Kennt ihr eigentlich schon…
… Theaterdirektor Thomas Hirche?
Dass das Leben mehr als einen Erzählstrang bietet, hat Improkönig und Tausendsassa Thomas Hirche ziemlich früh begriffen. Durch seine Schlosser-Ausbildung kam der Braunschweiger dank der IG Metall und ihres vielseitigen Workshop-Angebots erstmals mit 16 Jahren mit dem Theater in Berührung. Zwischen Thomas und der Bühne funkte es sofort, sodass er schnurstracks selbst eine Kabarett-Gruppe gründete. „Nicht denken – machen“, lautet nämlich das Motto des lebensfrohen Entertainers. Im Laufe der Zeit spielte sich der Autodidakt vom Amateur zum Theaterprofi hoch. Seit 2010 ist Hirche nun schon selbstständiger Kleinkünstler; 2012 folgte mit Das KULT sogar eine eigene Spielstätte. Der Name des kleinsten Theaters Braunschweig ist übrigens ein Akronym für Kleinkunst-Unterhaltungs-Literatur-Theater. Inmitten der charmanten Industrielocation des Schimmelhofs zaubert der KULT-Direktor ein facettenreiches Programm von Kabarett über Comedy, Chanson, Pantomime, Erzählkunst, Zauberei, Musik und vielem mehr auf die Bühne und kredenzt damit wohl das abwechslungsreichste Programm der Stadt.
Thomas, Das KULT ist das kleinste Theater Braunschweigs – welches Attribut würde noch passen?
Das charmanteste Braunschweigs.
Welche Vorteile hat ein kleines Theater?
Selbst bei voll besetztem Haus sind alle Zuschauer hautnah beim Künstler und alles läuft in (m)einer Hand. Es gibt keinen Reibungsverlust durch
hierarchische Strukturen.
Zehn Jahre Das KULT – was fällt dir heute leichter als noch
zu Beginn des Theaters?
„Nein“ sagen, schneller eine Auswahl treffen und mit Gelassenheit in die Zukunft schauen, weil die Erfahrung zeigt, dass sich (fast) alles immer fügt.
Du bist Theaterdirektor, Künstlerbetreuer, Marketing-Manager, Booker, Techniker, Kartenabreißer und Schauspieler in einer Person. Was genießt du am meisten?
Schwere Frage. Ich versuche, in jedem Bereich meine verfügbaren 100 Prozent zu geben. Bei guter Organisation und Selbstdisziplin gelingt das meistens. Und jeder Bereich hat seine Vorzüge und Nachteile, aber mit Spaß bei der Sache fällt alles leichter. Ich bin im Laufe der Jahre in alle Bereiche reingewachsen und kann bestimmt noch mehr rausholen. Ich genieße einfach jeden Augenblick der jeweiligen Tätigkeit.
Was machst du, wenn du nicht im KULT bist?
Ich genieße mein Leben mit meiner Frau, meiner Enkelin und meinen Freunden.
Warum sollten wir alle mal Improtheater ausprobieren?
Im Improtheater gibt es Regeln und Werkzeuge, die das Zusammenspiel auf der Bühne im Hier und Jetzt leichter werden lassen. Sehr häufig spielt man auf der Impro-Bühne mit mindestens einem Partner eine Szene. Bei einem (Spiel-)Angebot des Mitspielers sollte man dieses erstmal annehmen, indem man zu sich selbst „Ja, und ..!“ sagt. Das bedeutet, die Haltung einzunehmen sowie das Angebot erst einmal anzunehmen und sofort etwas Eigenes hinzuzufügen, damit die Szene vorangetrieben werden kann. Und die zweite Regel lautet: „Scheiter heiter!“ Wenn es also mal nicht so klappt, wie man es sich wünscht, sollte man nicht alles hinwerfen, sondern es mit einem Lächeln gleich nochmal oder anders probieren.
Inwieweit hilft Improtheater im Alltag?
Improtheater hilft jedem Menschen, selbstbestimmter und glücklicher zu werden.
Gibt es eine Erfahrung, die dein Leben nachhaltig verändert hat?
Ja, Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens. Was einmal richtig und gut erscheint, muss nicht so bleiben. Was einmal abstoßend und nicht kompatibel war, kann sich zum Guten verändern. Je nachdem, wie tief man involviert ist, kann das einen selbst mitverändern.
Für welche Sache kannst du dich so begeistern, dass du
Essen und Trinken vergisst?
Wenn ich eine gute, tiefgreifende, tragikomische Geschichte höre, sehe,
lese oder erlebe.
Was besitzt für dich Kultstatus?
Die Erfindung der Langspielplatte.
Was schätzt du an Braunschweig?
Kurze Wege – egal, ob es um Entfernung oder Mitmenschen geht.
Was ist verbesserungswürdig?
Kürzere Wege zwischen den Menschen, Organisationen, Politik, Stadt und Land.
Für was musst du so richtig deinen inneren Schweinehund überwinden?
Förderanträge schreiben.
Welchen Lebensratschlag würdest du deinem 18-jährigen Ich gern geben?
Das Leben bietet viel. Nimm, was dir wirklich guttut.
Und welchen Lebensratschlag würde dir dein 18-jähriges Ich heute geben?
Was willst du wirklich? Verfolge deine Leidenschaft.
Dein Rezept für gute Laune?
Nimm dich selbst nicht so ernst.
Foto Das KULT