Idylle und Verbrechen

Mario Bekeschus liest auf dem Okerfloß aus seinem aktuellen Krimi „Hinter Liebfrauen“. Wir waren mit an Bord.

Ein lauschiger Freitag ist es. Trocken- das muss man zur durchwachsenen Wetterlage dieser angeblichen Sommertage dazu sagen. Gutes Wetter also für eine Okerfloßfahrt. Mario Bekeschus lädt ein, mitzufahren und gleichzeitig seiner Lesung zum aktuellen Roman „Hinter Liebfrauen“ zu lauschen. Die Floßfahrten zum aktuellen Roman finden seit dem 6. Mai statt, bisher seien sie alle Ausgebucht gewesen, erzählt der symphatische Autor hinterher. Auch Heute ist das Floß gefüllt, jeder Platz belegt. Abgelegt wird bei der Floßstation Kurt Schuhmacher Straße. Die Route führt weg von der Innenstadt in den Bürgerpark, anders damals bei den Okertouren die zu seinem letzten Buch „Gaußberg“ ins Leben gerufen worden waren, und in dessen Zuge Handlungsorte des Lokalkrimis angefahren werden sollten: Diese seien anfälliger gewesen für allerlei heitere aber auch störende Begegnungen mit anderen Wasserpassagieren. Eine Lesung ist eben doch noch eine Lesung.

 

 

Als wir die Brücke der Wolfenbütteler Straße unterqueren liest Bekeschus den Prolog. Hinter Liebfrauen ist eine Geschichte, die ihren Titel im doppelten Sinne versteht: Nicht nur heißt eine Straße in der Braunschweiger Altstadt so, nein, der Roman schaut hinter die Fassade von Frauenfiguren und ihren Schicksalen, blicke also tiefgründiger hinter eine vordergründig fürsorgliche Maske. Hinter die lieben Frauen also.

Es geht, und das ist im Krimi kein Spoiler: Um Mord. Oder Selbstmord? Wer Weiß. Alle sind gebannt, als Bekeschus vom Todessturz des Mordopfers liest und anschließend zu seinen Kapiteln stets etwas nähkästchenartig ausholen kann. Wer weiß schon so genau, wie die Tätigkeit etwa derer Aussieht, die im Bestattungsinstitut die Verstorbenen für ihre Beerdigung und etwaige Aufbahrung nochmal zurecht machen? Bekeschus kommt mit Backgroundwissen, erzählt, dass einige seiner Autorenkolleg*innen sogar Praktika beim Bestatter machten, um unmittelbarer und treffsicher darüber schreiben zu können. Auch die vom Tatortpublikum allseits geschätzte „Mordkommission“ sei so nicht existent, weiß der gebürtige Braunschweiger Autor, der nun in Hannover lebt: Mordkommissionen würden immer erst dann eingesetzt, wenn ein Mordfall aufzuklären sei. „Die“ feste Mordkommission kann es dementsprechend nie geben.

So kurzweilig geht die Zeit vorüber und auf einmal findet sich das Floß nach ca. anderthalb Stunden auch wieder beim Anleger ein. Rasch ist Bekeschus an Land und baut seinen Büchertisch auf. Viele der Passagiere sind überzeugt von seiner Schreibe, nicht wenige kaufen direkt auch noch das Erstlingswerk. Die Signatur vom nahbaren Lokalautor gibt’s natürlich on top vorne mit rein. Ein bisschen müssen Sich seine Fans noch für neues Material gedulden. Bekeschus arbeitet gerade an Fall Nummer drei für seinen Kommissar Wim Schneider. Wie das Buch heißen werde, darf er noch nicht verraten, das Erscheinungsdatum allerdings, so lässt er durchblicken, wird der 14. Februar 2024 sein, in Marios Worten: “Das könnte ein blutiger Valentinstag werden.” Wir warten gespannt. Auch auf die nächste Floßfahrt.

Fotos: Bücherwurm Braunschweig, Simon Henke

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Simon Henke

Geschrieben von Simon Henke

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