, wegen Verletzungsgefahr und so. Wir rufen dann vorher nicht an und sagen: „Hallo, ich geh heute Skifahren.“
Was sind für 2024 die nächsten Steps, auf die Ihr so richtig Bock habt?
Gotti Im März beginnt die Tour, da proben wir ja jetzt auch schon seit ein paar Monaten richtig viel, haben uns ein komplett neues Konzept zur Show überlegt und haben natürlich auch Bock, die ganzen neuen Songs jetzt das erste Mal live zu spielen. Das sind, glaube ich, so die Highlights. Und dann natürlich unser Konzert in Braunschweig.
Gibt‘s ein neues Bühnenbild?
Eisner Ja, gibt es, aber um nicht zu viel zu verraten, sage ich es mit Peter Fox: „Wir werden in die Schuppen wie auf Schienen einreiten.“
Danke Euch für das Gespräch!
Foto David Gottwald