Termine
21. Oktober, 19 Uhr: A WALL IS A SCREEN | Startpunkt: Ringerbrunnen (BS)
6. November, 19 Uhr: „Die rote Schildkröte“ | VW Halle (BS)
6. bis 12. November: Braunschweig International Film Festival
filmfest-braunschweig.de

Prominenter Besuch beim 37. Braunschweig International Film Festival: Der preisgekrönte Star-Komponist Laurent Perez del Mar ist beim Eröffnungsfilmkonzert zu Gast.

Sie lässt uns mitfiebern, erschaudern oder weinen; manchmal führt sie uns auch auf falsche Fährten – die Filmmusik. Nicht selten werden die Kompositionen so populär, dass sie Generationengrenzen überwindend auch noch über den Film hinaus im Gedächtnis bleiben. Welch tragende Rolle die Musik spielt, wird einmal mehr klar, wenn es in einem Film keine gesprochenen Dialoge gibt, so wie in „Die rote Schildkröte“ von Michael Dudok de Wit. Die französisch-japanisch-belgische Koproduktion eröffnet dieses Jahr das Braunschweig International Film Festival (BIFF), wie üblich als Filmkonzert.

Der französische Filmkomponist Laurent Perez del Mar hat die Klänge, man möchte fast sagen, gezaubert. Dass sein Werk nun live zu hören sein wird, dürfte allerdings auch für ihn, als erfahrener Künstler, aufregend sein, schließlich handelt es sich dabei um eine Weltpremiere. Im Interview (für das demnächst erhältliche BIFF-Journal) mit Filmfest-Vorstandsmitglied Clemens Williges erklärt Perez del Mar, wie aufwendig es war, das Notenmaterial für die Orchesterversion zu adaptieren. Ob Flöten, Celesten, Harfen, Pianos oder Charangos, für den Abend in Braunschweig habe er alle Instrumente nochmal neu arrangiert und aufgenommen. Wenn das Staatsorchester Braunschweig, unter dem Dirigat von Burkhard Götze, am 6. November die Stücke interpretiert, wird deren Schöpfer im Publikum sitzen.

Ein Leben für die (Film)Musik
Laurent Perez del Mar stammt aus Nizza und lebt mittlerweile in Paris. Seit über 20 Jahren komponiert er Musik für Spiel- und Animationsfilme, zu seiner Filmografie gehören beispielsweise „Der Glanz der Unsichtbaren“ und „Der geheime Roman des Monsieur Pick“. Zuvor studierte er Klavier am Conservatoire de Nice. Der Komponist ist Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Science, die Akademie der Oscars, und gewann für seine Filmmusik mehrfach Preise, unter anderem mit „Die rote Schildkröte“ beim Film- und Filmmusikfestival 2016 in La Baule. Im selben Jahr feierte der Animationsfilm bei den Filmfestspielen in Cannes seine Premiere. Zudem war die Produktion für den Oscar als bester animierter Spielfilm nominiert.
Die Komposition in „Die rote Schildkröte“ kommt fast ohne Gesang aus. Lediglich Vokalise-Passagen, also Vokale und Töne, gibt Sopranistin Julia Wischniewski zum Besten und tritt im November gemeinsam mit dem Staatsorchester auf. Für Perez del Mar stand früh fest, dass er mit der Französin zusammenarbeiten möchte. Als er Regisseur Michael Dudok de Wit getroffen habe, habe er noch am selben Tag die Musik geschrieben und Wischniewskis Stimme dazu aufgenommen. „I knew she was the perfect performer for this theme“, schwärmt der 49-Jährige.

Gänsehautmomente
Eine Herausforderung für alle Musiker:innen wird es sicher, synchron mit dem Film zu performen, der zeitgleich auf der Leinwand in der Volkswagen Halle zu sehen ist. Dementsprechend musste übrigens extra für das Eröffnungskonzert eine neue Film-Fassung ohne Musik, aber mit Soundeffekten produziert werden. Die Vorstellung wird in Kooperation mit dem Staatsorchester Braunschweig präsentiert und von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefördert.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Verhältnis des Menschen zur Natur. Ein Schiffbrüchiger strandet auf einer einsamen Insel, auf der lediglich Tiere leben. Der Protagonist will fliehen und baut sich ein Floß. An seinem Plan hindert ihn jedoch immer wieder eine rote Schildkröte, indem sie sein Bauwerk zerstört. Der Mann beschließt, Rache an dem Tier zu nehmen … Wer wissen möchte, wie es weitergeht, sollte sich unbedingt Karten für das Konzert holen, denn im Zusammenspiel mit der klanglichen Kulisse entfaltet der Film eine ganz besondere Magie. Mal sind es die sanften, harmonischen Melodien, die direkt unter die Haut gehen; im nächsten Moment lässt uns die Dramatik in der Musik den Atem stocken. Im Vergleich zu Filmen mit echten Schauspielenden, die viel näher an der Realität sind, habe Perez del Mar bei Animationsfilmen auch im Sound einen größeren kreativen Spielraum, verrät er.
Das dürfte also ein fulminanter Auftakt zum 37. Braunschweig International Film Festival werden.

Oktober-Special
Freut Euch noch vor dem Start des Film Festivals auf einen besonderen Leckerbissen: Gemeinsam mit dem Hamburger Künstler:innenkollektiv A WALL IS A SCREEN lädt das BIFF zur filmischen Wanderung ein. Sobald es abends dunkel wird, projiziert die Gruppe verschiedene Kurzfilme an Hauswände und verwandelt die Stadt so kurzerhand in einen Kinosaal, in dem Passant:innen und Straßenlärm plötzlich automatisch Teil des Geschehens werden.
Anschließend gibt es noch ein gemütliches Beisammensein im Garten des Kunstvereins Salve Hospes. Die Veranstaltung wird gesponsort von Volkswagen Financial Services. Der Eintritt ist frei.

Fotos LEONINE STUDIOS, BIFF, Nadine Mayer

Vergiss nicht, abzustimmen.