in

„Ich bin nur ein Typ, der Mukke macht“

Der Braunschweiger Künstler Paul Brunner lädt zum Jahresabschlusskonzert ein und macht unmissverständlich klar: Das ist erst der Anfang.

Auffallen ist die Devise, wenn man als junges Musiktalent erfolgreich sein will. Paul Brunner weiß aus eigener Erfahrung, dass dahinter harte Arbeit steckt, denn „für einen Zehner im Monat kann jeder seine Musik auf Spotify hochladen“, merkt er an. Doch das mit dem Herausstechen gelingt dem Sänger; vor zwei Jahren erscheint sein erster Song „Nie wieder gehen“, seitdem veröffentlicht er eine EP, arbeitet gerade an der zweiten, spielt auf Festivals und erreicht teilweise über 200.000 Streams mit seinem deutschsprachigen Indie-Pop.

 

Im Dezember nun die Kirsche auf dem Sahnehäubchen: das erste eigene Konzert, im Braunschweiger KufA Haus. Als wir uns dort zum Interview treffen, hat Paul gerade die frisch gedruckten Plakate zur Show-Ankündigung abgeholt. „Ist komisch zu sehen: Da steht auf den Plakaten mein Name. Das ist schon sehr besonders, so zum ersten Mal“, sagt er grinsend. Und für diesen Anlass haben sich Paul und seine Band einige Überraschungen einfallen lassen. Es wird fetter als vorherige Auftritte, und gleichzeitig gibt es Raum für leise, intimere Momente. Außerdem soll es erstmals Merch zu kaufen geben. Aber an dieser Stelle wollen wir natürlich nicht die Überraschung verderben…

 

„Wir haben einfach Bock, dieses Konzert zu spielen.“

Die Musikalität wurde Paul praktisch in die Wiege gelegt. Als Musikproduzent und Berufsmusiker nimmt sein Vater ihn schon früh mit ins Studio. Bald folgt das erste Schlagzeug, später kommen Saxophon, Klavier und Gitarre dazu. Im Teenager-Alter beginnt er, eigene Texte zu schreiben. Seine ersten Songs nimmt er mit seinem Vater auf.
„Dann habe ich damals wie ein ganz naiver kleiner Junge die größten Produzenten aus Deutschland angeschrieben und jeden Musiker, der die DM auf Instagram sehen könnte“, lacht Paul über sich selber. Doch die Hartnäckigkeit gibt ihm Recht: Der Braunschweiger Sänger Martin Kroner antwortet auf seine Nachricht und lädt ihn 2019 nach Berlin ein. Es folgen zwei Jahre intensive Arbeit an der Musik. Die EP „Parkplatz“ entsteht in Zusammenarbeit mit der Sängerin Revelle und dem Produzenten Kurt Stolle, der schon Silbermond, Adel Tawil oder 1986zig produzierte.
Fast ungläubig blickt Paul auf die letzten Jahre zurück: „Als ich angefangen habe, in Berlin Mukke zu machen und in diese Spotify-Playlist geguckt habe, habe ich gedacht: Ich will da auch mal drin sein und ich will auch mal so viele Streams haben – jetzt habe ich das und ich denke mir: krass.“ Heißt auch, jetzt geht die Arbeit richtig los.

„Am Ende würde ich es alleine nicht packen.“

Leuten hinterherrennen, Mails schreiben, mit Sponsoren sprechen, mit der Gema in Kontakt treten – die Zeit bis zum großen Auftritt im Dezember ist gut gefüllt mit eher wenig glamourösen Aufgaben. „Das ist sau stressig“, merkt Paul an. „Du hast kaum Tage, an denen du nichts zu tun hast. Gleichzeitig baust du auch noch die Show und schreibst ein Programm, dann musst du parallel natürlich auch noch an deiner Musik arbeiten und dich darum kümmern, dass du Konzerte im Sommer spielst.“ Und das alles neben einem regulären Job.

Der Musiker selber hat alle Fäden in der Hand. Helfende Hände, die er sich ins Team holt, sind Freund:innen von ihm oder der Band: „Worüber ich ganz froh bin, ist, dass es relativ kurze Wege sind, weil es alles unter uns ist und niemand großartig von außen reinredet. Wenn wir uns zusammensetzen, dann supporten wir uns alle gegenseitig. Ich finde es schön und überhaupt nicht selbstverständlich, dass die alle Bock darauf haben.“
Was wäre da also passender als ein Jahresabschlusskonzert, um sich auch mal selber zu feiern und die harte Arbeit zu würdigen?
Die Freude in Pauls Gesicht ist nicht zu übersehen: „Ich bin ja eigentlich nur ein Typ, der Mukke macht mit seinen Kumpels. Dass dann Leute kommen, sich Tickets kaufen und das sehen wollen, das ist verrückt. Da muss ich irgendwie lächeln.“
Eine neue Single (Rosenthaler Platz), die der Sänger für die nächsten Wochen ankündigt, verkürzt übrigens die Wartezeit.
Als wir nach unserem Gespräch noch einen Abstecher in den leeren Konzertsaal des KufA Hauses machen, liegt Vorfreude in der Luft. Wir verlassen das Gebäude, jedoch nicht bevor Paul stolz eines seiner Plakate an die Scheibe klebt. Kommt alle vorbei!

Foto Finn Beek

Vergiss nicht, abzustimmen.
+1
1
+1
1
+1
1
+1
1
+1
1
+1
0
+1
0
Laura Schlottke

Geschrieben von Laura Schlottke

Support Your Scene – November 2023

Hygge durch den Herbst